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Berlin: Jerry Robinson erfand die Figur des "Joker", um den Helden Batman strahlen zu lassen

Er steht für das Böse schlechthin. Sein weißes Gesicht ist zur Fratze entstellt, das strahlende Lächeln eines Menschen, der mit Freude begutachtet, was seine bitteren Scherze für Folgen haben.

Er steht für das Böse schlechthin. Sein weißes Gesicht ist zur Fratze entstellt, das strahlende Lächeln eines Menschen, der mit Freude begutachtet, was seine bitteren Scherze für Folgen haben. "Joker", das ist ein zynischer Bandit mit Clowns-Visage, der ewige Antipode des Helden "Batman". Erfunden hat diese Figur Jerry Robinson. Aber das ist lange her. So lange, dass es dem 77-jährigen Comic-Zeichner schwer fällt, sich an die Einzelheiten zu erinnern.

Er war als siebzehnjähriger Collegestudent, der von seinem künstlerischen Talent nicht sonderlich überzeugt war, per Zufall mit dem sechs Jahre älteren Bob Kane, dem Vater Batmans, zusammengetroffen und wurde dessen Assistent. Der Superheld war erst wenige Wochen alt, einmal im Monat erschien eine dreizehn Seiten umfassende Story, aber es war abzusehen, dass die Taten des Fledermaus-Menschen bald in einem eigenen Heft publiziert werden würde. "Im Gegensatz zu meinen Kollegen, die befürchteten, ein starker Antipode, könne dem Ansehen der Hauptfigur schaden, war ich der Meinung, dass ein beeindruckender Bösewicht auch den Helden größer erscheinen ließe. So entwickelte ich einen bizarren, widersprüchlichen Charakter, der sogar über einen gewissen sarkastischen Witz verfügte. Und ich behielt Recht: Je interessanter der Schurke wurde, desto heroischer ließ er den Helden aussehen. Denn immer war er es, der schließlich obsiegte." Die düsteren Seiten seines Temperaments, die ihn von dem Konkurrenzprodukt Superman absetzten, erwiesen sich als dauerhaftes Erfolgsrezept.

Obwohl der Autodidakt Robinson nur etwa zwei Jahre bei Kane blieb, legte diese Zeit den Grundstein für eine außerordentlich erfolgreiche Zeichner-Karriere. Weitere acht Jahre hielt er den Herausgebern von "Detective Comics" als Gestalter von Batman-Geschichten noch die Treue, bevor er Figuren wie "Atoman", "Black Terror", "Fighting Yank" oder "Jet Scott" entwickelte. Schließlich jedoch wechselte er das Genre und wurde Cartoonist, der mit seinen täglichen Zeichnungen das politische Geschehen in der Welt kommentierte. "Ich habe 35 Jahre lang sechs Tage in der Woche meine Cartoons gezeichnet. Langweilige Zeiten, in denen mir der Stoff ausgegangen wäre, gab es nicht. Leider hat es stets Vorfälle gegeben, mit denen man die Leute ärgern musste." Als Präsident des von ihm gegründeten "Cartoonists & Writers Syndicate", eines internationalen Konsortiums, das weltweit 550 Zeichner vermittelt, und als Autor, dessen "The Comics. An Illustrated History of Comic Strip Art" als Standardwerk gilt, hat er sich stets für die ambitionierten Aspekte dieser Kunstform eingesetzt.

Auch wenn der nach wie vor in Manhattan lebende Veteran sich seit zwei Jahren kaum noch als Zeichner verdingt, sondern sich seiner Idee eines internationalen Netzwerks widmet, geht er nie ohne Zeichenmappe aus dem Haus. Seine mit schnellen Strichen hingeworfenen Straßenszenen lassen den geübten Blick eines Mannes erkennen, der in Geschichten denkt. Die Gäste im Foyer des Hotel Adlon sehen auf dem ranzigen Pergament wie die Geister einer vergangenen Epoche aus. Und man merkt, dass der Erfinder des "Joker" ein Enkel des deutschen Expessionismus ist.

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