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Wer? Wie? Wann? Wo? Das versucht die Gorki X Gruppe mit dem Projekt "Gender und Ich" zu ergründen.

© promo

"Gender und Ich" im Gorki Theater: „Soll ich meine Tochter etwa Jürgen nennen?“

"Warum werde ich gleich zur Schlampe, während Männer den Helden spielen?" Die Gorki X Gruppe führt in Berlin ihr Stück "Gender und Ich" auf. Unsere Jugendblog-Reporterin hat sich die Proben angeschaut.

Stell dir vor, auch Männer könnten Kinder austragen. Mit einem Brutkasten am Bauch. Alle zwei Jahre wird gewechselt. Verlieren dann Frauen ihre Weiblichkeit? Sind Kinder aus dem Brutkasten keine echten Kinder?

Seit vier Monaten entwickelt die Gorki X Gruppe Visionen wie diese. Sie setzt sich mit der Frage auseinander, wie eine bessere Gesellschaft ohne Geschlechterungleichheit aussehen könnte und welche neuen Probleme auftauchen würden. Sie arbeitet mit drei anderen Gruppen zusammen an dem Projekt „Gender und Ich“, das am 23. Juni im Maxim Gorki Theater uraufgeführt wird.

Jede Gruppe setzt einen anderen Schwerpunkt. Das "JugendtheaterBüro" arbeitet unter dem Motto "Living with gender is living in a jungle" und fragt sich, ab wann Diskriminierung beginnt. Die Gruppe der Beethoven Schule zieht Parallelen vom Gender-Thema zur Pubertät und beschäftigt sich mit dem Erwachsenwerden. Mit Tanz, Theater und Musik wird in allen vier Gruppen die eigene Identität untersucht.  

Held oder Schlampe?

Die Gorki X Gruppe leiten die beiden Choaches Suna Gürler und Mazlum Nergiz. Sie besteht aus 16 Schauspielern, wobei die eine Hälfte noch ganz am Anfang vor dem Leben steht und der andere Teil langsam die Rentenzeit plant. Die Teilnehmer sind entweder unter 25 oder über 52 Jahre alt.

Sebastian Klauke ist 24 Jahre alt und gehört somit der jüngeren Generation an. Er hat Theaterwissenschaft an der FU studiert. Die Genderthematik beschäftigt ihn schon seit dem ersten Semester, deswegen wollte er bei dem Theaterprojekt mitwirken. Die Stimmung ist gut, die Atmosphäre freundlich. Bevor es mit der Probe losgeht, verteilt eine ältere Dame Süßigkeiten. Nach ein paar Aufwärmübungen wird über Geschlechterungleichheit im Alltag geredet. Eine Teilnehmerin beschwert sich, dass Promiskuität bei Frauen nicht geduldet werde, bei Männern aber in Ordnung sei. "Warum werde ich gleich zur Schlampe, während Männer den Helden spielen?"

Eine Party mit nur einer Toilette

Jetzt geht es los. Auf der Bühne fordert ein Mädchen das Ende von der Unterscheidung männlicher und weiblicher Namen. Rechts neben ihr steht der Rest der Gruppe ungeduldig drängelnd in einer Reihe. Jeder will der Erste sein. Das Bild erinnert an Partys mit nur einer Toilette. Der erste in der Reihe ist ein junger Mann.

Er schaut mich an und schüttelt energisch den Kopf. "Soll ich meine Tochter etwa Jürgen nennen?“. Und schon wird er von den anderen weggedrängt, denn jeder will sein Statement zur Utopie des anderen abgeben.

In Vorbereitung auf ihr Stück haben die Teilnehmer der Gorki X Gruppe Utopien für eine neue, bessere Gesellschaft entwickelt. Hat man als Zuschauer die beschriebene Wunschvision vor Augen, holt einen die kritisierende Menge auf der Bühne und somit die Realität wieder ein.

Sebastian stellt als letzter seine Utopie vor. Er möchte in einer Gesellschaft leben, in der sich Individuen verwirklichen können und nichts zensieren müssen. Das soll bei der Kleidung anfangen: "Nicht nur Frauen dürfen Röcke tragen! Alle Menschen sind gleich, frei von Unterdrückung und Herrschaft." Nach einer kurzen Pause fragt ein Mann der älteren Generation mit bedächtiger Mine: "Wenn alle gleich sind, wer regiert dann?“

Die Gorki X Gruppe ist sehr gespannt, was die anderen Gruppen in den letzten vier Monaten entwickelt haben und wie sie ihre Utopien finden werden. Gemeinsam werden alle vier Gruppen noch an dem Beginn und dem Ende ihres Stückes arbeiten. Am 23.Juni um 19:30 ist Premiere und wir können uns für drei Euro ihr Stück anschauen. Weitere Infos auf www.gorki.de

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Carla Hegnon, 16

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