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Berlin: Jetzt rollt’s

Seit gestern ist die Autobahn A 113 durchgehend von Neukölln bis zum Berliner Ring zu befahren

Fahr’n, fahr’n, fahr’n auf der Autobahn. Was die Band Kraftwerk einst besang, ist seit gestern auch durchgehend auf der Teltowkanalautobahn A 113 zwischen Dreieck Neukölln und dem Berliner Ring möglich. Am Nachmittag wurde der letzte Abschnitt zwischen Adlershof in Berlin und Waltersdorf in Brandenburg für den Verkehr freigegeben, nachdem zuvor ausgiebig gefeiert worden war. Um 15.48 Uhr fuhren die ersten Autos gen Schönefeld. Richtung Berlin mussten sie länger warten, weil es noch Probleme beim Einfädeln auf die neue Strecke am Dreieck Waltersdorf gab. Der 10,1 Kilometer lange Abschnitt kostete nach Angaben von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) 443 Millionen Euro. Ob es in Zukunft nun durch die neue Nord-Süd-Verbindung zum Stau vor allem auf dem Stadtring A 100 kommt, wie es der ADAC befürchtet, muss sich jetzt zeigen. Die Verkehrsplaner beim Senat sind weiter überzeugt, den Verkehr meist flüssig halten zu können.

Gestern spielte dies keine Rolle. Tiefensee zeigte sich „froh und glücklich“ über den Bau dieser Autobahn, die nicht nur Brandenburg und Berlin verbinde, sondern auch einen schnellen Anschluss des Flughafens Schönefeld an die Stadt bringe. In 25 Minuten könne man nun vom Kurfürstendamm aus den Flughafen erreichen, schwärmt die Flughafengesellschaft – wenn es keinen Stau gibt.

Dies werde hoffentlich auch die letzten „West-Berliner“ überzeugen, dass Schönefeld nicht „jottwede“ liege, sondern in der Nachbarschaft, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Damit werde auch der künftige BBI-Flughafen in Schönefeld auf der Straße eine der besten Anbindungen in Europa haben.

Auch vom Flughafen Tegel aus sei die Fahrt nach Schönefeld nun in etwa 20 Minuten zu schaffen, sagte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Tegel wird ein halbes Jahr nach der BBI-Eröffnung geschlossen. Schönefeld werde nun der Flughafen der Berliner, sagte Junge-Reyer. Zuvor hatte der Generaldirektor bei der Europäischen Kommission, Dirk Ahner, leichten Protest bei den hunderten Eröffnungsgästen ausgelöst, als er sagte, er sei in Tempelhof gelandet – und auch von dort verkürze die neue Verbindung die Fahrzeit erheblich. Die EU hat den Bau finanziell unterstützt. Ohne diese Hilfe wäre der Bau nicht möglich gewesen, sagte Junge-Reyer. Mit der neuen A113 ist das Berliner Autobahnnetz 76,4 Kilometer lang. Der Weiterbau des Stadtrings A 100 vom Dreieck Neukölln zum Treptower Park wird bereits geplant. Dieser 3,2 Kilometer lange Abschnitt könnte 2016 eröffnet werden.

Nicht viel schneller wird nach derzeitigem Stand die Bahn mit ihrer direkten Verbindung zum BBI-Flughafen sein. Den dafür erforderlichen Ausbau der Dresdner Bahn hatte der Senat gut zwei Jahre lang blockiert, weil er wie die Anwohner einen Tunnel in Lichtenrade haben wollte, den die Bahn jedoch ablehnt. Das Genehmigungsverfahren hat sich deshalb erheblich verzögert. Während der Flughafen schon heute perfekt auf der Straße zu erreichen sei, werde es eine attraktive Schienenverbindung erst lange nach der BBI-Eröffnung geben, kritisierte gestern der Fahrgastverband Igeb. Dabei wird es zur Eröffnung bereits einen Bahnhof unter dem Terminal geben, dessen Bau und die Anschlussgleise weit über 600 Millionen Euro kosten werden. Die Igeb forderte, sich nun „mit aller Energie“ auf den Ausbau der Dresdner Bahn zu konzentrieren.

Die Verspätung könnte allerdings auch ihr Gutes haben. Beim Bau der Autobahn waren zunächst Kosten in Höhe von 623 Millionen Euro veranschlagt worden, sagte Tiefensee. Mit den Jahren ging die Summe kontinuierlich zurück – auf jetzt 443 Millionen Euro einschließlich der Kosten für Grundstückskäufe und Entschädigungen. Der Bahnanschluss des Flughafens müsse trotzdem zügig gebaut werden, forderte auch Tiefensee. Damit eines Tages gilt: Fahr’n, fahr’n, fahr’n auch auf dem Gleis. Klaus Kurpjuweit

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