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Stilles Erinnern. Die Stele in Tempelhof ist geformt wie eine Welle. Als jetzt kurzzeitig die Tsunami-Warnung für den Pazifik kam, durchfuhr es viele Menschen.

© Kai-Uwe Heinrich

Jahrestag: Angehörige gedenken der Tsunami-Opfer

47 Menschen aus Berlin und Brandenburg starben 2004 bei dem verheerenden Tsunami in Thailand. Ihre Angehörigen versammeln sich alljährlich auf einem Berliner Friedhof.

Das Immergrün auf der Erde muss erst von den Schneelasten befreit werden. Dann kratzt Anke George den Namen ihres verstorbenen Mannes auf der Gedenkstele von Schnee und Eis frei: Eberhard George. Seitdem der Tsunami ihr ihren Mann am 26. Dezember 2004 in ihrem geliebten Urlaubsort in Thailand nahm, kommt sie jedes Jahr hierher. Wie andere Hinterbliebene der 47 Toten aus Berlin und Brandenburg. Viel getan hat sich seitdem für jeden, das Leben ging weiter, mal positiv oder mit Schicksalsschlägen. Oder mit neuem Glück, wie zum Trost.

Anke George ist heute zum ersten Mal mit Lebensgefährte Jörg Stenger auf dem Friedhof in Alt-Tempelhof. Seit fünf Jahren geben sich die beiden gegenseitig Kraft, es war nicht immer einfach, und Frau George bewahrt das Andenken an ihren Mann. Und doch schaute die Überlebende stets nach vorn, kämpfte um ein Leben danach. Kämpfte gleich nach dem Tsunami für diese Stele aus Sandstein. Jetzt stehen die beiden dick vermummt und halten sich die Hände. Es gab Zeiten, als die Polizei die Anschriften der Angehörigen der Opfer nicht an die Initiative „Hoffen bis zuletzt“ von Pfarrer Jörg Kluge weitergeben wollte: Datenschutz. „Wir sind dem Tagesspiegel heute noch dankbar, dass es erst durch seinen Bericht möglich war, an die anderen Betroffenen heranzukommen.“ Kürzlich hat ihr Lebensretter, der sie aus dem Wasser auf das Dach eines Hotelbungalows zog, sie ausfindig gemacht, Franz Pusam aus Österreich, und er schickte ihr auch eine Weihnachts-SMS.

Anke George hat sich mit Siegfried Sommer verabredet und seiner neuen Frau. George war bei Stern TV und Vox, Sommer in der Tagesschau. Die wenigsten Medien, das ärgert ihn noch heute, brachten seine Kritik: „Als Erste kamen die Versicherungsvertreter, dann die Fernsehleute, aber von den deutschen Behörden war weit und breit niemand zu sehen, der half.“ Die Rückzahlforderungen vom Bund über die Soforthilfesumme in Höhe von exakt 19,07 Euro bekamen viele noch im Krankenbett. Aber bei der Bankenkrise, da sei der Bund gleich da gewesen. Andere wollen und können noch heute nicht mit der Presse reden. Wie das Paar, das seinen Sohn und die fünfjährige Enkelin ans Meer verlor.

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