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Niko Zeidler (18) spielt Saxophon in verschiedenen Bands.

© privat

Jazztreff Berlin: "Ohne Schneidezähne geht gar nichts!"

Am kommenden Wochenende kommen in der ufaFabrik junge Jazzmusiker zusammen. Beim 29. Jazztreff findet auch der Landeswettbewerb "Jugend jazzt" statt. Wir haben uns im Vorfeld von einigen Teilnehmern erklären lassen, warum sie sich für diese Musikrichtung begeistern. Teil 1 - Niko Zeidler.

„Wenn der Schlagzeuger auf's Right Becken geht, der Bass anfängt zu walken und es groovt, dann ist einfach richtig viel Energie vorhanden, dann ist es richtig tight, das Geilste was es gibt!“ So klingt Begeisterung für Jazz. So klingt Niko Zeidler, 18 Jahre jung. Ich sitze ihm in einem Café in der Simon-Dach-Straße gegenüber. Er trinkt Bier. Sein Longboard liegt unter dem Tisch. Regelmäßig streicht er sich eine Strähne seiner langen Dreadlocks aus dem Gesicht. "Fett, chillig und nice", in beinahe jedem Satz findet sich eins dieser Worte. „Meine Offenheit war denke ich auch einer der Gründe, warum ich auf dem Jazz-Institut-Berlin überhaupt angenommen wurde“, sagt er. Dort studiert er nun Jazz-Saxophon. 

Angefangen mit dem Saxophonspielen hat Niko mit sieben Jahren. Seine älteren Brüder brachten ihn zur Musik, beide spielen Schlagzeug. Auf den Schülervorspielen war er immer dabei und konnte dort auch das erste Mal andere Kinder Saxophon spielen sehen. Grinsend erzählt er: „Damals war ich allerdings noch viel zu klein, denn mir fehlten die Schneidezähne und ohne ging leider gar nichts.“ Seine erste Saxophonstunde hatte er dann im September 2004. Dann kam Klavier, Block- und Querflöte dazu. 

Geprägt wurde der junge Musiker wohl am meisten von seinem Saxophonlehrer, der hauptsächlich Jazz unterrichtet. Das hatte natürlich auch wesentlichen Einfluss auf seinen Musikgeschmack. Er höre zwar auch immer wieder gern Oldschool-Hip-Hop von Snoopdog oder Reggae, hauptsächlich wird jedoch Jazz, von Sonny Rollins aufgelegt. „Ich höre mega viele Saxophonisten. Und Sonny Rollins ist schon echt nice.“ Auf ein richtiges Vorbild will Niko sich dann aber nicht festlegen. Natürlich will er individuell bleiben, sich einfach „von allem so nen bisschen was nehmen und mal gucken, was man draus machen kann“. Sein Traum ist es, mit Auftritten sein Geld zu verdienen. Am liebsten in einem Quartett: Bass, Piano, Schlagzeug und Saxophon. Wenn das nicht klappt, wären ihm die Berufe Saxophonlehrer oder Hochschuldozent die liebsten Alternativen. Am Gymnasium als Musiklehrer möchte er nicht landen: „Da haben höchstens ein Achtel der Schüler Bock auf Musik! Und das macht mir dann auch keinen Spaß“. 

Und Spaß steht für ihn beim Musizieren immer im Mittelpunkt. Wenn der fehlte, würde er auch wohl kaum in vier verschiedenen Bands spielen, privaten Saxophonunterricht geben und Jazz-Saxophon studieren. Jetzt wird sein Alltag von Bandproben und Stunden der Übung dominiert. „Zum Glück wohne ich schon immer in einem alleinstehenden Haus in Steglitz, sonst würden die Nachbarn wohl verrückt werden“, erzählt er lachend. Mit den „Jazz Dogs“ hat er schon einmal im Monat einen Auftritt im Enzian, einem Dönerladen am Botanischen Garten. Mit der Bigband „JayJayBeCe“ spielt er seit eineinhalb Jahren im Aufsturzclub in der Oranienburgerstraße. 

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Doch tanzen gesehen habe er bei seinen Auftritten bisher kaum jemanden, das liege aber schlichtweg an der Musikrichtung, dem BeBop und HardBop, den er am liebsten spiele. „Einmal haben die Leute angefangen zu einem drei-Viertel-Takt Walzer zu tanzen, das dann aber auch schnell abgebrochen“, grinst er. Niko selbst gehe auch nicht gern in Clubs, da er diesen „Mainstream Rock/Pop einfach überhaupt nicht feiern kann“.

Doch auch der größte Jazzliebhaber scheint mal eine Abwechslung zu brauchen. Seit fast einem Jahr unterstützt er die Band „Somebody Else“ mit dem Saxophon. Gemeinsam mit denen habe er sogar schon ein Album rausgebracht. Der Sänger meint, man könne den Musikstil nicht beschreiben, man müsse ihn einfach hören! Niko bezeichnet ihn als „Gutelaune Musik“ und am ehesten könne man sie mit Seeed vergleichen. Dieses Jahr nimmt er zum vierten Mal mit vier (!) verschiedenen Bands am Jazztreff in Berlin teil und obwohl er schon bei verschiedenen Wettbewerben der vergangenen Jahre Preise abstauben konnte und sogar Festivalerfahrung hat, verspricht er sich nicht unbedingt einen Sieg. „Ich freue mich einfach auf die Gigs!“, am meisten zählt eben.. der Spaß!

Ihr könnt Niko Zeidler am 1.11. mit den Jazz Dogs im Enzian sehen, oder eben kommendes Wochenende beim Jazztreff in der ufaFabrik.

Antonia Bretschkow

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