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Feuerwehr im Einsatz. (Symbolbild)

© dpa

Interview mit einem Lebensretter: „Ich habe durchgeatmet, tief eingeatmet und bin wieder rein“

Der 39-jährige Berliner Sven Westphal hat am Donnerstag eine Nachbarin aus ihrer brennenden Wohnung geholt - und hat sogar versucht, ihren Mops zu retten. Es war nicht seine erste tapfere Tat.

Von Sandra Dassler

Herr Westphal, wie wird man Lebensretter?
Erstmal hoffe ich, dass ich meiner Nachbarin wirklich das Leben gerettet habe. Ihr Zustand ist wohl noch sehr kritisch.

Was ist eigentlich passiert?
Ich kam gegen 22.30 Uhr in meine Wohnung in der Kelterer Straße in Spandau und merkte schon an der Garage, dass es seltsam roch. Dann sah ich, dass es in der Wohnung im 2.Stock des Nachbarhauses brannte. Ich rief die Feuerwehr und klingelte in der 1. Etage, denn da brannte Licht.

Die Mieter hatten noch nichts bemerkt?
Nein, die ältere Dame sagte aber sofort, dass in der Wohnung über ihr eine 59-jährige Frau mit Hund wohne. Und dass sie mit Sicherheit zuhause sei. Zum Glück gehen in diesem Haus alle Wohnungen nach draußen auf eine Außentreppe. Ich versuchte, die Tür aufzubrechen, aber das ging nicht. Balkon auch nicht. Zum Glück hatte die ältere Dame eine andere Frau geholt, die einen Zweitschlüssel besaß.

Dann ging die Tür auf?
Nein, noch nicht, weil die Mieterin direkt dahinter zusammengebrochen war. Ich habe mich reingezwängt, da schlug die Tür zu. Da bin ich erstmal wieder raus.

Warum?
Ich habe einfach Panik bekommen, weil der Rauch extrem stark und dicht war. Das hatte ich so überhaupt nicht vermutet. Also hab’ ich erstmal richtig durchgeatmet, dann tief eingeatmet und dann bin ich wieder rein und habe die bewusstlose Frau aus der Wohnung gezogen.

Das war sicher nicht leicht?
Ich bin ja Kanusportler, da ist schon etwas Kraft vorhanden.

Haben Sie ihre Nachbarin versorgt?
Sie war an der frischen Luft und hat geatmet. Die anderen Frauen haben sich um sie gekümmert. Und mich aufgefordert, den Hund rauszuholen, den Mops.

Und?
Ich hab’s versucht, bin nochmal rein, aber es war aussichtslos. Leider.

Mutiger Retter: Sven Westphal.
Mutiger Retter: Sven Westphal.

© privat

Mussten Sie selbst ins Krankenhaus?
Ja, ich hatte eine Rauchgasvergiftung, war die ganze Nacht an Sauerstoffschläuche angeschlossen. Aber es ging glimpflich ab, am Freitag wurde ich entlassen.

Würden Sie alles wieder genauso machen?
Ja, nur für den Hund würde ich unter diesen Bedingungen nicht nochmal reingehen. Ein Feuerwehrmann hat mir auch sehr deutlich gesagt, dass das leichtsinnig war und hätte schiefgehen können.

Sie haben erst kürzlich jemanden gerettet?
Das ist übertrieben. Ich habe Anfang Oktober geholfen, einen Italiener, der auf Fuerteventura in eine Meeresströmung geriet, an Land zu holen. Wasser ist übrigens angenehmer als Feuer.

Und war da nicht noch was?
Das ist fast 20 Jahre her. Das habe ich nach einem Unfall einen eingeklemmten Mann aus dem Auto gezogen.

Also doch der Retter vom Dienst?
Nein, das ist nicht mein Ziel. Ich wünsche mir nur, dass – wenn mir mal was passiert – auch einer da ist, der hilft.

Das Gespräch mit Sven Westphal führte Sandra Dassler.

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