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Berlin: Jetzt spüren Satelliten die Staus in der Stadt auf

Neue Technik in Taxis macht Vorhersagen möglich. Tests laufen derzeit in mehreren Metropolen

Die Träume vieler Autofahrer könnten schon bald in Erfüllung gehen: Mit Hochtechnologie aus Berlin sollen sie in der Lage sein, ohne Stau durch die Stadt zu kommen. Die neue Technik macht mehr als die klassischen Staumeldungen möglich. Sie bietet eine ganz neue Art der Verkehrsvorhersagen. Ähnlich wie Wetterprognosen, die vorab die Mitnahme eines Regenschirms anraten können, geben sie einen Ausblick auf absehbare Verkehrsstörungen und schlagen Ausweichstrecken vor. Überdies geht es aber auch darum, Staus zu vermeiden. Vor der Fußball-WM wollen die Initiatoren das Projekt unter dem Titel „Soccer 2006“ erstmals öffentlich vorstellen.

Das Projekt gehört zur Spitzenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Adlershof. Das Forscherteam, das von Reinhart Kühne geführt wird, testet seine Verkehrsprognosen zurzeit in Berlin, München, Stuttgart, Hamburg, Nürnberg, Wien, Amsterdam und in den chinesischen Metropolen Peking und Shanghai. Beteiligt sind nach Auskunft von DLR-Sprecherin Cordula Tegen das Bundesforschungsministerium, die Innenministerien der Länder, mehrere Sponsoren und die Fifa.

Die Methode der Berliner Forscher ist weltweit einmalig. Im Kern geht es darum, Verkehrsströme zu erfassen und für bestimmte Zeitpunkte Verkehrsprofile der Städte zu erstellen. „Zur Berufsverkehrszeit sehen solche Profile anders aus als etwa am Sonntagnachmittag“, erläutert Kühne.

Für die Datensammlung setzt das DLR-Team die Taxen der Cityfunk-Zentrale ein – insgesamt mehr als 300 Fahrzeuge. Sie sind durchgehend mit GPS-Navigationsgeräten ausgestattet und funken ständig ihre aktuelle Position an die Zentrale. Von dort werden die Daten an die DLR weitergeleitet, die daraus die Verkehrsströme analysiert. Zusätzlich nutzen die Forscher einen Verkehrsflieger. Sie haben das Flugzeug mit einer Spezialkamera ausgestattet. Eine von Kühnes Team selbstentwickelte Software berechnet anhand der Bilder die Geschwindigkeit, mit der sich die Autos aktuell bewegen, gleicht die Daten mit den Meldungen der Taxizentrale ab und erstellt daraus die Verkehrsprofile.

So ist es möglich, die Fahrzeiten für bestimmte Strecken zu berechnen. Der Rechner greift auf die typische Verkehrslage für die gewünschte Zeit zurück – beispielsweise auf das Profil für einen typischen Mittwoch um 10.20 Uhr. Diese Daten können mit dem aktuellen Verkehrsgeschehen abgeglichen werden, so dass das System nicht nur Baustellen oder Ampelausfälle kennt, sondern auch weiß, was das für beliebte „Schleichwege“ bedeutet. Das System sei „selbstlernend“, es versteht mit der Zeit immer besser, wie Autofahrer sich im Falle von Verkehrsbehinderungen verhalten, sagt Kühne.

Einen ersten Eindruck von diesem Service verschafft eine Internetseite. Das Projekt steckt noch in der Entwicklung – folglich ist auch die Webseite noch nicht ganz ausgereift.

Weiteres im Internet:

www.cityrouter.net

Christoph Lemmer

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