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Auslandsjahr: Weihnachten in...Bulgarien

Jede Woche berichten auf unserem Jugendblog junge Berliner von ihren Auslandsjahren. Jetzt steht Weihnachten vor der Tür - Wie sieht das aus? Teil 2: Bulgarien.

Die Regale in den Supermärkten sind gefüllt mit Spekulatius, Lebkuchen, Stollen und allem, was man aus Deutschland kennt. Die Auswahl ist riesig und man kann den deutschen Produkten kaum entfliehen. Es kommt kein bisschen das Gefühl auf, mitten in Bulgarien, etwa 1800 Kilometer entfernt von Zuhause, im Supermarkt zu stehen.

Weihnachten heißt auf bulgarisch "Koleda" und in den sechs Wochen vor dem Heiligabend wird innerhalb der orthodoxen Gemeinde gefastet. Am sechsten Dezember sind die Stiefel der Kinder hier nicht gefüllt, stattdessen essen die meisten Familien Fisch, in Erinnerung an den heiligen Nikolaus, dem Beschützer der Fischer.

Wegen der Weihnachtsfastenzeit wird am 24. Dezember in den meisten Familien kein Fleisch und kein Fisch gegessen. Die Anzahl der Speisen auf dem Tisch muss ungerade sein. Dieses Fasten ist aber nicht zur „inneren Reinigung“ bestimmt, sondern dient der Anerkennung der Leiden Christis. In dieser Zeit versuchen die Gläubigen auf Luxus zu verzichten. Klassisch werden am Heiligabend Bohnen, Nüsse, Dörrobst, Rouladen aus Kohl- und Weinblättern und Banzia (Blätterteig mit verschiedenen Füllungen) gegessen. Der Älteste am Tisch bricht das Rundbrot, ein Hefeteig in dem eine Münze eingebacken ist, und gibt jedem Familienmitglied ein Stück. Die Person, die das Stück mit der Münze bekommt, soll im kommenden Jahr besonders viel Glück haben.

Traditionell gehen ab Mitternacht bis zum Sonnenaufgang die Koledari, junge Männer in Trachten, mit einem Kranz aus Cornellkirschzweigen, der mit Popcorn, getrockneten Früchten und Nüssen verziert ist, von Haus zu Haus. Ursprünglich sollten sie Fruchtbarkeit und eine gute Ernte in die Häuser bringen. Sie wünschen jedem Glück und Gesundheit, singen Weihnachtslieder und klopfen mit dekorierten Stöcken auf die Rücken der Leute. Dafür werden die Koledari mit Wein, Bretzeln oder Geld beschenkt.

Nach dem Ende der Fastenzeit werden am 25. und 26. Dezember wieder Fleisch und Fisch gegessen und "Djado Koleda", wörtlich übersetzt "Opa Weihnachten", kommt in den meisten Familien in der Nacht vom 24. Dezember. Ursprünglich gehörte der Weihnachtsmann nicht zu den bulgarischen Traditionen und man bekam auch keine Geschenke. Es war viel mehr ein gemütliches, familiäres Zusammensein mit viel Essen. Aber im Zeichen der Globalisierung mischen sich die unterschiedlichsten Bräuche und Sitten. Und so landen die Borggreve Spekulatius aus dem Emsland doch im Einkaufswagen, schließlich gehören sie irgendwie zur Adventszeit dazu. Auch mitten in Bulgarien.

Dies war ein Beitrag unseres neuen Jugendmagazins "Schreiberling". Seid ihr schon in Weihnachtsstimmung? Schreibt uns an schreiberling@tagesspiegel.de und werdet unsere Freunde auf www.facebook.de/Schreiberlingberlin oder folgt uns auf www.twitter.com/schreiberling_.

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