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Hilfe im Unterricht. Eine vom Arbeitskreis „Islam und Schule“ mit erarbeitete Broschüre soll Lehrern künftig helfen.

© ddp

Islam und Schule: Umstrittener Imam agitierte online - vor fünf Jahren

Vor fünf Jahren stellte Berlins Schulsenator Zöllner die Broschüre "Islam und Schule" vor. Überraschend gab es eine zweite Fassung im Internet, in der ein umstrittener Imam zu Wort kam. Was Susanne Vieth-Entus darüber schrieb.

Als „Hilfe bei alltäglichen Problemen und Konflikten in den Schulen“ hat Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) am Donnerstag die neue Handreichung „Islam und Schule“ gewürdigt, die in einer Auflage von 8000 Stück zurzeit an allen öffentlichen Schulen verteilt wird. Sie könne dazu dienen, immer dann „Antworten und Lösungsansätze“ zu bieten, wenn „Normen und Wertvorstellungen mit dem Schulalltag kollidieren“. Die Grünen reagierten mit Verwunderung darauf, dass zwar nicht in der gedruckten Broschüre, aber in einer ausführlichen Onlinefassung für Lehrer der umstrittene Imam Ferid Heider zu Wort kommen soll.

Wie gestern bekannt wurde, hat die Bildungsverwaltung nur rund ein Viertel der ursprünglich zusammengetragenen Materialien für die 23-seitige Broschüre in Druck gegeben. Die übrigen Unterlagen, die vom Arbeitskreis „Islam und Schule“ erarbeitet worden waren, sollen in den nächsten Wochen „nur für Lehrer“ online zur Verfügung stehen, kündigte Verwaltungssprecher Jens Stiller an. Dem Tagesspiegel sagte er, dass auch das Interview mit Heider dann abrufbar sein werde.

Der bekannte Imam hatte in dem Interview unter anderem dafür plädiert, die Gebetspflichten auch in der Schule einzuhalten. Zudem äußerte er, dass er es „islamisch nicht rechtfertigen“ könne, in Prüfungszeiten das Fasten auszusetzen. Inzwischen ist das Interview allerdings schon zwei Jahre alt. In der Zwischenzeit wurde die Handreichung ergänzt und überarbeitet. Schon damals hieß es allerdings von der Bildungsverwaltung, es sei wichtig, auch Persönlichkeiten wie Heider zu Wort kommen zu lassen, damit Lehrer seine Argumentation kennenlernten.

Der grüne Bildungspolitiker Özcan Mutlu sieht das anders. Es sei „extrem gefährlich“, wenn die Schulverwaltung den Lehrern eine Handreichung bereitstelle, „in der äußerst kritisch zu sehende und teilweise fundamentalistische Ansichten vertretende Personen zu Wort kommen“. Damit werde „der Bock zum Gärtner gemacht“. Es sei „höchst bedauerlich“, dass der Senat „so unsensibel“ agiere und auf berechtigte Kritik nicht eingehe. Er lobte aber die gedruckte Fassung als „hilfreich“.

Die Broschüre gliedert sich in vier Kapitel. Das erste beschäftigt sich allgemein mit dem Islam und Muslimen in Berlin, das zweite gibt „Antworten und Lösungswege zu religiös erscheinenden Konflikten“. Hier geht es etwa um Sexualerziehung, Geschlechterbilder, Klassenfahrten, das Kopftuch oder Feiertage. Es wird auch erläutert, wie man etwa die Bedenken gegenüber dem Schwimmunterricht entkräften könnte. Das dritte Kapitel handelt sehr kurz den Nahostkonflikt und Antisemitismus ab, und thematisiert die „pädagogische Balance zwischen Anerkennen und Abgrenzen“ beim Islamismus. Zuletzt geht es darum, wie man in Kontakt zu muslimischen Eltern treten kann. Als Beispiel werden Elterncafés und das Angebot von Unterrichtsbesuchen genannt.

Am Arbeitskreis „Islam und Schule“ waren Fachleute von Universitäten und muslimischenVereinigungen, aber auch Pädagogen und Islamkritiker seit 2005 beteiligt. Susanne Vieth-Entus

Der Beitrag erscheint in unserer Rubrik "Vor fünf Jahren"

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