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Berlin: Jeder ist ein Sieger

Bei den Special Olympics kämpfen geistig Behinderte auch um Anerkennung

Von Til Knipper

Auf den ersten Blick sieht es bei den Special Olympics National Games aus wie bei jeder großen Sportveranstaltung. Zwischen Jahnsportpark und Max–Schmeling-Halle gibt es eine „Olympic Town“, eine „Medal Plaza“ und ein Zelt, in dem seit gestern und noch bis Freitag Essen für 2700 Athleten vorbereitet wird. Im Stadion zappeln die Sprinter morgens vor dem Start nervös in ihren Blöcken herum, von der Tribüne rufen Trainer Anweisungen. Doch auf den zweiten Blick sind die Spiele für Menschen mit geistiger Behinderung tatsächlich etwas Besonderes.

Jeder scheint den Eid der Special Olympics verinnerlicht zu haben: „Lasst mich gewinnen, doch wenn ich nicht gewinnen kann, lasst mich mutig mein Bestes geben.“ Das wird beim Umgang der Athleten miteinander deutlich: Auch wer im Klassifizierungslauf auf den letzten Plätzen landet, wird von den Mannschaftskameraden auf der Tribüne begeistert gefeiert. Das ist beim Aufwärmen fürs Judo in der Max-Schmeling-Halle nicht anders. Unter der Anleitung von Frank Möller, Bronzemedaillengewinner bei den Olympischen Spielen in Atlanta, lassen 161 Judoka gemeinsam die Arme kreisen. Möller, Landestrainer für Judo in Berlin, ist beeindruckt von den Athleten. „Sie sind oftmals viel begeisterungsfähiger als nicht behinderte Sportler“, sagt Möller, während er auf der Judomatte liegend Autogramme schreibt und für Erinnerungsfotos posiert. „Und sie können sich auch über kleine Erfolge freuen.“

Aber es gibt auch Ehrgeiz. Torsten Richter und Kristof Baway starten beim Judo für die Lebenshilfewerkstatt aus Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz. „Wir wollen eine Medaille holen“, sagen beide wie aus einem Mund. Ihr Trainer Ingo Teutsch steht lächelnd daneben. „Torsten und Kristof können das in ihren jeweiligen Kategorien sicher schaffen.“ Vorher müssen sie aber erst mal die so genannten Skilltests erfolgreich hinter sich bringen. Bei fünf verschiedenen Koordinationsübungen werden sie von Kampfrichtern benotet und danach in drei verschiedene Kategorien eingeteilt. „Dadurch wird gewährleistet, dass die Athleten in den eigentlichen Judowettbewerben gegen gleich starke Konkurrenten antreten“, erklärt Wolfgang Janko. Er arbeitet seit 1984 mit behinderten Sportlern zusammen. Judo sei für behinderte Sportler besonders gut geeignet, da es ein sehr partnerbezogener Sport ist, sagt er. „Erst wenn die Sportler im gemeinsamen Training die verschiedenen Techniken miteinander erlernt haben, können sie überhaupt im Kampf gegeneinander antreten.“ Im Training müssen sie ständig die Rolle wechseln, da sie auf bessere und auf schlechtere Gegner treffen. „Mal bist du der Lehrmeister, mal der Anfänger, das schult fürs Leben“, sagt Janko. Das ist auch das Ziel der Organisatoren der National Games. „Wir wollen Menschen mit geistiger Behinderung in die Gesellschaft eingliedern. Niemand soll ausgeschlossen werden“, sagt Brigitte Lehnert, die Vorsitzende des Organisationskomitees. Dazu passt auch, dass alle Teilnehmer auf der „Medal Plaza“ geehrt werden. Bei den Special Olympics bekommt jeder eine Medaille. Die ersten drei jedes Wettbewerbs Gold, Silber und Bronze, die anderen Plaketten aus Kupfer.

Weitere Infos im Internet:

www.specialolympics.de

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