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Berlin: Jetzt hat er seine Ruhe

Helmut Newton wird unweit Marlene Dietrichs beerdigt. So entschied die Witwe des Fotografen. Und präsentierte das Museum für seine Werke

Nur wenige Monate sind seit dem letzten Mal vergangen, seit die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zusammen mit der Helmut- Newton-Stiftung zur Pressekonferenz gebeten hat. Damals unterschrieb der Starfotograf im Blitzlichtgewitter den Leihvertrag, mit dem er seine rund tausend Werke umfassende Sammlung unbefristet den Staatlichen Museen zu Berlin vermachte. Zwischen dem damaligen Termin und der gestrigen erneuten Einladung liegen Welten: Im Januar war der 83-Jährige tödlich in Los Angeles verunglückt; in der Zwischenzeit wurde unter Hochdruck weiter am Ausbau des ehemaligen Offizierscasinos in der Jebensstraße gearbeitet, in der am 4. Juni die Newton-Stiftung eröffnet werden soll. Gestern nun präsentierten Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, und June Newton das nach wie vor im Umbau begriffene Gebäude.

Die Witwe des Fotografen war vor allem nach Berlin gereist, um einen passenden Platz für das Ehrengrab ihres Mannes auszuwählen. Was die Anwesenden zunächst viel mehr als interessierte als die 2600 Quadratmeter Baustelle rundum: June Newton hat diesen Ort überraschend entdeckt, nachdem der Waldfriedhof und der Friedhof an der Heerstraße ihr nicht zugesagt hatten. Helmut Newton wird seine letzte Ruhestätte auf dem idyllischen Friedenauer Friedhof in der Stubenrauchstraße finden, nur zwei Grabstellen entfernt von Marlene Dietrich. Der genaue Termin für die Beisetzung steht noch nicht fest, da noch bürokratische Fragen zu klären sind, wie es gestern hieß.

Mit Temperament meisterte June Newton die Situation, fortan allein die Stiftung vorantreiben und für ihren Mann sprechen zu müssen. Vielleicht sei sie kein ganz so trauriger Ersatz, erklärte sie auf der Pressekonferenz, schließlich habe niemand das Werk Helmut Newtons besser gekannt als sie. Lebhaft erläuterte sie die beiden zur Eröffnung geplanten Ausstellungen „Sex and Landscapes“ und „Us and Them“. Letztere umfasst Schnappschüsse des Fotografenehepaares – Selbstbildnisse, gegenseitige Porträts und Aufnahmen von Prominenten. Die Schau wird vom letzten gemeinsamen Bild der beiden beschlossen, das June auf dem Totenbett ihres Mannes im Hospital aufnahm. Mit lebhaften Worten beschrieb die 81-Jährige die Szene, wie ihr ausgerechnet in dem Moment eine Kamera fehlte und diese noch geholt werden musste. Ein Begleiter beruhigte sie daraufhin: „June, Helmut wird nicht weglaufen!“ In der Pressekonferenz berichtete sie auch von ihren jüngsten „Geistesblitzen“, was noch zum Gedenken an ihren Mann im umgebauten Offizierscasino zu sehen sein soll: sein komplettes Büro bis hin zur nackten, Kopf stehenden Schaufensterpuppe, dazu seine Medaillen und geliebten Sneakers. Außerdem werde sie versuchen, für diesen Zweck das „Newton-Mobil“ wieder zurückzukaufen, einen silberblauen Jeep.

Fest steht, dass den Besucher im Entree die berühmten „Big Nudes“ von Helmut Newton begrüßen, dort, wo sich einst die Bilder der fünf preußischen Regimenter befanden. Ansonsten bemüht sich das mit dem Umbau beauftragte Architektenpaar Petra und Paul Kahlfeldt um eine behutsame Rekonstruktion. „Wir wollen kein Museum bauen“, erklärte Kahlfeldt beim Rundgang, „sondern neutrale Räume schaffen, in denen Bilder gezeigt werden können.“ Auf diesem Grund bleiben die Fensternischen offen, und wer mag, kann nach draußen auf den gegenüberliegenden Bahnhof Zoo blicken. Gerade diese Nachbarschaft hatte Newton gefallen. Der mächtige Bau des ehemalige Landwehrcasinos war das Letzte gewesen, was er von seinem Zugabteil aus gesehen hatte, als er 1938 Berlin verlassen und als 18-Jähriger nach Singapur emigrieren musste.

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