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Berlin: Jonas aus der Babyklappe wartet auf Adoptiveltern Dem Säugling, der am Dienstag abgegeben wurde, geht es gut

Die Alarmklingel schrillte am Dienstag gegen 19 Uhr im Neuköllner Vivantes-Klinikum am Mariendorfer Weg. Ins Wärmebettchen der Babyklappe hatte jemand ein Neugeborenes gelegt.

Die Alarmklingel schrillte am Dienstag gegen 19 Uhr im Neuköllner Vivantes-Klinikum am Mariendorfer Weg. Ins Wärmebettchen der Babyklappe hatte jemand ein Neugeborenes gelegt. Jonas, wie ihn die Schwestern genannt haben, ist 3300 Gramm schwer und 51 Zentimeter lang. Er ist der zweite Säugling in diesem Jahr, der in einer der fünf Babyklappen in Berlin abgegeben wurde. Insgesamt schrillte die Alarmglocke am Neuköllner Wärmebettchen sechs Mal, seit es dort eine Babyklappe gibt.

„Der Junge ist wohlauf. Bei ihm sind keinerlei Krankheiten festgestellt worden“, sagte Vivantes-Sprecherin Susanne Hentsch gestern. Die Vormundschaft hat nun das Jugendamt Neukölln. „Jonas bleibt so lange bei uns, bis Pflege- oder Adoptiveltern für ihn gefunden worden sind.“ Sehr viele Paare wollen Kinder adoptieren, daher müsse Jonas nicht lange auf eine Familie warten.

Babyklappen sind eingerichtet worden, damit Eltern ihr Neugeborenes anonym abgeben können. Damit soll verhindert werden, dass verzweifelte Mütter oder Väter ihr ungewolltes Baby irgendwo ungeschützt aussetzen oder es gar töten. Bis zu acht Wochen danach haben die Eltern die Chance, ihr Kind wieder zurückzunehmen, ohne eine Strafe befürchten zu müssen. Bislang hätten sich Jonas’ Eltern nicht gemeldet. Um die Anonymität auf jeden Fall zu gewährleisten, werden auch keinerlei Nachforschungen unternommen.

Am Heiligabend 2002 meldete sich erstmals eine Mutter im Zehlendorfer Krankenhaus Waldfriede, um ihr Kind wieder zurückzunehmen. Drei Tage vor Weihnachten hatte sie ihr Baby dort abgelegt. Die Eltern hätten nicht gewusst, wie sie finanziell über die Runden kommen sollten und sich deshalb für die Babyklappe entschieden. Um herauszufinden, ob es sich wirklich um die leiblichen Eltern handelt, müssen Eltern genau angeben, wie ihr Kind aussieht. Zudem liegen im Krankenhaus Waldfriede Informations-Briefe in der Klappe aus. So können die Ärzte ziemlich sicher sein, dass die Identität der Eltern stimmt, wenn diese den Brief vorlegen.

In der Neuköllner Babyklappe liegt nichts aus. „Sollten sich die Eltern bei uns melden, werden sie zum Baby befragt. Zudem kann mit einem Gentest ermittelt werden, ob es sich tatsächlich um die leibliche Mutter handelt“, erklärt Hentsch.

Den grausamsten Fund machten die Schwestern des Krankenhauses Waldfriede am 8. Juli vergangenen Jahres: Ein mit 15 Messerstichen umgebrachter Säugling lag im Wärmebettchen. Die Suche nach den Eltern blieb bis heute erfolglos.

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