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City-West-Geiselnehmer kommt milde davon: Ende Dezember hatte sich das SEK als Kamerateam getarnt, um den 68-jährigen Geiselnehmer zu überwältigen. Der wurde nun vom Gericht zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.

© Thomas Schröder

Update

Joachimstaler Straße: Polizei beendet Überfall auf Postbank

Wenige Tage nach dem versuchten Bankraub in Zehlendorf ereignete sich heute Mittag in der City West ein weiterer Überfall. Ein 68-Jähriger wollte unbedingt mit einem Fernsehteam reden. Dann schlug das SEK zu. Ob der Rentner mit seiner Tat eine Geiselnahme begangen hat, wird nun geprüft.

Das Drehbuch stammt wohl aus Zehlendorf. Sechs Tage nach dem spektakulären Überfall auf die Filiale der Deutschen Bank löste ein 68-Jähriger den nächsten Großalarm aus – diesmal in der City West. Um 13.20 Uhr betrat er die Postbank an der Joachimstaler Straße, gegenüber von Karstadt Sport, und erbat ein „Beratungsgespräch“ mit einem Filialangestellten. Nach kurzer Zeit drohte der Mann mit seiner Waffe, die in einer Tüte steckte. Doch Hans-Peter G. wollte kein Geld, er wollte ein Gespräch – und zwar mit dem Fernsehsender RBB. Wie in Zehlendorf durfte der Angestellte noch mit seinem Chef sprechen, der dafür sorgte, dass alle anderen Angestellten und Kunden die Filiale sofort verließen. Zurück blieben die zwei Männer.

Die Polizei rückte mit einem Großaufgebot an und sperrte die Joachimstaler Straße zwischen Bahnhof Zoo und Kurfürstendamm und die Kantstraße auf beiden Seiten der Kreuzung. Hunderte Touristen und Berliner standen an den Absperrungen; die West-City war am ersten Einkaufstag nach Weihnachten gut besucht.

Doch dann machte die Polizei alledem ein rasches Ende: Ein Spezialeinsatzkommandos (SEK) betrat um 14.10 Uhr die Postbank und überwältigte G. in Sekundenschnelle. Der 68-Jährige wurde bei der gewaltsamen Festnahme verletzt und kam zunächst mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus. Später stellten Polizeiexperten fest, dass es sich bei der Waffe nur um eine Schreckschusspistole handelte. Um 14.30 Uhr wurden die Straßensperrungen aufgehoben, der Stau in der West-City löste sich langsam auf. Ein Angestellter klebte einen Zettel an die Tür, auf dem es hieß: „Diese Filiale bleibt aus technischen Gründen heute geschlossen.“

Dass es sich nicht um einen klassischen Banküberfall handelt, war der Polizei schon bei der Forderung nach einem Gespräch mit Journalisten klar. Später verlangte Hans-Peter G. vom Bankangestellten zwei Bier – und auch diesen Wunsch gab der Filialleiter an die Polizei weiter. Es sei keine Nachahmungstat gewesen, hieß es bei der Polizei, sondern eher eine aus Verzweiflung.

In Zehlendorf hatte ein aus Wolfsburg stammender Täter am vergangenen Freitag fast zehn Stunden lang einen Bankangestellten in seiner Gewalt gehabt. Zunächst hatte der 29-Jährige 100 000 und später eine Million Euro erpressen wollen. Nach langen Verhandlungen mit Spezialisten der Polizei gab der Mann in der Nacht auf. Er sitzt seitdem in Haft.

Ob G. mit seiner Tat eine Geiselnahme begangen hat, die mit mindestens fünf Jahren Haft bestraft würde, wird nun geprüft. Die Entscheidung, ob der Mann in Untersuchungshaft muss, soll am heutigen Freitag fallen. Dem Vernehmen nach soll der Mann von einem Arzt begutachtet werden, ob er zurechnungsfähig ist. Die von ihm erhobenen Forderungen sprechen eher für eine Unterbringung in einer Klinik, hieß es.

Für die Fußgänger in der City West ging es durchaus aufregend weiter: Nur wenige hundert Meter entfernt, an der Nürnberger Ecke Tauentzienstraße, brannte um 14.40 Uhr der Inhalt eines großen Müllwagens. Der Fahrer kippte das Altpapier auf die Straße – die angerückte Feuerwehr konnte den Müllberg löschen.

In einer früheren Version des Artikels hatten wir detailliertere Informationen zum SEK-Einsatz veröffentlicht. Auf Bitten der Berliner Polizei wurden diese entfernt.

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