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Update

Insolvenzverfahren: Admiralspalast erhielt Schonfrist bis November - vor fünf Jahren

Vor fünf Jahren gab Falk Walter nicht auf: Der Betreiber des Admiralspalasts wollte das Traditionshaus mit einem Vermittler aus Senatskreisen oder der Handelskammer retten. Was Thomas Looy darüber schrieb.

Eine Dreiviertelstunde hat Falk Walter monologisiert, dann schiebt ihm seine Pressereferentin einen Zettel hin: „Bitte nicht abschweifen.“ Der Chef des Admiralspalastes ist aber nicht zu bremsen. Nach Monaten des Schweigens soll endlich die Wahrheit über das Geschachere an der Friedrichstraße ans Licht. Und die ist nun mal sehr vielschichtig.

Die Betreibergesellschaft des Admiralspalastes, deren Geschäftsführer Falk Walter ist, befindet sich in der vorläufigen Insolvenz. Die Miete für das Haus, mit 1,7 Millionen Euro im Jahr ziemlich hoch, konnte durch die Einnahmen nicht erwirtschaftet werden. Bis zum November soll nun geklärt werden, ob der Bühnen- und Barbetrieb fortbestehen kann. Zuvor hatten die Eigentümer des Admiralspalastes der Betreibergesellschaft fristlos gekündigt und einen gerichtlichen Räumungsbefehl zum 22. September erwirkt. Diese „Vollstreckungsmaßnahme“ sei durch das Insolvenzverfahren aber eingestellt worden, erklärte Udo Feser, vorläufiger Insolvenzverwalter.

Die Eigentümer, zu denen in Doppelfunktion Falk Walter selbst gehört, sind bereits seit Jahren heftig zerstritten. Walter möchte das Haus nach seinen Vorstellungen ausbauen, die Mehrheit der Eigentümer setzt dagegen auf externe Investoren. Sie werfen Walter vor, das Potenzial des Hauses nicht auszuschöpfen und dadurch auf erhebliche Einnahmen zu verzichten. Konkret geht es um das Admiralsbad, das ursprünglich eines der Hauptattraktionen sein sollte, bis heute aber nur als Architektenskizze existiert. Auch der große Klub im Keller blieb im Rohbau stecken. 2005 war die Welt noch in Ordnung. Die Eigentümer, acht Freunde aus der Berliner Kulturszene, darunter Falk Walter selbst, hatten das ehemalige Metropol-Theater vom Land für eine Million Euro erworben. Damals jubelte das Feuilleton, denn dem denkmalgeschützten Juwel drohte der Abriss. Nur ein genialer Kuturvermarkter wie Falk Walter schien dem maroden Theaterbau wieder Leben einhauchen zu können. Heute spricht Walter von einer „gemeinschaftlichen Fehleinschätzung“.

Die Eigentümer steckten mehr als 15 Millionen Euro in die Sanierung, daraus ergab sich ein jährlicher Finanzbedarf für Zins und Tilgung der Kredite von rund 1,7 Millionen Euro. So viel Geld musste der Hauptmieter Falk Walter also erwirtschaften, was sich bald als unmöglich erwies. 2008 riss einigen Eigentümern der Geduldsfaden. Sie forderten Walter zur Zahlung ausstehender Mieten auf. Der revanchierte sich mit Rechnungen für eigene Bauleistungen.

Walter unterstellt der Mehrheit der Eigentümer inzwischen spekulative Absichten. Sie wollten ihn herausdrängen, um das Gebäude als Edelimmobilie vermarkten zu können, beispielsweise als Kongresshotel. „Dann wäre das Haus 50 Millionen Euro wert.“ 2015 werde die im Kaufvertrag festgehaltene Klausel einer kulturellen Nutzung auslaufen. „Das ist hanebüchen“, erwidert Hans Christian Steinmüller, Sprecher der Eigentümer. „Das Haus steht unter Denkmalschutz. Da kann man kein Kongresszentrum draus machen.“ Durchaus möglich sei aber die Vermietung einzelner Etagen als Bürofläche. Das habe Walter bisher blockiert.

Der Senat verfolgt das Geschehene aus der Ferne. „Bisher gab es keine Anfragen an uns“, sagt Kulturstaatssekretär André Schmitz. Eine Vermittlerrolle könne er sich vorstellen, öffentliche Zuschüsse eher nicht. Falk Walter habe „eine gute Arbeit geleistet“. Und: „Es gibt ein klares Bekenntnis zum Kulturstandort Admiralspalast.

Der Beitrag erscheint in unserer Rubrik "Vor fünf Jahren"

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