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Demonstranten protestieren vor der türkischen Botschaft für Presse- und Meinungsfreiheit.

© dpa/Maurizio Gambarini

Update

Internationaler Tag der Pressefreiheit in Berlin: Demo vor türkischer Botschaft und Konzert vor Brandenburger Tor

In keinem Land sind laut Amnesty International derzeit mehr Journalisten in Haft als in der Türkei. Dagegen protestierten am Mittwoch zahlreiche Organisationen.

Amnesty International und Reporter ohne Grenzen demonstrierten am heutigen Mittwoch zum Tag der Pressefreiheit vor der türkischen Botschaft am Tiergarten. Die etwa hundert Teilnehmer forderten die sofortige Freilassung aller inhaftierten Journalisten in der Türkei. Seit dem 27. Februar sitzt dort auch der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel in Untersuchungshaft.

Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International, sagte mit Blick auf die aktuelle Situation: "In keinem Land sind derzeit mehr Journalisten in Haft als in der Türkei." Nach dem gescheiterten Putschversuch im Juli 2016 seien dort über 120 Medienvertreter verhaftet und 160 Medienhäuser geschlossen worden. Tausende Journalisten hätten ihre Arbeit verloren. "Die Untersuchungshaft wird de facto als Strafe angewandt, faire Verfahren werden systematisch verhindert", sagte Beeko.

Keine Freiheit ohne Pressefreiheit

Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter Ohne Grenzen, unterstrich die Bedeutung einer uneingeschränkten Berichterstattung für die Demokratie: "Es gibt keine Freiheit ohne Pressefreiheit". Während eine Aktivistin die Namen der in der Türkei festgesetzten Journalisten verlas, hielten Teilnehmer der Demonstration überdimensionierte Porträts der Inhaftierten in Richtung der Botschaft. Mit Sprechchören und Trillerpfeifen versuchten sie die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen - an den Fenstern des Gebäudes war kein Mensch zu sehen.

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Veranstaltung vor Brandenburger Tor

Ab 17 Uhr wurde der Protest anschließend vor dem Brandenburger Tor fortgesetzt. Auf einem Solidaritätskonzert spielten unter anderem bekannte Künstler wie die Antilopen Gang, The Notwist, Die Sterne, Peter Licht und Christiane Rösinger. Organisiert wurde das Konzert von der Initiative Freundeskreis #FreeDeniz mit Unterstützung von Amnesty International, Reporter ohne Grenzen Deutschland, Kulturforum Türkei Deutschland und zahlreichen Medienpartnern. Außerdem riefen Medien unterschiedlicher politischer Richtung zu der Demonstration auf. So unter anderem die Bild-Zeitung, die Welt, die taz und die Jungle World. Die taz-Redakteurin Doris Akrap sagte: "Wir machen das, obwohl wir heute, gestern und morgen unterschiedliche Meinungen haben."

Abwechslungsreiches Programm

Vielfältigkeit spiegelte sich auch im Programm wider. Unterschiedliche Musiker wechselten sich mit eingespielten Video-Botschaften von Medien- und Kulturvertretern ab. Die Eröffnungsrede hielt Michel Friedman, der erklärte, dass freies Denken von aufgeklärten Menschen der "Sauerstoff für die Demokratie" sei. Die Tagesthemen Moderatoren Ingo Zamperoni und Caren Miosga sagten in einer etwa einminütigen Videobotschaft, ein Angriff auf Journalisten in der Türkei sei auch ein Angriff auf sie.

Die Bild-Chefredakteurin Tanit Koch kokettierte damit, dass sie die Axel-Springer-Preis-Verleihung schwänze, um der Veranstaltung beiwohnen zu können.

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