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Berlin: Irgendwann ging der Außenminister zwischen den 1400 Gästen der "Zeit"-Party verloren

Partys, noch dazu solche, über die man lange spricht, leben nicht allein von den Gästen. Da muss außerdem noch eine außergewöhnliche Kulisse her.

Partys, noch dazu solche, über die man lange spricht, leben nicht allein von den Gästen. Da muss außerdem noch eine außergewöhnliche Kulisse her. Mal werden deshalb Zelte am Brandenburger Tor aufgeschlagen, ein anderes Mal die Ruine der Charité-Pathologie hergerichtet. Alles schon dagewesen, sagt der Berliner Party-Profi und das macht die Suche nach einem ungewöhnlichen Ambiente schwierig.

Für ihre Party hatte die "Zeit" sich ein ausgedientes Spannwerk am Ufer des Landwehrkanals in Kreuzberg ausgeguckt und damit alle überrascht. Denn hinter den unscheinbaren Backsteinmauern tut sich eine weite Halle mit hohen Fenstern auf. Groß, aber überschaubar. Da traf fast jeder jeden, niemand ging verloren. Nur einer: Joschka Fischer. Den hatten seine Leibwächter augenscheinlich aus dem Blick verloren, sonst wären sie wohl nicht so hektisch zu später Stunde durch die Menge gehechtet.

Wo war er? Eben noch an der Tanzfläche, wo er seiner Frau zuschaute, oder in dem langen, schmalen Hof, der mit Zeltdächern bedeckt war, damit es weder aufs Büfett noch auf die Häupter der besonders lieben Gäste der Wochenzeitung tröpfelte. Nichts. Nirgends war er aufzutreiben. Aus Filmen wissen wir ja, dass dies albtraumhafte Momente im Leben eines Manns vom Sicherheitsdienst sind. Aber die Herren zeigten keine Panik, und so tat die ungewöhnliche Hektik im Getümmel der Stimmung keinen Abbruch. Schließlich tauchte der Außenminister ja auch wieder auf, um kurz vor Mitternacht die Feier zu verlassen.

Mit dem Party-Marathon am neuen, alten Regierungssitz gehen die Gäste übrigens ganz unterschiedlich um. Filmproduzent Artur Brauner lässt sich, wenn er Lust hat, viel Zeit. In der Nacht zu Donnerstag hatte er offensichtlich Lust, denn er blieb. SFB-Intendant Horst Schättle machte nach einer Dreiviertelstunde schon seine Abschiedrunde: "Da kommt man noch zeitig ins Bett und war trotzdem überall." An diesem Abend hatte er drei Verabredungen im Terminkalender. Die "Zeit"-Party war der Mittelteil. "Aber um zehn ist Schluss."

Ganz besonders eilig hatte es Hertha Däubler-Gmelin, die nur schnell ein paar Neuigkeiten mitnahm. Michael Naumann hörte wohl als einer der ersten, dass Jens Jessen neuer Feuilleton-Chef in Hamburg werden soll. Hans-Jochen Vogel interessierte sich dafür weniger, plauderte stattdessen mit Anke Fuchs, und da wird wohl ein anderes Thema ganz oben gestanden haben. Guido Westerwelle kam zwar noch ein bisschen früher als Cem Özdemir und Jürgen Trittin, die kurze Ansprache vom Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt hatte er dennoch verpasst.

"Berlin vergleicht sich ja immer gern mit New York", sagte Petra Lidschreiber, die Chefredakteurin des SFB-Fernsehens. Bei dem augenblicklichen Feier-Marathon seien sich beide Städte sehr ähnlich. "Man wünscht sich eine unsichtbare Hand, die einem sagt, wo man hingehen soll." Dass Journalisten dazu neigen, sich vor allem mit ihresgleichen unterhalten zu wollen, bestätigt sie indirekt: "Wir sind eine Spezies, der man nachsagt, dass sie außerhalb ihres Jobs nur sehr schwer auf fremde Leute zugeht." Woran das liegt? Sie lächelte kurz und zuckte mit den Achseln, und steuerte auf Bekannte zu, die sich in einer Gruppe unterhielten - ausschließlich Journalisten.

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