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© dpa

Jubiläum: Wowereit: Luftbrücken-Helden retteten West-Berliner

Unter einem kreisenden Rosinenbomber am Platz der Luftbrücke hat Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit den Helden der Luftbrücke gedankt. Zur Feier des Blockadeendes vor 60 Jahren werden bis zu 150.000 Menschen auf dem Flughafengelände erwartet.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat den Helden der Luftbrücke für ihre "logistische und menschliche Meisterleistung" vor 60 Jahren gedankt. Sie hätten die West-Berliner vor dem Erfrieren und dem Hungertod bewahrt, betonte Wowereit am Dienstag auf einer feierlichen Zeremonie anlässlich der Beendigung der Berlin-Blockade vor 60 Jahren.

Zu den Teilnehmern der Veranstaltung am Luftbrückendenkmal vor dem ehemaligen Flughafen Tempelhof zählten unter anderen die Botschafter der ehemaligen West-Alliierten und Luftbrückenveteranen. In Erinnerung an die während der Luftbrücke ums Leben gekommenen Flieger legten sie Kränze nieder. Von 1948 bis 1949 hatten die West-Alliierten rund 2,2 Millionen Menschen im von der sowjetischen Besatzung abgeriegelten Westteil Berlins aus der Luft versorgt.

78 Männer kamen ums Leben

Wowereit nannte die Luftbrücke eine einmalige historische Leistung und erinnerte zugleich an die 78 Männer, die bei dieser Aktion ums Leben kamen. Mit einer symbolischen Verneigung vor diesen Opfern sagte Wowereit: "Ihr Einsatz hat das Überleben Berlins gesichert und zugleich die Freiheit für diesen Teil der Stadt."

Während der Zeremonie kreiste symbolisch ein Rosinenbomber über dem Platz der Luftbrücke. Das Alliiertenorchester und das Bundeswehrorchester spielten die Nationalhymnen der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands. Neben den Ländervertretern und etwa 200 Veteranen nahmen auch Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU), Abgeordnetenhauspräsident Walter Momper (SPD) sowie weitere Berliner Politiker an der Zeremonie teil. Jung will im Anschluss bei einer Festveranstaltung in der ehemaligen Abfertigungshalle des Flughafens sprechen.

Großes Fest beginnt um 14 Uhr

Bei dem Fest werden heute rund um den Platz der Luftbrücke bis zu 150 000 Besucher erwartet. Der Flughafen Tempelhof öffnet erstmals seit seiner Schließung im Herbst die Tore, um 14 Uhr beginnt der Tag der offenen Tür, auf die Besucher warten ein Bühnenprogramm, Ausstellungen, Rundfahrten, Gespräche mit Veteranen. Ein Rosinenbomber mit dem Luftbrückenpiloten Gail Halvorsen an Bord wird über dem Gelände gegen 16 Uhr Süßigkeiten abwerfen, um 20.30 Uhr werden zum Abschluss 10 000 Luftballons in den Himmel steigen.

Für viele Besucher wird es ein gefühlvolles Wiedersehen mit dem Flughafengelände. Am Vormittag legt der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) vor dem Luftbrückendenkmal Kränze nieder, gegen Mittag erhalten 80 Veteranen Gedenkmedaillen, überreicht von Schülern der Gustav-Heinemann-Schule. Senatssprecher Richard Meng wies gestern darauf hin, dass der „Vater der Luftbrücke“, der frühere Stadtkommandant General Lucius D. Clay einst stellvertretend für alle Rosinenbomberpiloten die Ehrenbürgerwürde erhalten hat.

Original-Rosinenbomber und viel Musik

Im Anschluss an die Festveranstaltung mit geladenen Gästen in der Haupthalle des Flughafens öffnen sich die Pforten des einstigen Zentralflughafens, am Haupteingang allerdings erst um 14.30 Uhr. Auf zwei Bühnen – in der alten Abfertigungshalle und auf dem Vorfeld – wird Musik geboten, auch Gespräche mit Piloten von einst. Tausende von Besuchern werden übers Gelände wandeln und sich ein wenig an die Flugschauen der Amerikaner erinnert fühlen, die es hier bis 1994 gegeben hat. Nur die ausgestellten Flugzeuge gibt es nicht mehr, dafür werden Fish and Chips, Burger, Hot Dogs, Donuts, Muffins, Currywürste angeboten. Das Deutsche Technikmuseum wird seinen Original-Rosinenbomber präsentieren, dazu Last- und Lieferwagen von 1948/49. Der Verein Alliierte in Berlin zeigt auf dem Vorfeld Bestände alter Militärfahrzeuge. Im Hangar 6 läuft der Film: „Die Luftbrücke – Nur der Himmel war frei“.

Die amerikanische und die britische Botschaft haben Musikkapellen engagiert, die Bundeswehr spielt auf, das Alliiertenmuseum zeigt unter anderem einen original Rias-Lautsprecherwagen. Andrej Hermlin and his Swing Dance Orchestra und die Rias Big Band werden in der Abfertigungshalle den Sound von damals beisteuern. Die Deutsche Post hält Briefmarken und Sonderstempel bereit. Schulen beteiligen sich, so die John-F.-Kennedy-Schule, das Französische Gymnasium, die Ernst-Reuter-Oberschule oder die Berlin British School. Die Stiftung Luftbrückendank dokumentiert in der Abfertigungshalle die damalige Zeit, die Staatliche Münze hat eine Luftbrückenmedaille geprägt. Boy Scouts der „Troop 46 Freedom Outpost“ aus Berlin haben Päckchen an Fallschirmen gebastelt, die über Tempelhof abgeworfen werden – eine Aktion der Organisation Care und des Air Service Berlin, der von Schönefeld mit einem Rosinenbomber Rundflüge anbietet. Es gibt eine Basketballaktion von Alba, ein Torwandschießen von Hertha BSC, Darbietungen der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zeigt, welche Nutzungsmöglichkeiten das einstige Flugfeld bietet, der Flughafen BBI ist mit einem Info-Bus vertreten. Gefragt dürften die Führungen durch das Gebäudesein – vom Keller bis drei Etagen unter die Erde. Oder die Bustouren: Am Radarturm oder dem einstigen Munitionsbunker vorbei.

Christian van Lessen

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