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So feierten die Münchener im letzten Jahr - wie wird es diesmal ausgehen?

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Bundesligavorschau: Alle Vereine in der Einzelkritik

Die Fans dürfen wieder mit ihren Mannschaften jubeln, zittern und leiden. Was davon der Fall sein könnte, klären wir in unserer großen Bundesligavorschau-Serie. Für jedes Team eine Prognose, vom Aufsteiger bis zum letztjährigen Meister.

Die Bundesliga läuft wieder, wir konnten schon einzelne Tendenzen erkennen. Daher haben wir uns die Mannschaften für euch genauer angeguckt: Wer hat am schlauesten eingekauft? Welcher Trainerwechsel ist nach hinten losgegangen? Und wer schafft es an die Tabellenspitze?

Die Wölfe greifen an (VfL Wolfsburg)

Manager Allofs will es der Konkurrenz zeigen
Manager Allofs will es der Konkurrenz zeigen

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Kader- und Transferanalyse

Beim VFL hat sich in dieser Transferperiode mal wieder viel getan, Klaus Allofs hatte viel Arbeit. Wenigstens auf den Führungspositionen haben die Wölfe Kontinuität geschaffen. Der Werksklub hat mit Dieter Hecking und Klaus Allofs ein Gespann gefunden, das endlich mit einer klaren Linie agiert und auch das Vertrauen des Vorstands hat. Das war in vergangenen Saisons schon mal anders. Nach dem sie 2009 die Meisterschaft gewannen, ging es kontinuierlich bergab mit den Wölfen. Viele Trainerwechsel, der Abstiegskampf und der Ausverkauf von Starspielern wie Dzeko oder Mandzukic machten dem Klub ebenso zuschaffen wie unzählige unnötige Transfers, die meisten noch Magath-Altlasten.

In diesem Sommer machten die Transfers alle Sinn und sind, trotz quasi unbegrenzter Geldmittel, keine Hauruckverfahren. Schon im Winter konnte man den belgischen Nationalspieler Kevin de Bruyne gewinnen. Dazu kommen die sehr sinnvollen Transfers von Sebastian Jung (2,5 Millionen Euro), Aaron Hunt (ablösefrei ) und Joshua Guilavogui ( 5,5 Millionen Leihgebühr). Im Tor wurde mit Max Grün ein guter Backup für Diego Benaglio gefunden, der in Benaglios verletzungsbedingter Abwesenheit seine Klasse zeigen konnte. Mit Sebastian Jung hat man sich auf der Rechtsverteidigerposition sinnvoll und preisgünstig verstärkt. 2,5 Millionen Euro für einen qualitativ sehr starken Spieler, auf einer Position, die im internationalen Vergleich eher dünn besetzt ist, sind ein Schnäppchen. Auf der anderen Außenverteidigerposition hat man mit Ricardo Rodriguez einen weiteren Spieler, der noch sehr jung ist und trotzdem schon immense Qualität hat, vor allem im offensiven Bereich.

Skandalspieler als Notlösung im Angriff

In der Innenverteidigung steht mit Naldo und Knoche ein Duo, das eine gute Mischung aus jungem Potential und Champions League Erfahrung ist. Dazu kommen Klose, Felipe und das Talent Moritz Sprenger. Auch auf den Außenpositionen hat man starke Spieler in der zweiten Garde. Marcel Schäfer, Patrick Ochs und Christian Träsch haben schon in der DFB-Elf gespielt. Ochs war bisher immer ein verlässlicher Spieler, fällt momentan aber mit einem Kreuzbandriss aus.

Im defensiven Mittelfeld wurde neben dem brasilianischen Nationalspieler Luiz Gustavo auch Joshua Guilavogui für 5,5 Millionen Euro von Atletico Madrid ausgeliehen. Dazu hat man noch das belgische Talent Junior Malanda, der in den ersten beiden Spielen zwar als Chancentod glänzte, sonst aber ein sehr starker defensiver Mittelfeldspieler ist und ein riesiges Entwicklungspotential hat. Die größte Dichte an Qualität liegt aber im offensiven Mittelfeld. Deshalb ist es nur logisch, dass der VFL im 4-2-3-1 agiert. Hunt, de Bruyne, Arnold, Perisic, Caligiuri und Vierinha kämpfen um die drei Positionen in der offensiven Reihe.

Allerdings hat auch das Wolfsburger Team eine Schwachstelle und zwar im Angriff. Neben dem bis dato ewigen Missverständnis Bas Dost ist noch Dauerbrenner Ivica Olic im Team. Dass der 34-jährige Kroate seine, zugegebenermaßen enorme, Qualität über die gesamte Saison abrufen kann, ist mehr als fraglich, auch wenn er im Auftaktspiel einen wunderschönen Schlenzer im Tor versenkte. Deshalb wollte man hier nachrüsten. Doch egal bei welchem Stürmer man anfragte, ob Lukaku, Morata oder Mandzukic, alle lehnten ab und gingen entweder zu Vereinen, die in der Champions League spielen oder bei denen sie letzte Saison schon wegen einer Leihe spielten. So wurde „nur“ der Skandalspieler Nicklas Bendtner ablösefrei verpflichtet. Ob der zweifelsohne talentierte Däne sich bei seiner möglicherweise letzten Chance durchsetzen wird, muss sich zeigen. Zu hoffen für Wolfsburg bleibt, dass „Lord Bendtner“, wie er scherzhaft genannt wird, seine Eskapaden aufgibt, auch sein Ex-Teamkollege Mesut Özil riet ihm per Twitter dazu.

Skandalspieler Bendtner - Noch ist er brav
Skandalspieler Bendtner - Noch ist er brav

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Die Wolfsburger Testspiele zeugten aber nicht von einem Problem im Angriff, zumindest fielen sehr viele Tore. Allein in den ersten drei Spielen gewann man mit 26:0, 9:0 und 11:1. Danach ließen es die Wölfe ein bisschen langsam angehen und gewannen zweimal nur mit 3:1. Dann wurde deutlich, dass die vorigen Spiele gegen unterklassige Gegner waren. Den HSV konnte der VFL komischerweise erst im Elfmeterschießen besiegen (5:6), danach unterlag er Bayern München mit 3:0. Gegen Cardiff City kam er nicht über ein 3:3 hinaus und auch beim Fc St. Gallen spielte er unentschieden. Danach folgte etwas, das den Wolfsburgern Sorge bereitete: Gegen Atletico Madrid verloren sie mit 5:1.

Fazit

Trotz der hohen Qualität der Niedersachsen sind sie in der ersten Pokalrunde nur durch das Elfmeterschießen gegen den Zweitligaaufsteiger Darmstadt 98 weitergekommen. Danach folgte zwar ein starker Auftritt gegen den amtierenden Meister aus München, aber trotzdem haben sie, wegen eines schwachen Auftrittes gegen Frankfurt, nur 1 Punkt aus 2 Spielen geholt. Aber sie hätten schon drei Punkte mehr, wenn Junior Malanda wüsste, wie man den Ball aus vier Metern im leeren Tor unterbringt. Gegen Bayern wäre ein Punkt verdient, gegen Frankfurt hätten sie sogar gewinnen müssen. Das zeigt, dass die Wolfsburger Mannschaft noch lange nicht komplett eingespielt und aufeinander abgestimmt ist. Es gibt also noch genügend Arbeit für Trainer Dieter Hecking.

Saisonprognose

Trotz des eher mauen Starts wird der VFL eine erfolgreiche Saison spielen. Allerdings haben die Niedersachsen mit der Europa League eine Zusatzbelastung, die nicht zu unterschätzen ist. Das werden sie aber mit ihrem breiten Kader ausgleichen können. Wolfsburg wird wohl in allen drei Wettbewerben eine wichtige Rolle spielen - zu einem Titel wird es wohl trotzdem nicht reichen. Wenn die Entwicklung allerdings so fortschreitet, wird es nicht mehr lange dauern, bis die Wölfe sowohl in der Champions League vertreten sind als auch Silberware gewinnen werden. Die Konkurrenz sollte sich in Acht nehmen, die Wölfe greifen an.

Platz 5-3, Optimale Saison: Championsleagueplatz und unter den letzten 4 in der Europaleague

Kommen und Gehen (Mainz 05)

Es liegt noch viel Arbeit vor Manager Heidel und Trainer Hjulmand
Es liegt noch viel Arbeit vor Manager Heidel und Trainer Hjulmand

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Kader- und Transferanalyse

Der Sommer beim selbst ernannten Karnevalsverein war mehr als turbulent. Überschattet wurde alles vom Rückritt des Trainers Thomas Tuchel. Dazu hat man die Schlüsselspieler Eric-Maxim Choupo-Moting und Nicolai Müller verloren und das, obwohl die beiden Flügelspieler perfekt ins neue System von Neutrainer Kasper Hjulmand gepasst hätten. Der ehemalige Erfolgstrainer vom FC Nordsjælland hatte (unter anderem deswegen) einige Startschwierigkeiten. Mainz flog sowohl gegen den Chemnitzer FC im Pokal, als auch gegen Asteras Tripolis in der Europa League raus - ein sehr schwacher Einstand des Trainers, der dem Verein auch finanzielle Einbußen beschert. Deswegen wurde in der Sommerpause noch einmal eingekauft.

Auf der Torwartposition hat sich ebenfalls relativ viel geändert. Christian Wetklo und Heinz Müller haben den Verein verlassen, neu kamen Robert Zentner, der aus der zweiten Mannschaft hochgezogen wurde, und das griechische Torwarttalent Stefanos Kapinos für 2,25 Millionen Euro aus Athen. Er soll der jetzigen Nummer Eins, Lorenz Karius, Konkurrenz machen, obwohl der auch sehr jung ist und sich in den Spielen letzte Saison bewährte.

In der Abwehr hat man sich mit Gonzalo Jara einen chilenischen WM-Teilnehmer gesichert, der zwar sehr souverän wirkt, allerdings im Pokal gegen Chemnitz und bei der WM gegen Brasilien den entscheidenden Elfmeter verschoss. Die Innenverteidigung verstärken soll Leihgabe Philipp Wollscheid, der aus Leverkusen zum Team gestoßen ist. Aus Fürth ist dazu noch Daniel Brosinski für 1,5 Millionen Euro gekommen. Der erfahrene Noveski und der mittlerweile etablierte Boll sollen die Innenverteidigung bilden, Niko Bungert soll den beiden Druck machen. Er ist auch ein möglicher Kandidat für die Startelf.

Maue Vorbereitung

In Hjulmands bevorzugten System, dem 4-2-3-1, herrscht auch nach dem Abgang von Niki Zimling zu Ajax Amsterdam Gedränge. Johannes Geis scheint gesetzt auf der Sechs. Daneben drängen sich Christoph Moritz, Julian Baumgartlinger und Elkin Soto.

Für die offensive Dreierreihe wurde Pablo de Blasis von Europa League-Schreck Asteras Tripolis verpflichtet. Dazu sollen die Leihgaben Jonas Hofmann (BVB), Ex-Mainzer Sami Allagui (Hertha) und Filip Djuricic (Benfica) die abgewanderten Choupo-Moting (jetzt Schalke) und Nikolai Müller (jetzt HSV) auf den Flügelpositionen ersetzen. Das klappt bis dato allerdings noch nicht besonders. Deswegen wurde der Flügelspieler Jairo vom FC Sevilla für 2,2 Millionen Euro verpflichtet.

Die Position auf der Zehn soll entweder Yunus Malli oder Ja-Cheol Koo ausfüllen, im Sturm ist Shinji Okazaki gesetzt. Die Rückkehrer Chinedu Ede und Nikita Rukavytsa sollen Druck machen und den Konkurrenzkampf anfachen.

Mainz lief in den bisherigen Spielen nur hinterher
Mainz lief in den bisherigen Spielen nur hinterher

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Auch in der Vorbereitung konnten die Mainzer nicht vollends überzeugen. Trotz eines 13:0 im ersten Spiel gegen den SV Guntersblum kamen sie im nächsten Spiel gegen einen ähnlich unterklassigen Gegner nur zum einem 2:1 Sieg. Rot-Weiß Darmstadt besiegten sie mit 5:1, den FC Zürich mit 4:1. Danach schummelten sie sich aber nur zu einem glücklichen 2:1 Sieg gegen Kaiserslautern und kamen bei Besiktas Istanbul nicht über ein 1:1 hinaus. Burton Albion konnten sie knapp mit 1:0 "bezwingen", das gleiche Ergebnis erzielten sie gegen den FC Granada.

Fazit

Manager Christian Heidel hat es weder geschafft, Eric-Maxim Choupo-Moting oder Nicolai Müller noch Mainz-Superstar der letzten Jahre, Thomas Tuchel, zu halten. Wie stark der Erfolg an Thomas Tuchel hing, wird man sehen, doch der Saisonanfang spricht nicht gerade für den Neuen. Grundsätzlich haben die Mainzer aber eine eher ruhige Transferperiode hinter sich. Das Drama um Tuchel war da schon das Spektakulärste, was die Mainzer den Medien angeboten haben. Wie das neue System von Trainer Hjulmand funktioniert (und ob er es schafft, es ansonsten anzupassen) und wie schnell sich das das Spielsystem in den Köpfen der Spieler einbrennt, wird den Ausschlag geben, wie gut die Mainzer sich dieses Jahr halten können. Man konnte jedoch international erfahrene Spieler und vielversprechende Talente verpflichten oder ausleihen und wenn die Neuzugänge der letzten Saison, die noch nicht durchgestartet sind, nun angekommen sind, könnten die Verluste der Stars zumindest kaschiert werden.

Saisonprognose

Es wird eine sehr schwere Saison für Mainz. Dass der Klub noch mal die Europa League erreicht, ist sehr unwahrscheinlich. Ein neuer Trainer, neue Schlüsselspieler - die Mainzer mussten und müssen sich komplett neu strukturieren. Vielleicht kommt ihnen da das erneute frühe Aus in der Europa League und im Pokal sogar zugute, da sie sich nun voll auf die Liga konzentrieren können. Es wird trotzdem schwer, Kontinuität zu schaffen, dafür schwanken die Leistungen der Spieler zu sehr. Sie werden wohl nichts mit dem Abstieg, aber auch nichts mit dem internationalen Geschäft zu tun haben.

Durchwachsene Saison, Platz 10-12, Optimale Saison: Einstelliger Tabellenplatz

Verletzungsgefahr und Stareinkäufe (Hertha BSC)

Wird Hertinho trösten müssen?
Wird Hertinho trösten müssen?

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Kader- und Transferanalyse

Der holländische Trainer Jos Luhukay darf sich über Unterstützung aus der Heimat freuen, denn mit Roy Beerens und Johnny Heitinga kicken nun zwei seiner Landsmänner für den Hauptstadtklub. Für Luhukay ist dies nun seine dritte Saison mit Hertha BSC, und bisher kann er auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit zurück blicken. In seinem ersten Jahr führte er die alte Dame wieder zurück in die erste Fußballbundesliga, im Jahr darauf standen die Herthaner nach einer furiosen Hinrunde am Ende auf einem gesicherten Mittelfeldplatz. Geht die Erfolgsstory weiter? Luhukays Minimalziel ist wieder eine Platzierung in der Mitte der Tabelle. Er sagt: „Wir müssen uns in der Bundesliga stabilisieren. Wenn wir einen Platz besser sind als Rang elf, wäre es schön.“ Allgemein herrscht nach der letzten Saison keine Euphorie, Hertha bleibt auf dem Boden der Tatsachen. So auch Stürmer Sami Allagui: „Wir wollen den Klassenerhalt so schnell wie möglich schaffen, dann kann man weitersehen. Hertha ist noch nicht so weit, dass man mit der Euro League planen sollte.“ Doch in einer Kategorie ist Hertha meisterlich, nämlich bei den Trikots. Hertha ist Spitzenreiter mit Eintracht Frankfurt, beide Teams verlangen 84,95 Euro. Damit ist das Trikot von Hertha 30 Euro teurer als das vom SC Paderborn.

Meisterlich war die alte Dame auch auf dem Transfermarkt aktiv. Hertha konnte mit den Transfers ihr Team in der Breite deutlich verbessern, hat aber gleichzeitig ihren besten Mann Adrian Ramos an Dortmund verloren. Ramos war der Alleinunterhalter bei den Herthanern, vergangene Saison war er an 24 von 40 Hertha-Treffern beteiligt. Die erste Lösung war der an Hamburg ausgeliehene Pierre-Michel Lasogga, doch der Torjäger wurde vom HSV gekauft. Deshalb musste Plan B her. Vor der Saison sollte das Allagui sein, nach Ramos (16) mit neun Ligatreffern Herthas mit Abstand gefährlichster Angreifer 2013/14. Da erkennt man auch schon das große Problem der Hertha: Die Herthaner sind zu berechenbar. Für keine andere Mannschaft trafen letzte Saison so wenig verschiedene Torschützen. Nur neun Hertha-Akteure konnten wenigstens einen Treffer erzielen. Das hat zu Folge, dass der Hauptstadtklub unter einer extremen Torarmut leidet. Trotz des stark aufspielenden Ramos erzielten nur die beiden Absteiger Braunschweig und Nürnberg wenigere Tore als Hertha (40).

Diese Probleme soll unter anderem der aus Dortmund transferierte Julian Schieber lösen. Der 2,5-Millionen-Mann soll den Konkurrenzkampf anheizen und in seinen Bundesligaauftritten viele Tore erzielen. Doch mit den Toren hat es der Linksfuß nicht so. Er leidet unter der altbekannten Krankheit Ladehemmung. In zwei Jahren konnte er für den BVB nur magere drei Bundesliga-Tore erzielen. Jetzt traf er in den letzten zwei Pflichtspielen drei Mal und war auch in der Vorbereitung erfolgreich.

Verletzungsgefahr scheint ansteckend zu sein

Da der Verein sich ja in der Breite besser aufstellen wollte, kamen noch der Rechtsaußen Roy Beerens und der Schweizer WM-Teilnehmer Valentin Stocker. Beim Transfer von Beerens hatte ein alter Herthaner seine Finger im Spiel, Dick van Burik. Der frühere Publikumsliebling (245 Bundesligaspiele) ist Berater des U-21-Europameisters. Er fädelte den Transfer für 1,5 Millionen Euro von Alkmaar nach Berlin ein. Van Burik spielte früher in einem Team mit dem heutigen Hertha-Manager Preetz. Mittlerweile hat sich Beerens gut eingewöhnt und im Pokal sogar schon ein Tor geschossen. So weit ist der neue Linksaußen Valentin Stocker leider noch nicht. Mit der Schweiz kämpfte er in Brasilien um den WM-Pokal, scheiterte im WM-Achtelfinale aber an den Argentiniern. Noch soll er aber in der U 23 Spielpraxis sammeln. 

Ein weiterer Neuzugang ist der Japaner Genki Haraguchi, er wurde ursprünglich als Backup verpflichtet, falls Personenmangel herrscht. In seinen bisherigen Spielen spielte er jedoch groß auf und empfahl sich für einen Stammplatz. Doch leider liegt er jetzt erst einmal flach, wegen einer Schulterverletzung muss der Rechtsfuß nun eine Zeit lang pausieren. Die drei Neuzugänge sollen das Angriffsspiels der Hertha über die Außen ankurbeln.

Herthas größte Baustelle ist das offensive Mittelfeld. In der Vorbereitung schien es, als würde der Langzeitverletzte Baumjohann seiner Mannschaft wieder helfen können. Nach einem Kreuzbandriss wurde der Spielmacher wieder topfit und konnte die gesamte Vorbereitung bestreiten. Doch dann kam die bittere Diagnose: erneuter Kreuzbandriss. Damit fehlt Baumjohann der Hertha mindestens bis Ende Februar 2015. Mit Ronny hätte sie eine super Alternative gehabt, doch auch daraus wurde nichts. Denn auch Ronny liegt nun mit einer schlimmen Verletzung flach, Diagnose: Muskelfaserriss. Doch im Gegensatz zu Baumjohann ist Ronny wahrscheinlich schon ab dem 6. September 2014 wieder bereit, seine Arbeit als Spielmacher aufzunehmen.

Da zahlt sich die Strategie Herthas aus, den Kader in der Breite zu verstärken. Denn natürlich wurden auch Mittelfelsspieler gesucht, die Wahl fiel auf Jens Hegeler und Tolga Cigerci, Hegeler fürs offensive und Cigerci fürs zentrale Mittelfeld. Hegeler, der für 900 000 Euro von der Werkself kam, soll das Problem im offensiven Mittelfeld lösen. Hauptbestandteil seiner Aufgabe ist, das Spiel des Hauptstadtklubs anzukurbeln. Letzte Saison hatten nur zwei Teams weniger Ballbesitz als Hertha (47 Prozent). Zu einem gewissen Teil gehört das zur Taktik, zu einem Großteil ist es aber aber auch einem Mangel bei der Ballbeherrschung geschuldet. Zu oft ging schlicht der Ball verloren.

Dieses Manko in der Offensive wird durch eine gute Abwehr ausgeglichen. Die alte Dame ließ letzte Saison die wenigsten Torschüsse aller Mannschaften zu (373). Das liegt an Herthas dichter Staffelung im Defensiv-Verbund und am permanenten Stören der gegnerischen Angreifer. Wie auch schon Ronny, Baumjohann und Haraguchi muss sich der A-Jugend-Meister Cigerci erst einmal mit einem Platz auf der Tribüne zufrieden geben, denn er kann mit einer Zehenverletzung gerade kein Fußball spielen.

Bahnt sich da ein Verletzungsfluch beim Hauptstadtklub an? Auch in der Abwehr beklagt die Hertha den Ausfall des Innenverteidigers Sebastian Langkamp. Er fällt mit einem Außenbandriss bis zum 23. September 2014 aus. Ein adäquater Ersatz wurde jedoch schon eingekauft, der nächste Holländer kam nach Berlin, Johnny Heitinga. Der Niederländer trifft in Berlin zwei Landsleute, mit Beerens teilte er sich im Trainingslager sogar ein Zimmer. Der 30-jährige Heitinga soll die Abwehr stabilisieren und anführen. Heitinga vertrat in der Vorbereitung den verletzten Kapitän Fabian Lustenberger und gab der Innenverteidigung Halt, die in der Rückrunde der vergangenen Saison nicht mehr sattelfest war.

Obwohl letzte Saison kein anderes Team in der Liga weniger Flanken der Gegner zuließ (242), wurde auch auf der Position des Außenverteidigers ein neuer Mann verpflichtet. Linksfuß Marvin Plattenhardt kam für 500 000 Euro vom Bundesligaabsteiger 1. FC Nürnberg. Der 22-Jährige soll den Kader verstärken und den Konkurrenzkampf anheizen. Letzte Saison wurde seine Position von drei Leuten ausgefüllt. Felix Bastians war oft zu wackelig, Kobiaschwili hat seine Karriere beendet, Nico Schulz hat Schwierigkeiten in der Defensive.

Ein Star kommt

Die nächste Transfermeldung schlug ein wie eine Bombe: Hertha verpflichtete Salomon Kalou, WM-Teilnehmer für die Elfenbeinküste. Damit scheint die Zeit der Bescheidenheit bei den Berlinern zu Ende zu sein. Denn der Mittelstürmer konnte schon die höchste Auszeichnung im Vereinsfußball erringen und spielte für den FC Chelsea. Nach so einer Karriere strebt jeder Fußballprofi, doch nur wenige schaffen es. Für drei Millionen Euro schnappte sich die Hertha den Mittelstürmer, der beim OSC Lille in 79 Spielen 34 Tore erzielen konnte. Er wurde überhaupt nur (so günstig) verkauft, weil Lille Geldprobleme hat. Damit könnte die Hertha einen Joker gezogen haben, der sie weit voranbringt. Allagui meint zu den Neuzugängen: „Ich habe bisher einen positiven Eindruck von allen Neuen. Der Kader ist groß, wir sind noch in der Kennlernphase. Bei Heitinga spürt man, dass er sofort weiterhelfen kann. John ist eine Respektsperson mit beeindruckender Vita. Das ist eine zusätzliche Stütze für die jungen Spieler.“

Doch natürlich haben auch Spieler den Verein verlassen wie Pierre-Michel Lassoga (Hamburger SV), Peer Kluge (Arminia Bielefeld), Maik Franz (Ziel Unbekannt), Adrian Ramos (Borussia Dortmund), Levan Kobiashvili (Karriereende), Per Skjelbred (Hamburger SV, Leihe beendet). Skjelbred wird jedoch wahrscheinlich bald fest für um die 1,75 Million Euro verpflichtet.

Schiebers Wandel zum Goalgetter

Der Hauptstadtklub hinterließ in der Vorbereitung einen relativ guten Eindruck, er gewann fast alle Spiele. Zum Anfang gab es eine klare Niederlage, das nächste Spiel war knapp, Hertha konnte Viktoria 89 aber trotzdem mit 2:1 besiegen. Der nächste Gegner hieß SSV Einheit Perlenberg und wurde mit 9:1 abgeschossen. Nachdem man gegen SV Rödinghausen einen klaren, aber glanzlosen 2:0 Sieg einfahren konnte, gab es gegen Vitesse Arnheim ein klägliches und torloses 0:0. Die nächsten Gegner waren aus hochklassigen Ligen wie der PSV Eindhoven, gegen den Hertha 1:1 spielte. Doch das große Highlight der Vorbereitung war das Testspiel gegen den FC Sevilla, in dem die Berliner sich mit 0:2 geschlagen geben mussten. Obwohl siedavor gegen den Karlsruher SC Selbstvertrauen aufbauen konnten, wo sie 1:0 gewannen. Der nächste Härtetest verlief erstaunlich gut, Hertha hatte keine Mühe gegen Austria Salzburg und gewann locker mit 5:0. Im letzten Testspiel der Vorbereitung konnte sie durch einen späten Ausgleichstreffer von Kasimpasaspor Istanbul den Sieg nicht mit in die Saison nehmen.

Dank Luhukays glücklichem Pokal-Händchen gewann die Hertha ihre erste DFB-Pokal-Runde. Vor 5239 Zuschauern sah Luhukay, wie sein Team kämpfen musste. Es war ein großer Kampf gegen das Abwehr-Bollwerk des Viertligisten Viktoria Köln, doch letztlich trafen neben einem Altgedienten drei Neuberliner. Nach dem 1:0 durch Ronny trafen die Neuzugänge Roy Beerens zum 2:0, Genki Haraguchi zum 3:0 und Julian Schieber zum 4:2. Die Gäste kamen nach dem 3:0 noch einmal ran, der Berliner Fußballstolz geriet mächtig ins Wanken, Luhukay sagt: „Plötzlich war ein Schock da.“ Doch wie schon erwähnt, fingen sich die Herthaner nach den Gegentoren von Mike Wunderlich und Fatih Candan wieder, und Julian Schieber machte mit dem 4:2 den Sack zu. Schieber war einer der Aktivposten im Spiel der Hertha und hatte die besten Chancen. Das sah man auch im ersten Bundesligaspiel der neuen Saison gegen Werder Bremen - der Neuzugang konnte beide Tore erzielen. Das reichte aber nicht, denn Werder Bremen schlug innerhalb von drei Minuten zweimal zu und so trennten sich beide Mannschaften mit einem Unentschieden. Für Hertha ärgerlich, für Werder Bremen glücklich und ein Stück weit verdient. Doch Schieber und Hertha: das passt!

Fazit

Die große Frage der Saison war: Kann Hertha ihren Superstürmer Adrian Ramos adäquat ersetzen? Ja, können sie, mit Schieber und jetzt auch noch Kalou haben sie zwei gute bis sehr gute Stürmer. Der Vorteil bei Schieber ist, dass er erst 25 Jahre ist und sich noch weiter entwickeln kann. Salomon Kalous Vorteil dagegen sind seine internationale Erfahrung und sein Torriecher. Er konnte und könnte sich bei jedem Verein durchsetzten. Mit dem Konzept, den Kader in der Breite zu verstärken, ist dem Manager Preetz ein guter Schachzug gelungen. So können künftig verletzte Spieler, welche Hertha zurzeit sehr viele hat, adäquat ersetzt werden. Damit geht keine Qualität verloren und die alte Dame kann auf konstant hohem Niveau spielen. Letzte Saison nämlich konnte man nach einer starken Hinrunde mit 28 Zählern nach der Winterpause nur noch 13 Punkte erzielen. Eine Aufgabe für den Taktikfuchs Luhukay.

Saisonprognose

Die fast komplett neu formierte Offensivabteilung des Hauptstadtklubs wird sich nach einer Weile gut eingespielt haben, sodass dann nach einer „Einspielphase“ die Torausbeute besser ausfallen wird als in der letzten Saison. Die Abwehr wird durch Heitinga deutlich an Festigkeit gewinnen. Im Laufe der Rückrunde werden alte Leistungsträger zurückkommen und die Hertha weiter verstärken. Dies wird ein „Big Point“ für die alte Dame in der Rückrunde sein. Man wird, wenn man die Taktik der letzten Saison noch verfeinert, mit vielen, auch größeren, Gegnern mithalten können und sich so den ein oder anderen Extra-Punkt holen können, allerdings hat Hertha oft Probleme gegen kleine Vereine, die ihnen das Spiel überlassen. Dort könnten wertvolle Punkte liegen gelassen werden.

Gute solide Saison, Platz 11-9, Optimale Saison: Einstelliger Tabellenplatz

Konstanz oder Achterbahn? (Eintracht Frankfurt)

Stürmerstar Kalou spielte schon für Chelsea, jetzt will er in der Bundesliga Tore schießen
Stürmerstar Kalou spielte schon für Chelsea, jetzt will er in der Bundesliga Tore schießen

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Kader- und Transferanalyse

Ob Thomas Schaaf wohl gerne Achterbahn fährt? Wahrscheinlich nicht, jedenfalls wenn es um den Fußball geht. Die gleiche Meinung hatte anscheinend auch Armin Veh. Nachdem er mit der Eintracht als Aufsteiger in der Saison 12/13 mit Hurra-Fußball einen sensationellen sechsten Platz holte und dann in der nächsten Saison trotz oder vielleicht gerade wegen der Teilnahme an der Europa-League, um den Abstieg mitspielte, kündigte er und wechselte kurzerhand zum VfB Stuttgart. Thomas Schaaf wird versuchen, ein bisschen Konstanz in die Börsenmetropole zu bringen. Konstanz, damit kennt er sich aus: Frankfurt ist erst seine zweite Trainerstation, nachdem er 14 Jahre lang als Cheftrainer bei Werder Bremen tätig war. Nun versucht er sich bei der Eintracht. Obwohl er nur einen Vertrag bis 2016 besitzt, wird er doch versuchen, wieder ein langfristiges Projekt aufzubauen.

Probleme bereiten ihm dabei der Ausverkauf der ehemaligen Leistungsträger. Sebastian Jung, Pirmin Schwegler und Sebastian Rode verabschiedeten sich. Zudem wandert der talentierte Innenverteidiger Marc-Oliver Kempf ab. Auch auf den wichtigen Torschützen Joselu und den Mittelfeldspieler Barnetta müssen die Hessen verzichten, beide waren nur ausgeliehen. Schaaf versucht die Lücken zu stopfen, indem er unter anderem mehrere ehemalige Werder-Spieler an den Main locken will. Bisher verpflichtete Ex-Bremer sind Defensiv-Allrounder Aleksandar Ingjovski und Stürmer Nelson Valdez (beide ablösefrei). Die Transfers von Marko Marin und Hugo Almeida scheiterten aber aus finanziellen Gründen. Mit Timothy Chandler kam für eine Million ein günstiger Ersatz für Jung, er kam genauso wie Makoto Hasebe (ablösefrei) von Nürnberg. Zusammen mit Ingjovski soll der die Lücke im defensiven Mittelfeld stopfen. Außerdem wurde das große Talent Lucas Piaźon ein Jahr lang für 800.00 Euro von Chelsea ausgeliehen. Er soll, genauso wie Mittelstürmer Haris Seferovic, die Tormelodie in der Commerzbank-Arena wieder öfter erklingen lassen. Der Schweizer Nationalspieler Seferovic kam für 3,2 Millionen (Marktwert 4 Mio.) von Real Sociedad und soll dem formschwachen Václav Kadlec Konkurrenz machen.

Angstgegner Waldhof Mannheim

Auf der Position des rechten Verteidigers wird wohl Chandler spielen, auch wenn Ingjovski dort auch auflaufen kann. In der Innenverteidigung haben sie mit Zambrano einen starken Rückhalt, doch dieser fällt leider auch oft durch Sperren auf. Sonst steht Russ als Ersatz zur Verfügung, dieser kann aber auch im defensiven Mittelfeld spielen. Sein Nebenmann Bamba Anderson zeigte schon öfter ein paar Wackler. Diese wird der linke Verteidiger ausgleichen müssen. Dort kämpfen Oczipka und Djakpa um einen Stammplatz. Im defensiven Mittelfeld wird der erfahrene Hasebe gesetzt sein, sein Nebenmann wird rein nominell Flum sein, doch auch Russ, Lanig und Ingjovski können dort spielen. Auf den Flügeln werden Aigner, Inui und Piaźon sich die zwei freien Plätze aufteilen müssen. Die Rolle des Zehners wird wahrscheinlich an Alexander Meier gehen, doch auch der 18 jährige Joungster Stendera steht in den Startlöchern. Alternativ könnte auch Inui hinter den Spitzen spielen. Die drei Stürmer Seferovic, Kadlec und Valdez werden wohl um den einen Platz wetteifern, außer Schaaf stellt auf seine bei Werder so geliebte Raute um. Erst einmal ist Nelson Valdez jedoch aus dem Konkurrenzkampf raus- er zog sich einen Kreuzbandriss zu.

Neuzugang Seferovic traf gleich im ersten Spiel
Neuzugang Seferovic traf gleich im ersten Spiel

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Die Hessen müssen sich vielleicht noch einmal auf dem Transfermarkt nach einem zentralen Mittelfeldspieler umsehen, ideal wäre eine Leihe mit Kaufoption. Außerdem liegt eine feste Verpflichtung von Tranquillo Barnetta schon länger in der Luft, auch wenn sich noch nichts Konkretes aufgetan hat. Da die offensiven Positionen schon alle mit talentierten Spielern besetzt sind, wäre dieser Transfer eher dazu da, den Kader zu verbreitern.

In den Vorbereitungsspielen konnte Eintracht Frankfurt bisher noch keine Konstanz zeigen, bisher sah es so aus, als wüsste nur Linksverteidiger Djakpa, was dieses Wort bedeutet, aber auch nur, weil er mit Vornamen Constant heißt. Nach zwei hohen Siegen gegen unterklassige Gegner verlor Eintracht Frankfurt mit 2:5 gegen ein Team, das den furchteinflößenden Namen “Waldhof Mannheim” trägt. Danach folgten Siege gegen Terek Grozny, Sandhausen und Alessandria Calcio im Wechsel mit einem Unentschieden mit dem Vfr Aalen und einer Niederlage gegen den einzigen wirklich erstklassigen Gegner Sampdoria Genua.

Fazit

Es wird schwer, die Abgänge adäquat zu ersetzen. Diese Saison könnte eine der berüchtigten Übergangsaisons werden, bei der der radikale Umbruch zwar neue Vorteile bringt, aber auch viele Nachteile nach sich zieht. Um in dieser Saison nicht die ganze Zeit im Tabellenkeller zu verweilen, müssen gestandene Stammspieler, wie Zambrano oder Aigner, einerseits konstant ihre Form abrufen und Verantwortung übernehmen und andererseits versuchen, die Neuzugänge und Jugendspieler gut zu integrieren. Außerdem müssen Inui und Kadlec wieder in Form kommen, um dringend benötigte Offensivakzente zu setzen. Für Schaaf zu hoffen bleibt, dass er die Offensivqualitäten der früheren Werdermannschaft von der Weser an den Main transferieren kann und dabei die gewohnte Stabilität der Frankfurter Mannschaft nicht verliert.

Saisonprognose

Es wird schwer für die Eintracht und deren Fans. Wie man in den Vorbereitungsspielen sah, hat die Mannschaft ihre Ordnung noch nicht gefunden. Wenn Schaaf bis Saisonbeginn das nicht verbessern kann und noch keine feste erste Elf gefunden hat, könnte das wichtige Punkte kosten. Ein Lichtblick könnte dabei das Zusammenspiel der Neuzugänge Seferovic und Piaźon sein, die aber das Ruder nicht alleine rumreißen können. Für das endgültige Abschneiden wird deswegen entscheidend sein, ob man zwischenzeitlich über einen längeren Zeitraum gute Leistungen erbringen und auch mal ein paar Klubs aus der ersten Tabellenhälfte schlagen kann. Für Schaaf könnte es zwischenzeitlich sogar eng werden, doch aufgrund des Klassenerhalts, den die Mannschaft aber wahrscheinlich erst kurz vor Schluss klar macht, wird auch er sich retten können.

Durchwachsene Saison mit Klassenerhalt, Platz 16-13, Optimale Saison: früher Klassenerhalt

Stürmerüberfluss und Geldregen (1. FC Köln)

Nelson Valdez - erst die Rückkehr, dann der Kreuzbandriss
Nelson Valdez - erst die Rückkehr, dann der Kreuzbandriss

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Kader- und Transferanalyse

Der zweimalige Meister Köln kehrt nach zwei Jahren Bundesliga-Abstinenz wieder in das Oberhaus zurück. Der Meistertrainer der letzten Saison hat diese Aufgabe schon lange vor der Vorbereitung angenommen. Für die Vorbereitung des Ziels „ Klassenerhalt ohne Problem“, verzichtete Kölns Trainer sogar teilweise auf seinen Urlaub. Statt am Strand zu entspannen, ließ sich Peter Stöger von seinem Assistenten Manfred Schmid reichlich Videos über die 17 Mitstreiter in der Liga zusammenstellen. An dieser Maßnahme kann man sein Motto erkennen, welches er mit Leib und Seele lebt: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“, das vielleicht legendärste Motto in der deutschen Fußballgeschichte. Stöger studiert die Stärken und Schwächen der Konkurrenten ausgiebig, um sein Team optimal einzustellen und zu trainieren. Seine extreme Arbeitsbereitschaft rechtfertigt er, indem er verlauten lässt: „Uns ist klar, dass es darum geht, die Liga zu halten, und dies möglichst rasch und ohne Problemzonen.“ Eine dieser Problemzone sind die Außenverteidiger, auch wenn der Verein letzte Saison nur 20 Gegentore kassierte, waren sie über die Flügel zu einfach zu knacken. 65 Prozent der Gegentore wurden über die Außenspieler der gegnerischen Mannschaften eingeleitet, dies ist Liga Höchstwert. Dabei war die rechte Seite von Miso Brečko anfälliger als die Linke. Daher erhöhten Sportchef Jörg Schmadtke, Sportdirektor Jörg Jakobs und Trainer Stöger die Qualität.

Um die Anfälligkeit zu senken und dem Konkurrenzkampf frischem Wind zu verleihen, wurden Dusan Svento und Pawel Olkowski verpflichtet. Olkowski wurde eher als Ergänzungsspieler verpflichtet, daher sind seine Aussichten auf einen Startplatz in der Startelf begrenzt. Der größte Grund liegt in der fehlenden internationalen Spielpraxis, der Pole tummelte sich bisher nur in der heimischen polnischen Liga rum, dadurch muss er sich erst einmal an die Spielweise in Deutschland gewöhnen. Svento dagegen ist mit seinen 5 Meisterschaften in Tschechien und Österreich schon ein härterer Konkurrent für den Kapitän Miso Brecko und Jonas Hector. Der Slowakische Nationalspieler hat mit seiner Erfahrung und seiner spielerischen Vielseitigkeit, er kann auch im Linken oder Zentralen Mittelfeld spielen, fast so etwas wie eine Stammplatzgarantie. An diesem Beispiel erkennt man, dass es auf fast jeder Position eine Doppelbesetzung gibt, welche den Konkurrenzkampf anheizen soll.

Konkurrenzkampf der Tormaschinen

Trainer Stöger will eine ruhige Saison
Trainer Stöger will eine ruhige Saison

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Dieser Kampf tobt besonders im Angriff. Die Aufstiegshelden Patrick Helmes (zurzeit noch verletzt), Anthony Ujah und Brand Finne waren letzte Saison mit der gesamten Offensiv Abteiteilung des Vereins brandgefährlich. Die Offensiv-Akteure schossen nicht nur oft aufs Tor, sondern erspielten sich auch die meisten hochqualitativen Chancen, sogenannte Großchancen oder 100 Prozentige. 55-mal kamen der ehemalige Leverkusener Patrick Helmes und seine Kollegen frei vor dem Tor zum Abschluss.

Sie bekommen Konkurrenz durch Simon Zoller und Yuya Osako. Simon Zoller war der teurere Neuzugang der Geißböcke im Sturm, er kam für drei Millionen Euro von Kaiserslautern an die Rhein. Osako dagegen, wurde dem Zweitligisten 1860 München für „nur“ 1.60 Millionen Euro abgekauft, setzte aber letzte Saison Ausrufezeichen und ist vielversprechend. Der höhere Dekorierte der beiden ist wiederum der japanische Nationalspieler, er konnte mit den Antlers den japanischen Pokal gewinnen. Dagegen ist der Neuzugang aus Kaiserslautern eher ein Wortführer als der Japaner. Zoller startete kurz nach seiner Ankunft mit eine Kampfansage: „Ich gehe nicht nach Köln, um Einsatzminuten zu zählen. Ich komme, um zu spielen und zu helfen, dass der Verein nicht absteigt.“ Eine Antwort des Japaners Yuya Osako gab es noch nicht.

Fast genau so eng wie im Sturm geht es in der Innenverteidigung zu. Trotz der sicheren Abwehr der letzten Saison, nur 20 Gegentore (Bestmarke in der Geschichte der zweiten Bundesliga), soll auch hier die Qualität gesteigert werden. Dominic Maroh und Kevin Wimmer aus der Erfolgsmannschaft letzten Jahres haben zwar einen kleinen Bonus, doch sie sollten sich nicht darauf ausruhen, denn der von Chelsea ausgeliehene Thomas Kalas und der ehemalige Fürther Mergim Mavraj sitzen beiden im Nacken. Beide Spieler können auf ihre (inter-)nationale Spielpraxis setzen, doch der ehemalige Fürther Mergim Mavraj hat gegenüber dem U-21-Premier-League-Sieger Kalas einen kleinen, aber vielleicht sehr wichtigen Vorteil. Er kennt den deutschen Fußball aus seinen Jahren bei Darmstadt und Fürth, auch wenn die Premier League der Bundesliga gleicht, sind es trotzdem zwei verschieden Welten.

Sponsoren-Coup lässt die Kassen klingeln

Neben dem Rückkehrer Slawomir Peszko wurde noch der 22 jährige Kevin Vogt vom FC Augsburg für 1,5 Millionen Euro verpflichtet. Stöger will trotz der teils nahmhaften Zugänge auch weiter auf die starken Eigengewächse des Vereins setzten. Ein Paradebeispiel dafür ist der Torwart Timo Horn, welcher als einziger der Jugendspieler seinen Vertrag noch nicht verlängert hatte. Das Interesse einer langzeitigen Bindung besteht nur auf der Seite des Vereins, Horn will abwarten, ob die Kölner Zukunft tatsächlich in der Bundesliga liegt. Für den Worst Case, der Abdankung des Torwarttalents, steht schon das nächste Eigengewächs in den Startlöchern; der 19 jährige Daniel Mesenhöler. Der B-Jugend Meister wurde aus der zweiten Mannschaft Kölns hochgezogen. Der Verein hofft, dass er ein Mann für die Zukunft ist, aber eher für die ferne als für die nahe.

Nach der Meistersaison in der zweiten Spieler verabschiedeten sich Mata Jajalo (Ziel Unbekannt), Maurice Exslager (SV Darmstadt 98, Leihe), Kacper Przybylko (Greuther Fürth), Adil Chihi (FC Fuhlham), Kevin McKenna (Ziel Unbekannt), Fabian Schnellhardt (MSV Duisburg) und Koran Kacinoglu (Altinordu). Doch wirkliche Führungsspieler waren das nicht und so ist der Manager Schmadtke zufrieden, allerdings warnt er aber auch: „Die Mannschaft macht einen guten Eindruck, aber da muss man vorsichtig sein. Was einzig und allein zählt ist der Saisonstart. Bis dahin ist alles Geplänkel.“ Die Kölner konnten mit den großen Vereinen der Bundesliga mithalten, da der Verein mit allen Sponsoren verlängern konnte und zusätzliche Partner dazu gewinnen konnte. Einer dieser neuer Partner ist das Unternehmen Infront. Mit diesem wurde vereinbart, dass bis zum Vertragsende 2026 rund 300 Millionen Euro in den Verein fließen sollen, das sind rund 25 Millionen Euro pro Saison. Die Fans glauben auch an den Klassenerhalt, die 25.000 Dauerkarten waren schnell vergriffen und die Warteliste wurde immer länger. Wie bei den Tickets so bei den Trikots. Auch das Standard-Trikot war nach zwei Wochen vorerst ausverkauft. Jetzt wollen die Kölner die Erwartungen erfüllen und endlich das Image einer Fahrstuhlmannschaft vergessen machen.

Mittelmäßiger Saisonstart

Dieses Image konnten sie in den Testspielen nicht bisher noch nicht ablegen. Nach dem gelungen Testspielstart gegen einen Auswahl der AVITA Therme, kam man gegen den TuS Koblenz nur zu einem mageren 0:0. Doch auf das eher negative Ergebnis hatten die Akteure von Köln die richtige Antwort. Der SSVg Velbert wurde mit einer 6 zu 0 Klatsche nach Hause geschickt. Nach diesem Torfestival folgte eine ausgeglichenere Partie gegen Fortuna Köln, welche man aber mit 3:1 für sich entscheiden konnte. Dem überzeugenden Auftritt folgte eine enttäuschende Niederlage gegen Ingolstadt. Mit den beiden Siegen gegen FC Wacker Innsbruck und Trabzonspor fand man wieder in die Spur zurück. Den Härtetest gegen die spanische Mannschaft verlor man knapp, obwohl Granada die letzten 20 Minuten in Unterzahl überstehen musste.

Nach der verpassten Generalprobe folgte also nun die erste Runde des DFB-Pokals. Der Gegner war der Viertligist Freie Turner. Ein glückliches Los für die Geißböcke, welche diese Auftaktshürde mit Bravur nahmen. Mann des Spieles war der Torjäger Anthony Ujah, welcher in der 46. Minute das eins zu null erzielen konnte. Die Kölner kamen erst spät in Fahrt, was wahrscheinlich an der extremen defensiven Spielweise der Kölner lag. Die Kölner Akteure hätten schon früh für klare Verhältnisse sorgen können. Die gesamte erste Halbzeit waren die Kölner ihrem Gegner haushoch überlegen, doch sie konnten es in nicht in Tore ummünzen und vergaben ihre Chancen leichtfertig, was in der Bundesliga dann meistens bestraft wird. Doch die Kölner kamen fitter und spritziger aus der Halbzeit und machten es ungleich der ersten Halbzeit besser. Der FC nutze seine Chancen, die sich wieder schnell ergaben. Der Kölner Routinier Lehmann, nicht zu verwechseln mit Jens Lehman, nutze diese geschickt aus und überlistete den sonst sehr gut haltenden Reck mit einem Heber. Das gleiche Kunststück vollführt der Neuzugang aus Kaiserslautern Simon Zoller kurz vor Abpfiff der Partie. Der ungefährdete und verdiente Sieg machte Hoffnung auf einen guten Saisonstart, trotz der verletzten Helmes und Thomas Bröcker.

Letztendlich erkämpften sich Köln einen Punkt beim 0:0 gegen den HSV. Sie präsentierten sich kämpferisch, als Mannschaft geschlossen und sehr ambitioniert, konnten aber nie den Siegtreffer erzielen. Für das erste Bundesligaspiel war das erst einmal gar nicht so schlecht, auch wenn Stöger damit nicht zufrieden war.

Fazit

Viele Fans Deutschland trauen dem 1.FC Köln eine positive Überraschung zu. Mit der Doppelbesetzung auf jeder Positionen und dem dadurch entflammenden Konkurrenzkampf, ist der erste Schritt für eine erfolgreiche Saison mit dem Klassenerhalt gemacht. Die Mischung aus talentierten und erfahren Spielern passt. Stöger hat verlauten lassen, dass er sein System umstellen werde, aber nicht komplett. Schmadtke meint: „Wir werden sicherlich weniger Ballbesitz haben und tiefer stehen. In der 2. Bundesliga haben die Gegner oft sehr tief gestanden, da schiebt man sich automatisch vor. Aber wir werden trotzdem auch in der Bundesliga versuchen, unsere Ideen und unsere Stärken durchzubringen. Zu mindestens aber werden wir mit unserem Kader variabler sein und verschiedene Modelle erarbeiten. Variabilität war noch nie ein Fehler.“ Die Spieler liefen bei den Testspielen teilweise mit diesem neuen System auf. Doch auffällig war: Sobald man gegen größere Clubs antrat, wurden die Geißböcke unruhig. In der letzten Saison konnte Köln gegen Gegnern auf den Plätzen zwei bis vier nur 4 der 18 möglichen Punkte holen. Doch genau auf diese Duelle freut sich Peter Stöger, welcher Frohsinn in der Domstadt versprüht, besser gesagt auf die Begegnung mit Starcoaches wie Guardiola oder Klopp: „Vor vier Jahren war ich noch Trainer in der Regionalliga Österreich, jetzt werden wir uns künftig mit unglaublichen Trainer-Persönlichkeiten wie Pep Guardiola oder Jürgen Klopp und einigen der besten Teams Europas messen.“ Doch ob der Österreicher nach einem Spiel gegen die „Großen“ immer noch so glücklich und optimistisch klingt?

Saisonprognose

Die Geißböcke können und werden überraschend auftrumpfen, so wie der Hauptstadtklub Hertha BSC es letzte Saison vorgemacht hat, ebenfalls als damaliger Meister der zweiten Bundesliga. Die gegnerischen Teams sollten sich am besten vor der Offensive der Kölner hüten, sie werden wieder aus allen Lagen schießen und treffen. Das einzige Problem der Kölner ist die zum Teil sehr brüchig agierende Abwehr. Besonders die Außenverteidiger werden Probleme mit den schnellen und dribbelstarken Flügelspielern der Klubs, wie zum Beispiel Robben, Reus oder Andre Hahn bekommen. Die Zahl der Gegentore wird sich dadurch wahrscheinlich verdoppeln. Deswegen werden wichtige Spiele verloren gehen und Punkte werden liegen gelassen. Dies kann auch nicht das Torwarttalent Timo Horn verhindern, der die Entdeckung der Saison wird. Insgesamt aber spielt der Verein für einen Aufsteiger auf relativ gutem Niveau. Verletzte können dank der Doppelbesetzung problemlos ersetzt werden.

Konstant gute Saison, Platz 14-10, Optimale Saison: wenig Gegentore

Der kleine Bruder eines großen Stars (Borussia Mönchengladbach)

Patrick Helmes war Aufstiegsheld Nummer 1 - Jetzt ist er verletzt und hat große Konkurrenz
Patrick Helmes war Aufstiegsheld Nummer 1 - Jetzt ist er verletzt und hat große Konkurrenz

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Kader- und Transferanalyse

Eigentlich ist es die Art der Borussia, still und leise zu arbeiten und dann alle mit dem Ergebnis zu überraschen. Dadurch entstehen keine großen Skandale, die die Mannschaft verunsichern könnten. Diesen Sommer gab es jedoch ein Thema, das sich über das gesamte Transferfenster hinzog und am Ende alle Beteiligten nervte. Die Rede ist von dem Tauziehen um Sinan Kurt. Der Halbtürke hat zwar noch nicht eine Minute in der Bundesliga gespielt, doch wird Gerüchten zufolge jagt ihn schon die halbe Premier-League und manche bezeichnen ihn als „Mini-Reus“. Das ließ die Bayern aufhorchen, die nun, wenn sie den großen schon nicht bekommen konnten, mit der „Mini-Version“ Vorlieb nehmen wollen. Da auch Kurt zum FC Bayern wollte, schien die ganze Sache klar – doch Gladbach spielte nicht mit. Die Verantwortlichen der Fohlen fühlten sich betrogen – sowohl vom Spieler als auch von den Münchnern. Kurt solle wohl erst versichert haben, den Vertrag erfüllen zu wollen und dann heimlich mit den Verantwortlichen an der Säbener Straße verhandelt haben.

Die Konsequenz daraus ist, dass Sinan Kurt wohl nie wieder ein Spiel für die Gladbacher Profis bestreiten wird. Das stand fest, sogar lange bevor der Transfer vermeldet wurde. Das Nachwuchstalent ging für „nur“ 1,1 Mio. € zu den Bayern, bei einem Marktwert von 100 Tsd. €. Allerdings muss man bedenken, dass Gladbach das Talent jahrelang ausgebildet hat und auf eine ähnliche Entwicklung wie die von Reus gehofft hatte. Aller Voraussicht nach wird Kurt diese in naher Zukunft auch nehmen und so nahm der FC Bayern den Gladbachern einen potenzieller Star-Spieler beziehungsweise eine potenzielle Geldquelle.

Auch ansonsten verlor Gladbach noch Leistungsträger. Torwart Marc-Andre ter Stegen ging für 12 Mio-€ zum FC Barcelona und der Vertrag von Oldie und Freistoßspezialist Juan Arango wurde nicht verlängert. Auch der vereinsinterne Transferrekord-Spieler, Luuk de Jong, verließ Gladbach, doch einen Verlust stellt das nicht wirklich dar. Der Stürmer stand nur selten in der Startelf oder im Kader und konnte noch viel seltener treffen. Für unter der Hälfte der damaligen Ablösesumme ging er nun für 5,5 Mio. € zum PSV Eindhoven. Ansonsten mussten die Fohlen keine Abgänge verkraften und konnte sich somit darauf konzentrieren, den Kader zu verbessern.

Doppelbesetzung auf jeder Position

Das geschah in Person von André Hahn (2,25 Mio. €) und Ibrahima Traoré (ablösefrei). Die beiden Flügelstürmer sollen Arango ersetzen, mehr Torgefahr ins Spiel bringen und dem formsuchenden Herrmann Konkurrenz machen. Außerdem konnte man sich für ein Jahr für eine Leihgebühr von von 1,5 Mio. € die Dienste von Thorgan Hazard sichern. Der Flügelspieler ist ähnlich veranlagt wie sein Bruder und Superstar Eden Hazard und zeigte schon in den bisherigen Spielen seine Qualitäten. Bei dem Verein, wohin er das letzte Jahr ausgeliehen war, hatte er im Vertrag sogar eine Klausel zu stehen, nachdem ihm die Kapitänsbinde und der Vorrang bei allen Standards zugesichert war. Im Spiel gegen FK Sarajevo zeigte er mit einem schönen Freistoßtor, warum. Der 25 Jährige Yann Sommer kam für 8 Mio. € aus Basel und soll ter Stegen ersetzen. Außerdem konnte Gladbach WM-Fahrer Fabian Johnson ablösefrei von Hoffenheim verpflichten.

Der Rechtsverteidiger wird den Konkurrenzkampf in der Abwehr weiter anheizen. Dort gibt es mit Julian Korb einen verheißungsvollen Nachwuchsspieler auf der Position des rechten Verteidigers. Sein Counterpart auf der linken Seite wird Oscar Wendt spielen, der 35 Jährige Kapitän Filip Daehms hat seinen Platz in der Startelf schon länger verloren. Die Innenverteidigung ist mit Alvaro Dominguez und Tony Jantschke sehr gut besetzt, doch auch Routinier Stranzl (34) darf sich Hoffnung auf Spielzeit machen.

Auf der Position des defensiven Mittelfeldspielers ist Neu-Nationalspieler Kramer gesetzt. Sein etwas offensiveren Partner wird wahrscheinlich Granit Xhaka sein, der die Erwartungen nach seiner Verpflichtung nun langsam erfüllt. Doch auch der etwas defensivere Havard Nordtveit wird seine Einsatzzeiten kriegen.

Auf den offensiven Positionen ist alles offen. Generell können die meisten Gladbacher Angreifer mehrere Rollen spielen. Außerdem spielt Gladbach ohne echten Mittelstümer, sondern eher mit zwei torgefährlichen hängenden Spitzen. Das werden abwechselnd Raffael, Max Kruse und Branimir Hrgota sein. Eigentlich wollte Gladbach dort noch nachlegen, doch eine Leistungsexplosion von Hrgota (2 Doppelpacks) beruhigte die Fohlen, auch, weil die Außen mit Hahn, Traoré, Hazard und Herrmann sehr torgefährlich bestückt sind. Am ehesten wird wohl Patrick Herrmann mit einem Platz auf der Bank vorlieb nehmen müssen, bei den anderen wird Favre wohl im Rotationsverfahren entscheiden, wer spielt.

In den Testspielen konnte Gladbach noch nicht vollends überzeugen. Beim Fünftligist SSVg Velbert verloren sie zum Auftakt mit 1:0, die Wutrede von Favre danach kann man sich gut vorstellen. Danach gewannen sie knapp mit 2:1 gegen Wehen-Wiesbaden, 3:2 gegen 1860 München und 1:0 gegen Stade Rennes. Gegen Stoke City kam der Europaleague-Anwärter nicht über ein 1:1 hinaus, sie wurden von den Bayern jedoch erst im Elfmeterschießen bezwungen. Komischerweise verlor die Borussia darauf jedoch mit 3:1 gegen den HSV. Nach einem 4:1 gegen Twente Enschede verlor Gladbach auch mit 3:1 gegen Abschlussgegner Bilbao.

Auch in der Bundesliga starteten die Westfalen nur mittelprächtig. Gegen Stuttgart und gegen Freiburg spielte man nur Unentschieden – zu wenig für die Fohlen, deren Ansprüche eigentlich international sind. Dort, nämlich in der Europa-League Qualifikation, gewann man hingegen mit 3:2 und 7:0 im Rückspiel gegen FK Sarajevo. Auch im Pokal konnte man beim 3:1 gegen den FC 08 Homburg weiterkommen.

Fazit

Insgesamt sind die Gladbacher vom Kader her sehr gut und ausgeglichen aufgestellt. Lediglich auf der Position des linken Verteidigers müssen sie sich in einem Jahr mal auf dem Markt umsehen. Mit Lucien Favre hat man einen taktikbeflissenen und unermüdlichen Trainer, der für Siegesserien sorgen kann und auch mal klare Worte findet, wenn es gerade nicht so läuft. Gladbach hat keinen großen Schuldenberg, aber auch keinen Sponsor, der sich einmischt und ist damit fast komplett unabhängig. Sie müssen einzig und allein aufpassen, dass ihnen bei einer guten Saison nicht alle Spieler weggekauft werden. Es wäre jedoch enttäuschend für die Fohlen, wenn sie das internationale Geschäft verpassen würden und es ginge auch ein wichtiges Argument im Kampf um die Spieler verloren.

Saisonprognose

Gladbachs Problem ist die fehlende Konstanz, doch wenn sich die Mannschaft eingespielt hat, wird sich auch die einstellen. Durch die vielen Tore des Angriffs kann Favres Mannschaft so manchen Sieg einfahren, egal ob gegen groß oder klein. Letztendlich werden die direkten Duelle gegen die Konkurrenten entscheiden, ob Gladbach es auf die internationalen Plätze schafft und vielleicht sogar Championsleague-Luft schnuppern darf, wenn zum Beispiel Schalke eine schlechte Saison erwischen sollte.

Gute Saison, Platz 8-4, Optimale Saison: Champions-League Qualifikation

David Fresen, Lukas Longardt, Luca Eyser

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