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Judenhass: Neun antisemitische Gewalttaten vergangenes Jahr

Ressentiments gegenüber Juden sind unter muslimischen Migranten offenbar weiter verbreitet als beim Rest der Bevölkerung. Der Senat stockt auch deshalb seine Mittel für Projekte gegen Antisemitismus, Rassismus, und Rechtsextremismus auf.

Ganz klar heraus sagt es keiner, und auch die polizeiliche Kriminalstatistik weist antisemitisch motivierte Taten nicht gesondert aus, wenn sie durch Menschen mit Migrationshintergrund begangen wurden. Dennoch ist Judenfeindlichkeit gerade unter Muslimen verbreitet. Das ergab eine Studie des Bundesinnenministeriums. Danach war unter Muslimen ein deutlich höherer Anteil als in der deutschen Bevölkerung antisemitisch eingestellt. Aussagen wie „Juden sind geldgierig und überheblich“ fanden breite Zustimmung.

Unter anderem deshalb hat der Senat seine Mittel für Projekte gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus aufgestockt. Statt 1,2 Millionen Euro wie in den vergangenen Jahren sollen dieses Jahr 1,87 Millionen und nächstes Jahr 1,97 Millionen Euro ausgegeben werden, um Projekte gegen rechts, gegen Rassismus und Antisemitismus zu fördern. In dem dazugehörigen Konzept heißt es, der Antisemitismus bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund stelle in einer Einwanderungsstadt wie Berlin eine „besondere Herausforderung“ dar.

Levi Salomon sagt es etwas deutlicher. Er ist seit März Antisemitismus-Beauftragter der Jüdischen Gemeinde. Nach seinen Erfahrungen teilt sogar eine Mehrheit der türkisch- oder arabischstämmigen Jugendlichen negative Ressentiments. Er verweist auf die Ergebnisse einer Befragung, die Studierende der Alice-Salomon-Hochschule im Jahr 2005 unter Jugendlichen in Friedrichshain-Kreuzberg durchführten. „Hitler gefällt mir“, heißt es da, und „Schade, dass Hitler nicht alle Juden umgebracht hat.“

Ob die Fördergelder messbare Erfolge bringen, ist schwer zu sagen. Sanem Kleff vom Netzwerk „Schule gegen Rassismus“ glaubt fest daran. „Das Geld ist gut investiert“, sagt sie. „Berlin hat 3,5 Millionen Einwohner, und es läuft hier doch recht gewaltfrei ab. Das führe ich auch auf die vielen Projekte hier in der Stadt zurück.“

In der Tat wurden 2007 in Berlin nur neun antisemitisch motivierte Gewaltdelikte registriert, von denen sechs aufgeklärt wurden. Im Vorjahr gab es allerdings nur vier Delikte. Das geht aus einer aktuellen Anfrage der Grünen hervor. Jüdische Schüler wurden in den vergangenen Jahren dreimal Opfer von Gewaltvorfällen. Die Zahl der Beleidigungen dürfte weit höher sein, dazu gibt es aber keine Zahlen, nur persönliche Erfahrungen. Judith Kessler von der Jüdischen Gemeinde berichtet, sie trage einen Davidstern und werde regelmäßig beschimpft, etwa als „Judensau“. Meist hätten die Täter einen Migrationshintergrund. Fatina Keilani

Fatina Keilani

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