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Berlin: Jugend trainiert für Christiansen: Nathalie steht im Debattierfinale

Wenn Nathalie Boyke spricht, redet ihr ganzer Körper. Die Augen leuchten, ihre Mimik lebt, sie gestikuliert eindringlich.

Wenn Nathalie Boyke spricht, redet ihr ganzer Körper. Die Augen leuchten, ihre Mimik lebt, sie gestikuliert eindringlich. Unerschrocken wägt die 17-jährige Pro und Contra der EU-Erweiterung ab, formuliert präzise Sätze, redet von allen europäischen Metropolen, als sei sie schon dort gewesen. Sie wirkt überzeugend und souverän. Weil sie dieses Talent hat, tritt die Schülerin der Schöneberger Sophie-Scholl-Schule im morgigen Finale von „Jugend debattiert“ an. Gegen 900 Mitbewerber aus Berliner Oberstufen hat sie sich durchgesetzt, bewies in Streitgesprächen Sachkenntnis und Überzeugungskraft. Im Park Inn Hotel debattieren die 56 Gewinner der Landeswettbewerbe unter der Schirmherrschaft von Johannes Rau.

„Es kommt nicht so sehr auf die Inhalte an“, sagt die Schülerin der Sophie-Scholl-Schule. Schließlich seien alle Wettstreiter gut vorbereitet. „Aber man muss Argumente gut verkaufen.“ Und das kann Nathalie. Trotz souveränem Sieg in den Schul- und Landesausscheidungen bekommt sie jedes Mal weiche Knie, wenn sie vor 600 Zuhörern im Scheinwerferlicht ihre Rede hält. Einmal vergaß sie vor Aufregung ihr Plädoyer. Endlose Sekunden des Schweigens waren das. Wenn aber nach den Eingangsreden die offene Debatte beginnt, fühlt sich Nathalie in ihrem Element.

Wenn sie die Talkrunde von Sabine Christiansen im Fernsehen sieht, würde sie am liebsten ins Studio stürmen und ihre Meinung sagen. Eine Talkshow zu moderieren, das könnte sich Nathalie auch vorstellen. Oder in die Diplomatie zu gehen. Sie ist ein Sprachtalent: Als Kind einer Iranerin und eines Deutschen spricht sie fließend Iranisch und Assyrisch, die Sprache einer christlichen Minderheit in Irak und Iran. In der Schule lernt sie Englisch, Französisch und Spanisch. Als Politikerin sieht sie sich nicht: „Da ist man so schnell weg vom Fenster.“

Morgen soll Nathalie über Studiengebühren streiten. Dafür hat sie Statistiken und Finanzierungsmodelle gewälzt. „Ich lerne keine Fakten auswendig. Mich interessieren Zusammenhänge.“ Und wenn sie es so unter die ersten acht schafft, hat sie ihr Ziel erreicht.

Carola Padtberg

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