zum Hauptinhalt
Ursula Sarrazin, 59, arbeitet seit rund 30 Jahren als Lehrerin und seit neun Jahren an der Reinhold-Otto-Grundschule in Westend. Sie stammt aus Schleswig-Holstein.

© Paul Zinken

Internetforen: Heftige Opfer-Debatte um Lehrerin Sarrazin

Nach den Vorwürfen um das Verhalten der Lehrerin Ursula Sarrazin gegenüber Schülern, Eltern und Kollegen, wandelt sich die hitzige Debatte zu einem Stellvertreterkrieg um das umstrittene Buch ihres Mannes.

In dutzenden Internetforen und den Kommentarspalten von Online-Zeitungen tobt eine breite Diskussion, die zum Teil in wüsten, rassistischen Beschimpfungen gipfelt. Viele Unterstützer von Thilo Sarrazins Thesen sind davon überzeugt, dass die Kritik an seiner Frau ein vorgeschobener Grund sei, um ihm zu schaden.

Inzwischen wird nicht nur der Schulleiter der Reinhold-Otto-Grundschule in Westend massiv bedroht, sondern auch Landeselternsprecher Günter Peiritsch, der sich hinter die Kritiker gestellt hatte. Wie berichtet, wird der Frau des früheren Finanzsenators vorgeworfen, Kinder zu beschimpfen, Kollegen anzuschreien und den Schulfrieden zu stören. In den letzten Jahren gab es mehrere Klagen gegen sie und 2008 eine Dienstaufsichtsbeschwerde. Peiritsch sagte, dass er befürchte, die Schule würde wegen Frau Sarrazins Verhalten Schaden nehmen. Die Lehrerin versucht derzeit über einen Anwalt, Peiritsch zum Widerruf seiner Aussagen zu zwingen und eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben.

Für besonders verdächtig halten viele Kommentatoren, dass die jüngste Auseinandersetzung durch die Beschwerde eines türkischstämmigen Vaters ausgelöst wurde. „Türkische Elternsprecher geben den Befehl zum Abschuss“, heißt es in einem Internet-Forum. Andere glauben an ein „angeordnetes Mobbing“ durch „das linke Gesocks“ in den Schulgremien. Ein Teil der User lobt hingegen die strengen und konsequenten Erziehungsmethoden von Ursula Sarrazin. „Wenn ich – wie Frau Sarrazin – Millionär wäre, würde ich doch nicht so bekloppt sein und weiter grenzdebile Türken-Bälger unterrichten, sondern mal schön die Beine hochlegen“, empfiehlt ein weiterer Kommentator.

Im Tagesspiegel-Interview wies Frau Sarrazin am Freitag die Vorwürfe von Eltern und Kollegen zurück. Sie sprach von „Sippenhaft“. Eine einzelne Lehrerin könne den Schulfrieden nicht stören.

„Ich erhalte viele Drohungen per E-Mail“, sagte Landeselternsprecher Peiritsch. „Ich lasse mich davon aber nicht beeindrucken.“ Im Fall der ebenfalls per E-Mail eingegangenen Bedrohungen des Schulleiters der Reinhold-Otto-Grundschule, Joachim Syska, ermittelt seit einigen Tagen der polizeiliche Staatsschutz. Er wurde unter anderem als „Kanakenfreund“ beschimpft. Auf mehreren Internetseiten der rechten Szene wurden die Namen und Mailadressen von Syska und Peiritsch mit einem Aufruf veröffentlicht, den beiden zu schreiben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false