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Berlin: Israelis feuerten auf Kurden und Polizisten vor dem Konsulat

BERLIN .Zahlreiche Polizeibeamte, die von PKK-Anhängern am vergangenen Mittwoch vor dem Israelischen Generalkonsulat niedergeknüppelt und schwer verletzt wurden, waren den Angriffen mit Eisenstangen und Holzknüppeln fast schutzlos ausgeliefert.

BERLIN .Zahlreiche Polizeibeamte, die von PKK-Anhängern am vergangenen Mittwoch vor dem Israelischen Generalkonsulat niedergeknüppelt und schwer verletzt wurden, waren den Angriffen mit Eisenstangen und Holzknüppeln fast schutzlos ausgeliefert.Nicht alle Beamte trugen zu diesem Zeitpunkt ihren Schutzhelm, sagte die Polizeipräsident Hagen Saberschinsky gestern im Innenausschuß des Abgeordnetenhauses.Dabei wurden weitere Einzelheiten des Angriffs auf das Konsulat bekannt.Nach einem Hinweis, daß Kurden die Gesandtschaft besetzen wollten, waren die Beamten dabei, rot-weiße Absperrgitter aufzustellen, als die Angreifer über sie herfielen.

Die Opposition von Bündnisgrünen und PDS kritisierte, daß das Israelische Konsulat nur unzureichend gesichert gewesen sei: "Der Schutz des Konsulats war unterdimensioniert", sagte Wolfgang Wieland (Bündnis90/Grüne).Auch die SPD rügte den ungenügenden Schutz.Die drei Wachpolizisten, von denen zum Zeitpunkt des Angriffs einer im Wachhaus saß, einer am Bismarckplatz stand und der dritte sich an der linken Seite des Konsulatsgebäudes (nahe dem Haupteingang) aufhielt sowie zusätzliche Polizeistreifen seien nicht ausreichend gewesen.

Nach einer gestern vorgelegten Chronologie der Polizei waren es die vier Minuten zwischen 13.31 Uhr und 13.34 Uhr, während der die 30 Polizisten niedergeknüppelt und das Israelische Generalkonsulat von fanatischen PKK-Anhängern gestürmt wurde, wobei zwei Männer und eine 18jährige Frau erschossen und 16 weitere Kurden verletzt wurden.Nach einem Hinweis des Bundeskriminalamtes um 13.20 Uhr, wonach die Kurden planten, um 14 Uhr das Konsulat zu besetzen, wurden zunächst 22 Bereitschaftspolizisten losgeschickt.

Diese begannen 13.31 Uhr, die ersten Absperrgitter aufzustellen, wurden aber schon eine Minute später von etwa 75 Kurden am Bismarckplatz/Schinkelstraße kampfunfähig geprügelt.Die Angreifer waren aus Richtung des Umweltbundesamtes gekommen.Einige von ihnen waren auch auf dem Hof des Amtes und verursachten "einen Höllenlärm", sagte der Sprecher des Amtes, Karsten Klenner.Aber ebenso plötzlich wie sie gekommen waren, verschwanden sie wieder.Gegen 13.33 Uhr stürmten die ersten Kurden Haupt- und Nebeneingang der Gesandtschaft.Gleichzeitig kamen weitere sechs Polizeibeamte über die Schinkelstraße aus Richtung der Koenigsallee und gerieten in die kurz darauf beginnden Schießerei.Sie warfen sich platt auf den Boden, um von den Schüssen der israelischen Sicherheitskräfte nicht getroffen zu werden.Diese haben offenbar wahllos in die Menge gefeuert und dabei auch keine Rücksicht auf die Polizisten auf der Straße genommen, heißt es in internen Schilderungen der Polizei.

Um 13.34 Uhr kamen weitere zehn Beamte über die Hubertusallee.Sie begleiteten eine Gruppe von etwa 50 Personen, die mit dem Bus zum Kurfürstendamm gekommen waren.Die Polizei vermutete zunächst, daß die Gruppe zum Türkischen Generalkonsulat an der Johann-Georg-Straße wollte, war aber ganz überrascht, als die Kurden in Richtung Rathenauplatz weiterzogen.

Die mehrmals von Abgeordneten gestellte Frage, ob Polizisten durch die Schüsse der Israelis in Gefahr waren, beantworteten die Sicherheitsbehörden gestern nicht.Allerdings wurden mehrere Projektile auch außerhalb des Konsulats gefunden, was belegt, daß nicht nur im Haus geschossen wurde.

Vermutlich wollten sich die nach Polizeiauffassung "konspirativ eingesickerten" Kurden bis zum urprünglich geplanten Termin der Konsulatsbesetzung um 14 Uhr verbergen und wurden durch die unerwartet eintreffenden Polizisten zum vorzeitigen Handeln gezwungen: "Wäre die Besetzung des Konsulats um 14 Uhr losgegangen, wären wir gewappnet gewesen," sagte Innensenator Werthebach.

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