zum Hauptinhalt
Christoph Marzis neuer Roman ist in weniger als fünf Tagen durchgelesen.

© Nicole Rikert

Neue Geschichten: Der April ist ein trügerischer Monat

"5 Tage im April" von Christoph Marzi. Der Highschool-Schüler Jack Fallon reist in eine kleine Küstenstadt - und stößt dort auf seine Familiengeschichte.

Nach einem Unfall fällt Mary Fallon ins Koma. Ihr Sohn Jack entdeckt auf ihrem Schreibtisch einen handschriftlichen Brief, auf dem lediglich ein Name und eine Ortschaft stehen: „John Gilbert Seals Head“. Er spürt, dass der Brief seiner Mutter sehr am Herzen gelegen haben muss, da sie ihn nicht sofort abgeschickt hat. Um vor der ganzen Situation zu flüchten, beschließt er, den Brief persönlich zu zustellen. So kann er gleichzeitig Näheres über den unbekannten Adressaten und dessen Beziehung zu seiner Mutter herausbekommen.

Auf der Suche, auf der Flucht

In Seals Head rüttelt sein Name bei den Bewohnern einige Geschichten wach, die er zusammenpuzzelt. Fünf Tage bleibt Jack im Küstenstädtchen. In dieser Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit vorkommt, wird ihm immer wieder klar: Der April ist ein verdammt trügerischer Monat. Denn auf der Suche nach John Gilbert gerät Jack in mehrere Schwierigkeiten: Zum einen, weil er sich auf den ersten Blick in Sadie verliebt, ein einfaches, nettes, aufgewecktes Mädchen aus dem Ort mit schulterlangem blondem Haar, für das Jack erstmal die Fäuste gegen ihren Ex-Freund Aidan schwingen muss und dabei blaue Flecken einsteckt.

Zum anderen zieht jemand im Hintergrund Fäden, um Jack so schnell wie möglich wieder aus der Stadt zu schaffen, bevor er auf die Fährte eines lang gehüteten Geheimnisses kommt. Er wird des Diebstahls beschuldigt und befindet sich auf der Flucht vor dem Ranger der Ortschaft.

Bob Dylan begleitete den Autor die Küste rauf

Die Reise verlangt ihm also so einiges ab. Ständig werden ihm Steine in den Weg gelegt, alles scheint ausweglos und „am Ende ist (der Name) das Letzte, was einem bleibt, wenn alles andere verloren ist“, wie Jack zu Beginn des Romans sagt, als er kurz Revue passieren lässt, was er letzten Sommer erlebt hat.

Die Hartnäckigkeit des Protagonisten, immer wieder aufs Neue aufzustehen und weiter zu machen, macht das Buch lesenswert. Immer ehrlich, mit guten Absichten und einem Fünkchen Hoffnung versucht er, erst recht nach dem Tod seiner Mutter, die merkwürdigen Geschehnisse in Seals Head aufzudecken.

Mit den Worten des Protagonisten lässt sich „5 Tage im April“ am besten zusammenfassen: „Das alles war so unwirklich wie ein Film, in den es mich verschlagen hatte. Ein Fremder kommt in die Stadt. Der Fremde wird angeklagt. Der Fremde flieht. Genau so lief es immer ab. Ich musste lächeln: Der Fremde findet sein Mädchen. Na ja, immerhin gab es meistens ein gutes Ende.“

Das Buch beginnt und endet mit dem Lied „Girl of the North Country“ von Bob Dylan. Im Nachwort notiert der Autor, welche Soundtracks ihn die Küste hinauf begleitet hatten. „Die Musik ist wirklich immer der Herzschlag der Geschichte, diesmal war es nicht anders.“ Als Leser spürt man: Das Buch ist mit dem Rhythmus dieses Liedes geschrieben worden. Besonders, wenn die Küstenlandschaft, das tobende Meer oder die Ortschaft Seals Head beschrieben werden.

Für alle, die gerne ein bisschen träumen, nicht viel nachdenken wollen und ein wenig auf Kitsch stehen. Ein Schmöker, der in weniger als fünf Tagen durchgelesen ist und für den man zum Ende hin eine immer größere Sympathie entdeckt.
"5 Tage im April" von Christoph Marzi erschien im Arena Verlag und kostet 14,99 €
Das ist ein Beitrag unseres neuen Jugendmagazins "Der Schreiberling". Folgt uns doch auf Facebook unter www.facebook.de/Schreiberlingberlin

Nicole Rikert

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false