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Potsdamer

© dpa

Investitionen: Für Schweden ist Berlin ein Billig-Paradies

Investoren aus dem europäischen Ausland kaufen Immobilien in der Hauptstadt. Ein Niederländer und ein Schwede berichten über ihre Strategien.

Es vergeht kein Tag, an dem nicht mindestens einmal ein Makler anruft. „Sie fragen, ob ich nicht verkaufen will“, sagt Peter van Amstel, „das ist verrückt, so etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Die Häuser, nach denen die Makler fragen, hat der Niederländer van Amstel selbst erst vor einigen Jahren gekauft. „2002 kam ich nach Berlin, habe die Preise gesehen und gedacht: Das ist unglaublich.“ Er schlug zu und kaufte Häuser in allen Bezirken.

So geht es auch Pal Ahlsén, der als Geschäftsführer des schwedischen Wohnungskonzerns Akelius in einem Interimsbüro am Potsdamer Platz sitzt. „Wir sehen große Potenziale in Berlin“, sagt er, „die Hauptstadt wird noch viele höher qualifizierte Arbeitskräfte anziehen.“ Nicht in der Industrie, glaubt er, aber in Dienstleistungs- und Lobbyberufen. Diese Aussicht genügt Akelius. Zwischen 1100 und 1200 Euro zahlt Ahlsén im Durchschnitt pro Quadratmeter. „In Stockholm müssten wir das Vierfache zahlen.“

Es ist vor allem die Nachfrage aus dem Ausland, die in den letzten Jahren die Immobilienpreise in Berlin nach oben treibt. Der Immobilienmarkt hat eine Dynamik entwickelt, die vor einigen Jahren niemand erwartet hätte. Der vorläufige Höhepunkt ist der Verkauf des gesamten Daimler-Areals am Potsdamer Platz an einen Fonds der schwedischen SEB-Bank am vergangenen Freitag. Geht dieser Boom nun so weiter?

Verglichen mit den Zuwachsraten (158 Prozent mehr Verkäufe, 42 Prozent mehr Umsatz im Vergleich zum Vorjahr), sind die Mieten gering gestiegen. Nach Einschätzung von van Amstel und Ahlsén wird das so bleiben. Der Niederländer sieht zwei Gründe: „Die hohe Arbeitslosigkeit und die geringen Einkommen.“ Ähnlich der schwedische Geschäftsführer: „Wir erwarten keine Wunder.“ Ein moderater Anstieg, der etwa so hoch ausfällt wie die Inflationsrate, sei aber realistisch.

Ähnliche Erwartungen haben europäische Immobilienfachleute auch an die Büromieten. Beispiel Potsdamer Platz: Hier werden vergleichsweise hohe Mieten erzielt mit bis zu 20 Euro pro Quadratmeter. Auch wenn die Bahn AG im Jahr 2009 aus dem Sony-Center auszieht, bleibt der Standort gefragt. Indiz dafür ist der Umzug der Zentrale des Pharma- Unternehmens Pfizer in das ehemalige Volksbank-Gebäude im Daimler-Areal.

Van Amstel und Ahlsén sind sich in der Analyse einig, ziehen aber unterschiedliche Konsequenzen: Der Niederländer wird einen Teil seiner Häuser wieder verkaufen und die Gewinne in ein Wohnprojekt für Senioren in den Niederlanden investieren. Ahlsén sieht sich erst am Anfang. 2800 Wohnungen hat Akelius in Berlin bisher gekauft, in zehn Jahren sollen es 8000 sein.

In Schweden besitzt Akelius 28 000 Wohnungen und konzentriert sich dort, wie in Deutschland, auf die großen Städte. Neben Berlin hat das Unternehmen, dessen Basis eine Stiftung ist, in Deutschland in nahezu allen großen Städten eingekauft. Augenblicklich gehören 5800 Wohnungen zu Akelius. Auf dem Heimatmarkt trennt sich die Firma hingegen von Wohnungen. „Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen in Stockholm ist enorm“, berichtet Ahlsén, „dort haben wir keine Möglichkeiten mehr, in guten Innenstadtlagen Wohnungen zu kaufen. In Berlin hingegen schon.“

Peter van Amstel kauft keine Häuser mehr. „Die Preise sind schon zu hoch“, sagt er, „die Entwicklung Berlins hat mit den gestiegenen Preisen nicht Schritt gehalten.“ Stattdessen gibt er dem Werben der Makler nach und verkauft. Wie viele Häuser er besitzt, was er bezahlt hat und wie hoch seine Rendite ausfällt, möchte er jedoch nicht sagen. Er lächelt nur: „Es ist ein sehr, sehr gutes Geschäft.“

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