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Berlin: Internationaler Frauentag: Die Spielplatz-Connection

Es gibt etwas zu feiern - für Frauen. Heute ist Internationaler Frauentag.

Es gibt etwas zu feiern - für Frauen. Heute ist Internationaler Frauentag. Deshalb reden wir über jene, die den Frauen den Rücken freihalten: die neuen Väter. Sie sind, was viele Frauen nicht mehr sein wollen: Hausfrauen. Mittlerweile sind es wenigstens zwei Prozent der deutschen Männer, die die ihnen gesetzlich zugesicherte Erziehungszeit nehmen. Studien haben bewiesen - es würden gerne mehr Männer diese Auszeit nehmen. Wir stellen zwei von ihnen vor. Zwei neue Väter aus Berlin.

Der Hausmann

Es gibt eine Waschmittel-Werbung, in der ein Mann beschließt, nach der Geburt seiner ringellockigen Tochter zuhause zu bleiben, und die Wäsche weißer als weiß zu waschen. Der Waschmittel-Mann des wahren Lebens heißt Thomas Fellerhoff und wäscht eigentlich nicht so gerne. Das überlässt er lieber seiner Frau, die als Bau-Ingenieurin die Familie ernährt. Auch Fellerhoff, 38 Jahre alt, ist Bau-Ingenieur. Als vor zweieinhalb Jahren Söhnchen Leon zur Welt kam, lief gerade sein Vertrag an der Technischen Universität aus, und Fellerhoff blieb zu Haus. Damit gehört er zu einem ganz geringen Prozentsatz von Männern, die den gesetzlichen Erziehungsurlaub nehmen: gerade mal zwei Prozent.

Fellerhoff hatte keine Probleme, ein voll integriertes Mitglied der Spielplatz-Connection zu werden: mit den Müttern dort diskutiert er, wo es die besten Kinderklamotten gibt und welche Bereifung für das Boby-Car gut ist. Manchmal ist es allerdings ein klein wenig öde allein mit Kind. Hausarbeit sei zwar einfach, aber auch langweilig. Fellerhoff ist froh über die Zeit, die er mit dem Kind verbringen durfte. Ein Privileg nennt er das: "Denn die Einkommensverteilung begünstigt leider immer noch die Männer, so dass es sich die wenigsten Familien leisten können, dass die Frauen arbeiten."

Der Alleinerzieher

Thomas Müller ist einer von Berlins 27 000 alleinerziehenden Vätern und gleichzeitig Hausmann. Seit knapp zwei Jahren lebt er getrennt von seiner Frau. Die kleine Tochter Lucy ist jetzt drei Jahre alt, und es gefällt Müller, ganz für sie dazu sein. Müller war mal Taxifahrer und auch Software-Entwickler. Aber glücklicherweise war er immer mit Frauen liiert, die genug verdienten für eine Familie. Die freie Zeiteinteilung zu Haus, die Kindererziehung und die Art der Aufgaben - vor allem Kochen - liegen Müller einfach. Und in seiner Rolle hat er nur gute Erfahrungen gemacht. Auf Ämtern behandeln ihn die Sachbearbeiterinnen als Kuriosum, und er wird bevorzugt behandelt. Er hatte zum Beispiel keine Schwierigkeiten, einen Kindergartenplatz zu bekommen. Von Freunden musste der 46-Jährige allerdings, wenn auch manchmal scherzhaft, Hiebe einstecken. "Was machst Du denn bloß mit soviel Freizeit", tönten die Männer. "Man braucht schon ein verdammt großes Selbstbewußtsein. Viele tun so, als wäre es nichts, einen Haushalt zu schmeißen und ein Kind aufzuziehen", meint Müller.

Zurzeit hat er finanzielle Probleme. Die Mutter zahle zu wenig für das Kind, und gar nichts für ihn, sagt Müller. Als langjähriger Hausmann ist es schwer für ihn, wieder einen Job zu finden. "Aber Wieder-Eingliederungshilfen in den Beruf, wie der Bezirk das für Hausfrauen anbietet, gibt es für Männer nicht", meint Müller. Glücklich ist er nicht in seiner Situation, auch weil er weiß, dass Lucy eigentlich eine Mutter bräuchte.

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