zum Hauptinhalt

Berlin: Internationaler Kinderbuchtag: 1001 Märchen

Am besten wirken Märchen, wenn man sich beim Zuhören auf den Boden flegeln darf, im Schneidersitz oder liegend, mit in die Hand gestütztem Kinn. Besonders gut geeignet ist dafür ein waschechter Orientteppich - erinnert an Aladins fliegendes Exemplar -, vor allem, wenn da Tabletts mit Köstlichkeiten aus fernen Ländern draufstehen.

Am besten wirken Märchen, wenn man sich beim Zuhören auf den Boden flegeln darf, im Schneidersitz oder liegend, mit in die Hand gestütztem Kinn. Besonders gut geeignet ist dafür ein waschechter Orientteppich - erinnert an Aladins fliegendes Exemplar -, vor allem, wenn da Tabletts mit Köstlichkeiten aus fernen Ländern draufstehen. So hatten sich die Expertinnen von LesArt, dem Berliner Zentrum für Kinder- und Jugendliteratur, das ausgedacht, als sie die "3. Berlinweite Märchenerzählnacht" vorbereiteten. Seit drei Jahren veranstaltet der private Verein, der vom Kultursenat gefördert wird, diese Nächte - immer zum Internationalen Kinderbuchtag am 2. April. Zum Finale ins Haus der Kulturen der Welt kamen am Freitagabend 250 Kinder. Und beim Finale im Haus der Kulturen der Welt durften sie die Stühle ignorieren, sich auf die Teppiche fläzen und Speisen mit geheimnisvollen Namen probieren.

23 Uhr: Die kleinen Zuhörer sind schon etwas überdreht. Oben auf dem Podest steht gerade die Prinzessin aus 1001 Nacht. Naja, eigentlich ist es Ferisde Eksi, eine Berliner Diplom-Psychologin. Aber aus der Erfahrungsbandbreite der Acht- bis Zehnjährigen ist Ferisde eindeutig die, die den Kalifen bezirzt. Mara, 8 Jahre, aus Wilmersdorf ist fest davon überzeugt. So einen tollen Glitzerschal hat sie nämlich noch nie gesehen, "normale Leute ziehen so was nicht an". Prinzessin Ferisde wünscht auf Türkisch guten Appetit und die kleinen Zuhörer grapschen sich unter Gedrängel von den Tabletts vor ihnen eine mit Weinblättern gefüllte Reisrolle. Aus dem, was es zum Schluss zu essen geben würde, hatten die Märchenerzähler ein großes Geheimnis gemacht. Die landestypischen Häppchen hatten sie immer nur in der fremden Sprache genannt.

Neun in Berlin lebende Künstler aus verschiedenen Kulturen hatten die LesArt-Organisatorinnen als Märchenerzähler gewonnen. Die Kinder sollten nicht nur an Literatur herangeführt werden, sondern gleichzeitig auch fremde Kulturen kennen lernen. Zu Beginn des Abends hatte jeweils einer die Kinder, aufgeteilt in Gruppen zu 25, in einer Berliner Stadtteilbibliothek mit Geschichten aus seinem Heimatland empfangen. Francois Tendeng aus dem Senegal scharte in der Friedrichshainer Hauptkinderbibliothek die kleinen Zuhörer um sich. Und Feliks Morales aus Chile erzählte in Wilmersdorf eine Geschichte, wie sie auch die kleinen Chilenen zum Einschlafen hören.

Nach zwei Stunden, um 20.30 Uhr, hieß es dann umziehen ins Haus der Kulturen der Welt, wo das Finale stattfand - mit dem Theaterstück "Däumeline" und dem Abschlussfestmahl mit den landestypischen Häppchen. Ferisde Eksi bot gefüllte Weinblätter an, Schirin Zareh aus dem Iran "Gaz" und Soogi Kang aus Korea Sardinen. Und als zur Geisterstunde alles vorbei war, kannte jedes Kind Geschichten aus der ganzen Welt und sprach ein wenig Türkisch oder Koreanisch.

Christine Felice Röhrs

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false