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Berlin: Jobst Fiedler, Patchwork-Profi

Eine große Baustelle! Der Geruch der Geschichte hängt noch in den frisch geweißten Gängen und Räumen der ambitionierten privaten Institution hinter der Fassade des ehemaligen Staatsratsgebäudes am Schlossplatz.

Eine große Baustelle! Der Geruch der Geschichte hängt noch in den frisch geweißten Gängen und Räumen der ambitionierten privaten Institution hinter der Fassade des ehemaligen Staatsratsgebäudes am Schlossplatz. Hertie School of Governance. Was wie die Abteilung eines Kaufhauses klingt, ist in Wahrheit ein moderner „Rüstungsbetrieb“. Eben staatlich anerkannt startet dort ein ehrgeiziges Team, junge Hochschulabsolventen für den Dienst in der öffentlichen Verwaltung zu „rüsten“. Learning for leading ist das Motto.

Jobst Fiedler, Associate Dean, und Professor, drahtig, braun gebrannt und mit einem lausbubenhaften Lächeln, steht mit seinem eigenen Lebenslauf für das, was der Schule als Leitbild vorschwebt: Mehr horizontale Mobilität im Berufsleben. PatchworkKarrieren.

Geboren kurz vor Kriegsende, aufgewachsen in Hannover, die energische Mutter Gouvernante in einem englischen Generalshaushalt. Mit deren Sohn war der junge Jobst Fiedler eng befreundet und wuchs so fast zweisprachig auf. Er träumt sogar Englisch. Sein Stiefvater, schon früh sein „eigentlicher Vater“, war Schweizer mit einem Doppelpass. In Zeven war sein Vater Chirurg am Kreiskrankenhaus. Dort hat Jobst Fiedler auch sein Abitur gemacht. Die Uni-Karriere begann mit dem Jura-Studium an der Berliner FU. Es folgten Stationen in Genf, London, Göttingen und Berkeley. In den USA ist sein praktisches und wissenschaftliches Interesse an „Public Policy“ entstanden. Danach Referendariat in Hamburg. An der Verwaltungshochschule in Speyer ging es um Lösungsansätze für Probleme in traditionell gegliederten Verwaltungen.

Das Thema fasziniert ihn bis heute. Wieder in Hamburg und an der Uni gründete er „aus Langeweile“ eine Berater- Boutique. Ab 1980 hat das SPD-Mitglied für den Senat die Abteilung Beschäftigungsförderung geleitet und dabei den zweiten Arbeitsmarkt erfunden. Er wurde Chef der Bezirksverwaltung Harburg, dann ging es als Oberstadtdirektor nach Hannover. Dort hat er sich durch die Fusion der Verwaltungsspitze mit dem OB selber „abgeschafft“. Roland Berger hat ihn deshalb als Partner und Verantwortlichen für Fragen der öffentlichen Verwaltung geholt. Beratung, meint Jobst Fiedler, sei ein guter „Durchlauferhitzer“ für alle Karrieren. Nun ist er mit einem Vertrag auf vier Jahre zurück in der Wissenschaft und der Lehre.

Seine zweite Frau lebt in Hamburg als Feuilleton-Chefin beim NDR-Fernsehen. Gemeinsam haben sie drei Kinder. In Berlin bewohnt er eine Junggesellenwohnung am Hackeschen Markt. In Pritzwalk haben sie ein altes Bauernhaus gekauft – zusammen mit einem befreundeten Theatermann. Nächstes Jahr soll dort „Was Ihr wollt“ gegeben werden. Er hängt an Berlin und würde gerne ein Hertie-Forschungsprojekt zum Thema Lösungsarchitekturen für die Schuldenübernahme durch den Bund starten. Einen Schuldenerlass ohne weitere „erzieherische Auflagen“ hielte er für nicht nachhaltig wirksam. und Verwaltungswissenschaftler

war Partner bei

Roland Berger und

ist Direktor und Professor an der Hertie School of Governance in Berlin.

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