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Am Ende tauscht der Protagonist sein Smartphone gegen ein altes Handy.

© Helene Köhler

Das neue Buch von Volker Surmann: Extremely Ironisch

Wer was Oberflächliches einmal ganz tiefgründig lesen will, kaufe sich dieses Buch: „Extremely Cold Water“ – so nennt Volker Surmann sein Werk.

Die Story ist eine von der Selbstfindungs-Sorte: Eugen Thomas, gestresster Berliner Businessmann, lässt spontan sein Auto mitten in der Stadt stehen und geht Wanderstiefel kaufen. „Neuer Trend: Stöbern im Schuhgeschäft. #Trend, # Schuhe“, twittert er dazu. Das iPhone ist sein ständiger Begleiter, alle zehn Minuten gibt´s einen Post oder eine Twitternachricht direkt aus seinen Gedankengängen raus ins World Wide Web. In einem Reisebüro kauft er ein sehr teures Flugticket und am Tag darauf sitzt er im Flieger – auf nach Nirvana, irgendwo in Amerika.

Er verspielt zuallererst sein Geld in einem Casino, entdeckt dann einen wunderschönen See irgendwo im Nirgendwo und bricht in ein Ferienhaus ein, dessen Besitzer gerade keine Ferien hat. Er lernt den kleinen Joshua kennen, der sehr selbstständig und auch nicht auf den Mund gefallen ist, und den Ex-Lover des Ferienhausbesitzers, der heulend in dessen Bett liegt. Er trauert der Beziehung nach. Kapitel für Kapitel merkt man als Leser, wie der Hauptdarsteller sich wandelt. Die Twittereinträge und Facebook-Posts werden seltener. Irgendwann gibt es gar keine mehr.

Die drei Jungs haben weit Wichtigeres zu tun: Sie machen sich auf, um Joshuas große Schwester vor ihrem Freund zu beschützen. Da sind sie viel zu beschäftigt, um irgendwelche Einträge zu schreiben. Und wie man es sich als gutmeinender Leser wünscht, tauscht Eugen Thomas am Ende sein Smartphone gegen ein einfaches, altes Handy ein.

Die Geschichte kommt sehr gemächlich ins Rollen. Vielleicht sind all die Gedanken von Eugen ein bisschen zu ausschweifend. Bei Ironie in fast jedem Satz übersieht man Manches. Alles in allem liest sich das Buch gut. Wie viel man vom Gelesenen behält, ist eine andere Frage.

Für alle, die gern mal vorm Alltag wegrennen würden.

Helene Köhler

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