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Berlin: Institut im Angebot: Humboldt-Uni verkauft Immobilien

Mit den Erlösen sollen Neubauten finanziert werden, zum Beispiel die Bibliothek. Der Senat will aber auch etwas abhaben – obwohl er ohnehin schon an den Hochschulen spart

Die Humboldt-Uni wartet offenbar nicht länger auf bessere Zeiten: Um dringend nötige Neubauten anzugehen, will die HU Institutsgebäude und Grundstücke verkaufen. Auf der Angebotsliste stehen Gebäude in der Oranienburger Straße in Mitte, in Malchow, in Köpenick und Lehnitz – nördlich von Berlin. Mit den Erlösen will man anstelle des Landes Berlin bei der Finanzierung des Hochschulbaus einspringen.Bekanntlich wird der Hochschulbau je zur Hälfte von Bund und Land finanziert. Bei der jüngsten Sparrunde hatte der Berliner Senat nun aber beschlossen, bis zum Jahr 2007 keine neuen Investitionen im Hochschulbau mehr zuzulassen. Diesem Beschluss war der Campus für die Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Oberschöneweide ebenso zum Opfer gefallen wie eine Sanierung von Operationssälen an der Charité und die Vollendung des unterirdischen Versorgungsringes der Charité.

Dass Universitäten Grundstücke verkaufen, um den Landesanteil im Hochschulbau zu finanzieren, ist möglich und geregelt. Allerdings haben sich unter der Regie von Finanzsenator Thilo Sarrazin die Bedingungen erheblich verschlechtert. Sarrazin überlässt den Hochschulen nur noch die Hälfte der Erlöse. Unter Sarrazins Vorgänger, Peter Kurth (CDU), hatten die Hochschulen noch über die gesamte Summe verfügen können, sofern sie damit Neubauten finanzierten.

Trotzdem hofft die HU, mit den neuen Haus- und Grundstücksverkäufen genug einzunehmen, um zwei Vorhaben zu retten, die ihr besonders auf den Nägeln brennen: den Neubau der Universitätsbibliothek und des Germanistischen Instituts. Letzterer ist mit 18 Millionen Euro veranschlagt. Das Vorhaben ist deswegen so dringlich, weil die Germanisten in einem sehr teuren Mietobjekt, dem Mossehaus in der Schützenstraße, untergebracht sind. Die Mietkosten in Höhe von 750 000 Euro jährlich möchte die HU nicht mehr aufbringen. Eine Kombination von eingesparten Mietkosten und Grundstücksverkäufen soll die Summe erbringen, die für die Gegenfinanzierung des Bundesanteils benötigt wird.

Mit 75 Millionen Euro wesentlich teurer ist der Neubau der Universitätsbibliothek. Noch lagern die 2,5 Millionen Bände in einem Trakt der Staatsbibliothek zu Berlin in der Dorotheenstraße. Doch der muss bis Ende dieses Jahres geräumt werden. In diesem Teilbereich der Stabi war die HU von Anbeginn untergebracht. Aber dieses Provisorium sollte bereits vor dem Zweiten Weltkrieg ein Ende haben. Im Jahre 2001 war der HU schon gekündigt worden, weil der riesige Gebäudekomplex der Staatsbibliothek grundsaniert werden musste. Nach der Sanierung benötigt die Stabi den gesamten Komplex von der Straße Unter den Linden bis zur Dorotheenstraße für die eigenen Bestände.

Seitdem hatte die HU Zeit, um sich auf einen Bibliotheksneubau vorzubereiten. Verschiedene Objekte waren an Grundstücks- und Finanzierungsproblemen bisher gescheitert. Jetzt bestehen gute Aussichten, dass nächstes Jahr der Grundstein für den Bibliotheksneubau zwischen der Max-Planck- und der Universitätsstraße gelegt werden kann. Das erklärte der für den Haushalt zuständige Vizepräsident Frank Eveslage. Er hofft, dass ein 15 Meter breiter Geländestreifen entlang der Hochtrasse der S- und Fernbahn rechtzeitig von der Deutschen Bahn dem Land Berlin zur Verfügung gestellt wird. Der Bau soll im Jahr 2007 bezugsfertig sein.

Ursprünglich war die Idee, dass Hochschulen ihre Gebäude und Grundstücke verkaufen von Berliner Politikern gefördert worden, weil sie ein Auge auf die Dahlemer Villen geworfen hatten, die von der Freien Universität genutzt werden. Die FU sollte dafür das ehemalige Hauptquartier der US-Armee an der Clayallee übernehmen. Mit dem Bund gab es aber keine Einigung über die Höhe des Kaufpreises. Jetzt zieht dort der Bundesnachrichtendienst ein.

Uwe Schlicht

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