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© Kitty Kleist-Heinrich

Interview: "Es wird kein Chaos geben"

Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher glaubt an einen reibungslosen Start der Impfungen gegen die Schweinegrippe am Montag – und die Gelassenheit der Berliner.

Viele Berliner haben Angst, nicht rechtzeitig geimpft zu werden. Sie bestürmen die Gesundheitsämter, impfwillige Ärzte fühlen sich von Ihrer Behörde allein gelassen, ab Montag impfen nur rund 100 Praxen. Haben Sie die neue Grippe falsch eingeschätzt und zu spät reagiert?



Nein. Vor zwei Wochen haben wir unser Impfkonzept vorgestellt, nach dem zunächst die Gesundheitsämter und arbeitsmedizinischen Dienste ab 26. Oktober Schlüsselpersonen immunisieren und sich ab Montag dann die Bevölkerung impfen lassen kann. So war es geplant. Ich bin sicher, dass im Verlauf dieses Monats immer mehr Praxen impfen werden. Es wird kein Chaos geben.

Vierhundert Praxen haben sich inzwischen zum Impfen bereit erklärt. Sie alle könnten bereits am Montag starten, wenn Ihre Behörde schon Impfverträge mit ihnen abgeschlossen hätte. Das ist nicht der Fall. Deshalb gehen jetzt nur rund 100 an den Start. Warum schaffen Sie das nicht schneller?

Ich kann dafür nicht einfach Leute von der Straße engagieren. Jeder Vertrag muss fachlich und einzeln geprüft werden. Das dauert. Unsere Leute sind im Dauerstress. Wir haben personell aufgestockt, aber mehr ist nicht möglich. Außerdem hat uns ja die Kassenärztliche Vereinigung dieses ganze Problem mit den Einzelverträgen eingebrockt. Die KV hat eine pauschale Impfvereinbarung für alle Berliner Mediziner abgelehnt.

Sie boten den Ärzten 5,50 pro Spritze an, das war diesen zu wenig. Hätten Sie da nicht etwas mehr Geld drauflegen sollen, um den Berlinern den Stress zu ersparen?

Die Impfung wird laut Gesetz von den Kassen bezahlt, wir hatten da keinen Spielraum. Aber wir wären ohnehin an unsere finanziellen Grenzen gestoßen.

In Brandenburg kann man sich schon seit Donnerstag auf einer Website orientieren, welcher nahe gelegene Arzt Impfungen durchführt. Die Leute können sich so frühzeitig anmelden. Warum wird in Berlin dann erst ab Montag eine entsprechende Website geschaltet?

Das halte ich für nicht notwendig. Rechtzeitig mit Beginn der Impfaktion kann man sich auch in Berlin eine Praxis aussuchen. Und die Berliner werden das nicht in Panik, sondern nach und nach tun. Auch die Bezirke melden zur Zeit, dass die Menschen zwar sehr besorgt sind, aber dabei nicht den Kopf verlieren.

Bisher haben Sie rund 400 niedergelassene Ärzte überzeugt, an der Impfung teilzunehmen. 400 Praxen reichen für eine Massenimpfung kaum aus. Warum organisieren Sie nicht zur Sicherheit eine breit angelegte Impfaktion im Gesundheitsdienst?

Dass bis jetzt 400 Rückläufe da sind, ist gut, klar ist aber: Je mehr Praxen mitmachen, desto besser. Deshalb appelliere ich nochmal an alle Ärzte, sich zu beteiligen. Ich erwarte noch weitere Rückläufe.

In welchem Ausmaß?

Das ist nicht abzusehen. Mit rund 400 Ärzten lässt sich aber schon viel erreichen. Das Personal der Gesundheitsämter in den Bezirken würde für eine Massenimpfung keinesfalls ausreichen. Deshalb planen wir so etwas nicht. Es liegt aber ein Angebot der Berliner Kinderärzte vor, in öffentlichen Räumen unentgeltlich zu immunisieren. Darüber wird verhandelt. Eine solche Bereitschaft vonseiten der Ärzte begrüßen wir natürlich.

Wird der bestellte Impfstoff rechtzeitig ab Montag zur Verfügung stehen?

Etliche beteiligte Praxen haben die Dosen bereits bestellt und erhalten. Der Impfstoff ist aber tatsächlich ein limitierender Faktor. Würden wir in der kommende Woche mit 1000 Ärzten starten, wären für diese noch nicht genügend Dosen da.

Sind Sie schon gegen die Schweinegrippe geimpft?

Vor zwei Wochen bekam ich erst einmal die Spritze gegen die klassische Influenza. In zwei Wochen lasse ich mich gegen das H1N1-Virus immunisieren.

Gespräch: Christoph Stollowsky

Katrin Lompscher koordiniert als Gesundheitssenatorin die Impfkampagne gegen die Schweinegrippe in Berlin. Die 47-Jährige will sich in zwei Wochen gegen H1N1 impfen lassen.

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