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Michael Müller ist seit 2012 Senator für Stadtentwicklung und Verkehr.

© dpa

Interview mit Berliner Senator Michael Müller: Bürgerbeteiligung am Beispiel Müllerstraße und Nauener Platz

Stadtentwicklungssenator Michael Müller ist dienstlich in Johannesburg, wo er die Metropolis-Konferenz besucht. Im Interview spricht er über Bürgerbeteiligung, Solaranlagen und steigende Mieten.

Herr Müller, wir erreichen Sie gerade in Südafrika am Telefon. Kleine Quizfrage: Wie viele Einwohner hat Johannesburg?

Offiziell vier Millionen, aber so genau weiß das keiner. Manche hier vor Ort schätzen bis zu zehn Millionen. Wie bei vielen Millionenstädten gibt es ein riesiges Umland, das mitunter mitgerechnet wird. Und nicht jeder ist angemeldet.

Gemessen daran ist Berlin eine Kleinstadt. Sie sind gerade dienstlich in Johannesburg, da findet die Konferenz „Metropolis“ statt, ein Kongress der Millionenstädte. Was machen Sie eigentlich genau dort?

Das Interesse der Millionenstädte daran, wie Paris, London und Berlin ihre Probleme lösen, ist beeindruckend. Da wird konkret gefragt: Was tut ihr in der Bildungspolitik? Wie verhindert ihr den Verkehrskollaps? Warum randalieren die Jugendlichen bei euch eigentlich nicht auf den Straßen?

Und wie erklären Sie denen das?

Da ist zum einen die Tradition unserer sozialen Absicherung. Und dass Parteien und Gewerkschaften hier einiges geleistet haben in den letzten 150 Jahren für den sozialen Frieden. Es liegt aber auch viel am bürgerschaftlichen Engagement. Ich habe die Beispiele Müllerstraße und Nauener Platz vorgestellt, wo wir bei der Planung und Umgestaltung die Einwohner einbezogen haben und dadurch den Vandalismus zurückgedrängt haben.

Und was kann Berlin lernen?

Vieles. Von Melbourne zum Beispiel etwas über neue Formen der Bürgerbeteiligung. Dort ist eine Mehrheit der Bürger an der Mitgestaltung der Planungsprozesse im Internet beteiligt, und nicht nur eine kleine Netzgemeinde. Es gibt viele Foren und Bürger werden aktiv zur Beteiligung aufgerufen. Da sind wir auf dem Weg, Erfahrungen anderer helfen uns.

Und was sind Höhepunkte des Treffens?

Das Vier-Augen-Gespräch mit dem Bürgermeister von Johannesburg. Als ich ihn im letzten Jahr kennengelernt habe, hat er sich sehr für den Bau von Solaranlagen und Recycling interessiert. Da kann Berlin viel einbringen. Auch mit den Vertretern von Rio de Janeiro und Buenos Aires sind Gespräche vereinbart.

Rio, die wichtigste Partystadt nach Berlin?

Vor allem eine Stadt, die unter ähnlichen Problemen leidet: mehr Verkehr, steigende Mieten. Diese globale Entwicklung, dass Metropolen stark wachsen, wird ein Schwerpunkt sein. ,Habitat’, das Wohnungsprogramm der Vereinten Nationen, steht deshalb auf der Agenda.

Michael Müller (48) ist seit 2012 Senator für Stadtentwicklung und Verkehr. Als Bürgermeister vertritt er Berlin auf der Metropolis-Konferenz in Johannesburg. Die Fragen stellte Ralf Schönball.

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