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Berlin: Jede Stunde Wasser

Die Wärme setzt vor allem alten Menschen zu. Pflegeheime sind alarmiert

In Wohnungen und Büros steht die Luft. Fenster öffnen? Bringt nicht viel. Die Temperaturen belasten den Kreislauf, vor allem den alter Menschen. Für heute hat der Deutsche Wetterdienst den siebten Tag in Folge eine Hitzewarnung für Berlin und Brandenburg ausgesprochen: die gefühlte Temperatur liege über 34 Grad, starke Wärmebelastung. Ohnehin lässt im Alter das Durstgefühl nach, die Gefahr des Flüssigkeitsmangels steigt. Dessen Folgen können zu Herz-Kreislauf- oder Organversagen führen. Die Senioren- und Pflegeheime in der Stadt sind alarmiert.

„Natürlich müssen wir jetzt besonders darauf achten, dass unsere Senioren ausreichend Flüssigkeit bekommen“, sagt Thomas Binroth, der Pflegedienstleiter des Vereins Schrippenkirche. Wie in vielen anderen Heimen, in denen alte Menschen betreut werden, gibt es in dessen Einrichtungen Trinkpläne. Dort ist festgehalten, welcher Bewohner am Tag wie viel Flüssigkeit bekommt. „In der Regel“, sagt Binroth, „zehn mal zweihundert Milliliter am Tag.“ Was bedeutet: Wasser oder Tee. Außerdem sollen die Bewohner leichte Kost bekommen.

In den vergangenen Monaten sahen sich immer mal wieder einzelne Alten- oder Pflegeheime dem Vorwurf ausgesetzt, Bewohner zu vernachlässigen. Einige Fälle wurden vor Gericht verhandelt. Auf die Hitze, so glauben Experten, hätten die Einrichtungen bisher gut reagiert. „Nach unseren Kenntnissen gibt es in dieser Hinsicht bisher keine Probleme“, sagt Michael Meyer, Leiter der Berliner Heimaufsicht. Diese Einschätzung teilt auch der Verband deutsche Alten- und Behindertenhilfe (VDAB). Heimleitungen und Personal seien seit dem extrem heißen Sommer 2003 sensibilisiert. „Viele haben zusätzliche Trinkrunden eingeführt, manche geben stündlich Getränke“, sagt Regina Lartz von der VDAB. Ein Problem sei aber die ambulante Pflege – wenn Betreuer oft nur ein Mal täglich Hausbesuche machten und es keine Angehörigen gebe, die sich kümmern könnten.

Schätzungen zufolge hat der Jahrhundertsommer vor drei Jahren europaweit mehrere zehntausend Menschen das Leben gekostet – überwiegend Alte und Kranke in Pflegeeinrichtungen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) führte daraufhin ein flächendeckendes Hitzewarnsystem ein, um möglichst rasch Wohn- und Pflegeheime über die Gefahr zu informieren. Faxe oder E-Mails mit behördlichen Hitzewarnungen werden verschickt. Inhalt: die Einschätzung des Wetterdienstes und die Maßnahmenkataloge der Behörden. Viele Bundesländer sind an das System angeschlossen. Berlin nicht. Stattdessen hat die Gesundheitsverwaltung des Senats ein vierseitiges Merkblatt aufgelegt, mit dem sie Pflegekräfte, Heimleitungen und Hausärzte auf die Hitze-Risiken hinweist. Das hessische Sozialministerium hat nach eigenen Angaben zusätzliche unangemeldete Heimkontrollen angeordnet, um zu prüfen, ob Vorgaben umgesetzt werden. Dafür, sagt ein Experte, fehlten in Berlin Personal und Geld. mne

http://www.dwd.de/de/WundK/Warnungen/Hitzewarnung/

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