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Unsere Autorin Henriette Teske (18) wartet auf eine neue Impulskurve.

© privat

Jugendblog: Eine neue Impulskurve am Freitagabend

Nachdem sich unsere Autorin beim Schulsport verletzt hat, denkt sie über denn Sinn des Hochsprungs nach - und plötzlich durchströmt tiefe Dankbarkeit ihren brennenden Rücken.

Der Schulsport hat schon tiefe Wunden in meinem Freundeskreis hinterlassen. Vor drei Jahren ein komplizierter Armbruch bei der einen Freundin und eine andere darf seit neuestem zusätzlich zum Abiturstress noch eine überdimensionale Plastikschiene um ihren gebrochenen Fuß durch die Weltgeschichte tragen. Aus Solidarität habe ich mich dann beim Hochsprung verletzt. Jetzt liege ich im Bett und versuche möglichst nur meine Finger auf der Tastatur zu bewegen.

Wie ich aber weiß, soll man den Fehler ja immer erst bei sich selbst suchen. Also informiere ich mit einem gegen null tendierenden Bewegungsaufwand über meine möglichen Fehlerquellen, sowie die Kompetenzen, für deren Erwerb ich dem Hochsprung dankbar sein darf. Das Institut für Motorik und Bewegungstechnik macht mir gleich Mut. Beim Hochsprung erlerne man spielerisch hochsprungspezifische und koordinative Fähigkeiten und gewöhne sich an eine rhythmische Anlaufgestaltung. Ich fühle mich gleich ganz spielerisch hochsprungspezifisch. Aber dass man während des Zurennens auf eine Plastikstange ein Rhythmusgefühl entwickelt, war mir doch neu. Trotzdem durchströmt eine tiefe Dankbarkeit meinen brennenden Rücken.

Weiter erfahre ich, dass man beim Absprung, nach dem man die Impulskurve eingeleitet hat, die horizontale in vertikale Geschwindigkeit umsetzen muss. Wahnsinn. Wusste nicht, wie wissenschaftlich das alles ist. Ich versuche eine Impulskurve aus meinem Bett einzuleiten, um meine Erkenntnisse jemandem mitzuteilen, scheitere jedoch an der mangelhaften Umsetzung von horizontaler in vertikale Energie. Dies scheint ein grundsätzlicher Fehler von mir zu sein, der in meinem Versagen im Hochsprung nur seinen traurigen Höhepunkt gefunden hat. Ich bin nun froh, den Fehler bei mir selbst gefunden zu haben. Vielleicht kriege ich irgendwann die Impulskurve zur Veränderung meiner Lebensgewohnheiten.

Am Ende meines Freitagabends bin ich ein bisschen deprimiert, aber dennoch neuen Mutes, mich meinen Problemen anzunehmen. Zu wie viel Erleuchtung mir dieser Freitagabend verholfen hat…Zu viel mehr als all die anderen Dinge, die normale Jugendliche an normalen Freitagabenden tun. Vielleicht kann ich diesen Erkenntnisgewinn auch in meinen lädierten Freundeskreis weitertragen. Danke, lieber Schulsport. Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir.

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Henriette Teske, 18

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