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Berlin: Ist das kalt hier!

Der Sommer ist gut für Rheumatiker, heißt es – aber nicht für alle. Über Kältekammern. Und wie sich minus 110 Grad anfühlen

Der Dresscode für Kältekammern: Badehose oder Bikini, Wollmütze, Handschuhe, Socken und feste Schuhe. So friert der Mensch wie vorgeschrieben am größten Teil des Körpers – aber die empfindlichsten Stellen sind geschützt. Was ja wichtig ist, bei minus 110 Grad.

Das Prinzip der Kältekammern (die übrigens aussehen wie Saunas, mit holzverkleideten Wänden) hat sich in den 60er Jahren ein Japaner ausgedacht, vor allem zur Schmerzlinderung, auch bei entzündlichem Rheuma. Denn: Bei solchem Rheuma trifft das Pauschalurteil, dass Wärme hilft, nicht zu. Nur wer „normales“ Abnutzungsrheuma hat, kann sich ungestraft im Rentnerjet nach Florida absetzen. Bei Entzündungen ist Wärme so, als hielte man unter etwas Brodelndes noch einen Bunsenbrenner.

In Deutschland gibt es nur wenige Kältekammern, denn sie sind teuer, und die Krankenkassen zahlen nicht, „obwohl der Erfolg nachgewiesen ist“, sagt Frank Ruppenthal, Leiter der Physiologie am Immanuel-Krankenhaus (zwei Minuten Frieren 25 Euro, Telefon 80 50 50): Wer zwei Minuten drin bleibt und das etwa zehn Mal wiederholt, hat monatelang weniger Schmerzen. Der Effekt kommt so zustande: Bei Kälte schwingen Moleküle nicht so stark, werden „unbeweglich“ – was die bioelektrischen Impulse, die den Rheumaschmerz ans Hirn leiten, hemmt. Außerdem ist die Kälte so heftig, dass sie den Schmerzreiz überlagert, „das ist, wie wenn Sie Kopfschmerzen haben und sich dann mit dem Hammer auf den Finger hauen“, sagt Ruppenthal. Übrigens: Die Kälte beißt. Aber dann fühle der Körper sich an wie nach ganz viel Sekt. rcf

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