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Berlin: „Ist doch eine absolute Oase hier“ Besucher und Anrainer freuen sich über die Schließung

des Brandenburger Tors für Autos

Für die Touristen, die am Dienstag durchs Brandenburger Tor spazieren, ist der Fall klar. „Ohne Autos ist es viel schöner“, sagt die Hamburgerin Elke Bothmann (50), die am Rande des Pariser Platzes in der Sonne sitzt. „Dies ist ein so besonderer Ort, dass es zu hektisch und laut wäre, wenn hier wieder die Autos durchfahren dürften.“ Für Klaus Kroschewski (44) aus Neuruppin würden Autos die „große symbolische Bedeutung“ des Platzes stören. Und der Texaner Jordan Smith freut sich, dass der Platz als „pedestrian area“, als Fußgängerzone, „seine historische Atmosphäre zurückbekommt.“

An sonnigen Tagen wie gestern verwandelt sich der Pariser Platz in eine Freiluftbühne. Ein Pantomime im Glitzeranzug mimt vor dem Tor eine leblose Statue, ein braun gebrannter Mittsechziger mit Pickelhaube verkauft Fläschchen mit „Kümmel und Berliner Luft“, ein Straßenmusiker singt deutschen Pop. Den Refrain hört man bis in die umliegenden Cafés: „An einem Sommertag, weil ich die Sonne mag.“ Im Hintergrund plätschern die Brunnen von der Nord- und Südseite des Platzes. Unterbrochen wird das Idyll hin und wieder nur vom Kreischen der Sägen, mit denen die Bauarbeiter die Steine für das Straßenpflaster passend machen.

Am Rande des Platzes steht Jörg Fröhling (35) hinterm Tresen des Starbucks-Cafés und freut sich über die vielen Gäste, die bei ihm eine Pause machen. „Ist doch eine absolute Oase hier“, sagt der stellvertretende Filialleiter der Kaffee-Kette. „Ich bin froh, dass hier auch in Zukunft keine Autos durchfahren dürfen. Das ist viel gemütlicher und schöner so.“ Das sieht auch Sébastien Reeb so, Restaurant-Manager bei Tucher in der Nordwestecke des Platzes. „Der Platz ist so viel attraktiver für Besucher als mit Verkehr.“ Deswegen verhandelt Tucher jetzt mit dem Bezirksamt darüber, mehr Tische als bisher auf dem beruhigten Platz aufstellen zu dürfen.

Erleichtert reagieren die Taxifahrer darauf, dass sie vom Durchfahrverbot ausgenommen sind. „Die Fahrgäste verlieren sonst wertvolle Zeit, und wir verdienen weniger Geld“, sagt Matthias Hirsch, der mit seinem Mercedes vor dem Hotel Adlon steht.

Einer der wenigen, der sich über den Beschluss des Senats ärgert, ist Pickelhaubenträger Martin Jahn, der hier für den Tourismusverein Köpenick wirbt. „Das Tor war zu DDR-Zeiten schon lange genug zu“, sagt er grimmig. Von der Ruhe und Beschaulichkeit, die den Touristen und Wirten so gefällt, will er nichts wissen: „Wer’s beschaulich mag, soll nach Oberbayern gehen. Aber wir sind doch eine Weltstadt!“ Lars von Törne

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