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Jahresrückblick Stadtleben: Viel Rauch, Sechslinge und ein Todesfall

Im Zeitraffer: Schlagzeilen, Besuche, Fanmeile - was die Stadt noch bewegte.

Die Böller qualmten wie gewohnt, aber für andere Abgasproduzenten begann das Jahr mit zwei Verboten: Die Raucher mussten in Restaurants ihre Zigaretten ausdrücken und die Autofahrer ihre Uralt-Stinker für die Umweltzone ausrangieren. Schonfristen und Ausnahmen gab’s allerdings für beide – beim Rauchverbot sogar durch das Bundesverfassungsgericht, das Ende Juli die inhabergeführten Eckkneipen vom Verbot ausnahm.

Jenseits dieser beiden Großthemen begann das Jahr unspektakulär und kam erst mit dem Tempelhof-Entscheid im April richtig in Schwung. Im Mai machte vor allem das Wetter auf sich aufmerksam, das so trocken war wie nie zuvor. In den verfrühten Sommer platzte die Nachricht vom Brand in der Philharmonie, der bei Schweißarbeiten ausgelöst worden war. Mit Schrecken schauten die Menschen auf die Qualmwolken, die aus den Fugen des Blechdaches zogen. Schon bald war klar, dass die Substanz ebenso verschont geblieben war wie die Säle und die Instrumente. Ihr nächstes Konzert allerdings verlegten die Philharmoniker in die Waldbühne – und luden die Feuerwehrleute ein, die das Gebäude mit einer Glanzleistung gerettet hatten.

Ebenfalls im Mai rückte der Flughafen Schönefeld näher an die Stadt, denn dank der neuen A 113 schaffen es zumindest Autofahrer jetzt in einer knappen halben Stunde von der City zum künftigen Großflughafen BBI. An dem wird trotz planerischer Rückschläge planmäßig gebaut; über dem im Rohbau fertigen Tiefbahnhof entsteht zurzeit das Terminal.

Wie notwendig das am 27. Mai eingeweihte Mahnmal für die von den Nazis ermordeten Homosexuellen ist, zeigen die zwei Anschläge, die seitdem auf die Gedenkstätte am Rande des Tiergartens verübt worden sind. Weniger ernst war ein anderer Anschlag, nämlich der auf den bei Madame Tussauds ausgestellten Wachs-Hitler, den ein Besucher gleich am Eröffnungstag köpfte.

Weitgehend störungsfrei verlief das streng abgeschirmte Gelöbnis von Bundeswehrrekruten am 20. Juli, das zum ersten Mal vor dem Reichstag stattfand. Vorausgegangen war eine leicht skurrile Debatte um die Folgen für den Rasen, der die Sache aber wohlbehalten überstand.

Während der Fußball-EM im Juni wurde die Straße des 17. Juni wieder zur Fanmeile. Ganz so schön wie beim Sommermärchen 2006 war’s zwar nicht wieder, aber dafür gab es einen Monat später eine Bonus-Fanmeile, nämlich die für Barack Obama. Rund 200 000 Menschen kamen zu dem perfekt inszenierten Auftritt des inzwischen zum US-Präsidenten gewählten Kandidaten – und bildeten dabei die Kulisse zu einer unbezahlbaren Werbung für Berlin.

Am 22. September wurden die Knut-Fans von der Nachricht geschockt, dass Thomas Dörflein gestorben ist. Der Pfleger hatte die wunderbare Geschichte des von der Mutter verstoßenen Eisbärenbabys nicht nur möglich gemacht, sondern war längst fester Bestandteil von Knuts anrührendem Schicksal geworden. Dörflein war 44 Jahre alt, als er an den Folgen einer unbemerkten Thrombose starb.

Begleitet von einer Abschiedsfeier in der Halle und Protesten vor der Tür schloss am 30. Oktober der Flughafen Tempelhof. Bei strömendem Regen starteten die letzten Flugzeuge – nicht zu verwechseln mit den drei allerletzten, die zurückgeblieben waren und das zwischenzeitlich als Grünfläche deklarierte Areal erst knapp vier Wochen später mit „Außenstarterlaubnis“ verlassen durften.

Eine Sensation geschah am 16. Oktober in der Charité: Eine Frau gebar Sechslinge, die alle überlebten. Das hat es in Deutschland seit 20 Jahren nicht mehr gegeben. 

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