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Unkonventionell. Den Piraten wurde der Zutritt zur Politik verweigert, meint Schreiberling-Autorin Henriette Teske

© promo

Piratenpartei: Klarmachen zum (K)entern

Die Piraten gründeten sich im Jahr 2006, erlebten erst Hype dann Hohn - und 2014 spricht über sie niemand mehr. Wenn man von Berichten über interne Streitigkeiten oder Rücktritte mal absieht. Ein Kommentar

Unkonventionell, unelitär und vielleicht ein bisschen chaotisch kamen sie daher, füllten Gespräche, Talkshows, Wahlplakate und die Zeitungen mit mehr oder weniger originellen Piratenmethaphern. Sie klopften an das schwere Burgtor der alteingesessenen Politik, aber niemand öffnete ihnen. Die Politik saß in ihrem miefigen Wohnzimmer - dicke Mauern zwischen sich und der Außenwelt. Auf den Fenstern ein schwerer Staubfilm und akute Frischluftknappheit - genau das wollten die Piraten ändern, um endlich transparent zu machen, was drinnen passiert. Und tatsächlich fühlte sich die Politik davon angesprochen und demnach angegriffen. Sie schien zu verstehen, dass der bunte Haufen dort unten in der Lage war, ihr geordnetes Wohnzimmer zum Beben zu bringen. Lässig zog sie ihre Blümchenvorhänge zur Seite und warf den Piraten ein wenig Verachtung nach unten. An Ernst nehmen war nicht zu denken.

Und wir Wähler? Warum haben wir kein Interesse mehr an den Piraten, bezeichneten sie schließlich ähnlich wie die alte Dame hinter den Blümchenvorhängen als unglaubwürdig? „Wir haben  nicht auf alles eine Antwort“ - war die  Botschaft, die sie neben „Klar machen zum Ändern“ verströmten. Sie wollten zu bestimmten Themen, wie der Außenpolitik, erst einmal nichts sagen, als etwas Falsches oder Unüberlegtes. Aber für diese Ehrlichkeit wurden sie in keinster Weise belohnt. Sie brachten kein kurzbeiniges Lügentheater zustande, aber eben auch nur einen kurzen Erfolgsweg.

Und vielleicht stimmt auch das Bauchgefühl, das ihnen keiner Regierungsverantwortung zutraut. Vielleicht hätte ihre Art, Probleme anzugehen, das Politikwohnzimmer nicht nur zum Beben, sondern auch zum Einsturz gebracht. Dennoch haben sie  immer an ihren Werten festgehalten. Haben sich dann eben demokratischerweise zerstritten.

Im Gegensatz zu den Grünen, die zwar einige Orchideen auf dem Fensterbrett deponieren konnten, deren ursprünglich idealistisch pochendes Herz jetzt aber durch einen konventionellen Herzschrittmacher ersetzt wurde. Da ist die Frage, ob man das den Piraten hätte wünschen sollen.

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Henriette Teske

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