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Führt die Berliner Piraten als Landeschef an: Christoph Lauer.

© dpa

Interview mit dem neuen Berliner Piratenchef: „Wir wollen geil abliefern“

Christopher Lauer, der mit knapper Mehrheit zum Landesvorsitzenden der Piraten gewählt wurde, hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

15 Prozent bei der Berliner Wahl 2016 und dann kackdreist mitregieren – übernehmen Sie sich mit diesem selbst gesetzten Ziel nicht, Herr Lauer?

Man muss sich hohe Ziele stecken. Ich kann als neuer Landeschef der Piraten doch nicht sagen: Wir wollen das schlechteste Wahlergebnis seit Parteigründung einfahren. Wir wurden 2011 mit 8,9 Prozent ins Abgeordnetenhaus gewählt, bisher hat sich der Senat aber geweigert, unsere Forderungen aufzunehmen, also wollen wir rein in die Regierung. Aber bis dahin müssen wir uns auf die politische Arbeit konzentrieren und besser nach außen vermitteln, wofür die Piraten in Berlin gebraucht werden.

Sie haben Ihren Parteifreunden ein krawalligeres Auftreten versprochen. Was ist denn das?

Ich will nach außen die „Abteilung Attacke“ stärken. Wir haben die politische Konkurrenz bisher viel zu sehr geschont. Zum Beispiel die SPD, deren Fraktion ständig andere Dinge beschließt als die Parteigremien. Aber nach innen sehe ich es als meine Aufgabe an, die verschiedenen Strömungen in der Partei zu moderieren. Ich habe auf die harte Tour gelernt, dass Polarisierung und Eskalation innerhalb der Partei überhaupt nichts bringen.

Gerade Sie sind doch jemand, der ungefiltert redet, gern mal schimpft und öfter „Scheiße“ sagt. Meinen Sie denn, das kommt gut an?

Mir geht’s nicht darum, dass ich gut ankomme, sondern dass die Berliner Piraten gut ankommen. Dafür bin ich als Vorsitzender da. Ich will die Öffentlichkeit gut bedienen und das kriege ich, so glaube ich, auch prima hin.

Momentan weiß aber kaum jemand, was die Piraten wollen. Außer dem kostenlosen Öffentlichen Personennahverkehr.

Wir haben ein Grundsatzprogramm, da steht zum Beispiel drin: Das Recht auf gesicherte Existenz und gesellschaftliche Teilhabe für jeden Bürger. Wir wollen andere Lebensmodelle jenseits der heterosexuellen Zwei-Kind-Familie oder mehr Unterstützung für Schulen in freier Trägerschaft. Beim Tempelhofer Feld fordern wir eine stärkere Beteiligung der Berliner an der Entwicklung des Geländes. Aber Sie haben recht: Mit solchen Forderungen werden wir Piraten bisher nicht so richtig in Verbindung gebracht.

Wie würden Sie das aktuelle Erscheinungsbild der Piraten beschreiben?

Ich habe, ehrlich gesagt, keinen Bock, mich mit irgendwelchen Befindlichkeiten auseinanderzusetzen. Weder im Berliner Landesverband noch in der Bundespartei. Berlin ist groß genug für alle innerparteilichen Strömungen. Die Piraten in Steglitz-Zehlendorf sind anders drauf als die in Friedrichshain-Kreuzberg. Leben und leben lassen, das ist doch super. Ein Wort noch zur Bundespartei: Es täte allen gut, zwei, drei Gänge runterzuschalten und alles dafür zu tun, mit unseren guten Kandidaten bei der Europawahl im Mai geil abzuliefern.

Apropos Europawahl: Ihre Prognose für die Piraten in Berlin?

Mindestens fünf Prozent. Und wenn das nicht funktioniert, müssen wir uns so optimieren, dass es 2016 mit den 15 Prozent klappt.

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