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Berlin: Jahrtausend-Chaos erneut Thema im Innenausschuss

Berlins Feuerwehrchef Albrecht Broemme gerät wegen der Pannen in der Silvesternacht immer stärker in die Kritik. Ein interner Bericht der Feuerwehr kommt zu dem Schluss, dass das Chaos in der Leitstelle nicht auf eine "Verkettung unglücklicher Umstände", sondern eher auf eine mangelnde Vorbereitung zurückzuführen ist.

Berlins Feuerwehrchef Albrecht Broemme gerät wegen der Pannen in der Silvesternacht immer stärker in die Kritik. Ein interner Bericht der Feuerwehr kommt zu dem Schluss, dass das Chaos in der Leitstelle nicht auf eine "Verkettung unglücklicher Umstände", sondern eher auf eine mangelnde Vorbereitung zurückzuführen ist. "Anstatt den misslungenen Einsatz schönzureden, sollte Broemme die Verantwortung übernehmen", sagt Dieter Großhans von der Gewerkschaft der Polizei (GdP), in der auch etwa 380 Feuerwehrleute organisiert sind.

Die Zusammenfassung des internen Gutachtens liest sich tatsächlich wie eine Mängelliste: Von ungenügender Vorbereitung ist darin die Rede, blindem Vertrauen auf eine bekanntermaßen fehlerhafte Leitstellentechnik und von Schwachstellen bei Personal- und Qualitätsmanagement. Diese Mängel haben "konsequenterweise zur teilweisen Handlungsunfähigkeit der Leitstelle der Berliner Feuerwehr" geführt.

Innensenator Eckart Werthebach kündigte an, die Silvesternacht demnächst erneut zum Thema im Innenausschuss zu machen. Bislang liege das interne Papier aber der Innenverwaltung noch nicht vor, sagte am Dienstag Sprecherin Isabelle Kalbitzer. Auch Feuerwehr-Chef Albrecht Broemme wollte sich gestern zu den Ergebnissen des Gutachtens nicht äußern. Broemme und Werthebach hatten für das Chaos in der Silvesternacht in der Vergangenenheit wiederholt eine Verkettung unglücklicher Umstände verantwortlich gemacht.

Wie berichtet, waren am Neujahrstag vier Minuten nach Mitternacht in der Leitstelle in Charlottenburg beide Zentralrechner abgestürzt. Nach dem Rechnerausfall musste die Einsatzleitung auf herkömmliche, zeitlich aufwendigere Meldesysteme zurückgreifen. Diese Arbeitsweise war aber vor Silvester offenbar nicht geübt worden. In der Analyse heißt es auch, dass das bei Rechnerausfällen nötige Personal nicht eingeplant und eingewiesen worden ist. "Der Versuch, mehrere hundert Einsätze pro Stunde zu verarbeiten, musste scheitern", steht in dem Gutachten.

Folglich war die Feuerwehr in der Silvesternacht nur bedingt einsatzfähig. Notrufe konnten nicht weitergeleitet werden, weil Fax und Drucker streikten. Die Polizei musste an den Einsatzorten teilweise die Aufgaben der Feuerwehr übernehmen. Brände wurden mit Wasserwerfern gelöscht, Verletzte kamen mit Funkwagen ins Krankenhaus. Gegenwärtig wird intern noch geprüft, ob Menschen in der Nacht starben, weil Rettungsmaßnahmen zu spät eingeleitet wurden.

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