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Und es hat Bumm gemacht. Böller sind gefährlich, aber es macht doch so viel Spaß.

© dpa

Silvester, Böller und Raketen: Laut und Dreckig

Zu Silvester wird viel Geld verballert. Und die Luft ist schlecht. Und der ganze Lärm. Aber es ist doch so schön. Zwei grundverschiedene Meinungen aus unserer Jugendredaktion.

„Die besinnlichen Tage zwischen Weihnachten und Neujahr haben schon manchen um die Besinnung gebracht.“ Dieser Kommentar stammt von Joachim Ringelnatz und ich kann ihm nur zustimmen. Zu Silvester bin ich nicht die leichteste Umgangsperson. Ich werde zum Spießbürger und zum Außenseiter, verschanze mich mit meiner Katze zusammen im Keller und komme erst wieder heraus, wenn die letzten Raketen abgeschossen sind. Deutschland hat alleine im letzten Jahr 124 Millionen Euro zu Silvester verballert. Finde ich super, so viel finanzielles Engagement für die vielen Unfälle, die es jedes Jahr gibt. Mir würde nichts einfallen, wofür man das Geld besser ausgeben könnte.
Jetzt komme ich aber erstmal zum ursprünglichen Sinn von Silvester: Durch das Feuerwerk sollen in bestimmten Glauben und soziokulturellen Strömungen Geister vertrieben werden. Der Grund, warum Menschen ein Feuerwerk veranstalten passiert jedoch heutzutage in den meisten Fällen mit der Begründung: „Das haben wir doch schon immer so gemacht.“ Hach ich liebe sie, diese Mutti-Kinder, die „alles so machen, wie es schon immer war“- dann muss es ja toll sein.

Ein weiterer Aspekt ist die Belastung der Umwelt. Die Feinstaub-Konzentration erhöht sich vor allem in Ballungszentren in der Silvesternacht bis auf das 6300-fache.

Lena Skrotzki ist 18 Jahre alt und kann an Silvester auf Böller gut und gerne verzichten.
Lena Skrotzki ist 18 Jahre alt und kann an Silvester auf Böller gut und gerne verzichten.

© privat

Hat man nicht noch eine Woche zuvor an der Weihnachtstafel darüber geklagt, wie schade es doch ist, dass die weiße Weihnacht wohl nie mehr eintreten wird, und dass man ja wirklich alles vermeiden möchte, um den Klimawandel zu beschleunigen. Jeder darf feiern und sich an schönen Lichteffekten am Nachthimmel erfreuen, aber wenn daraus ein Event wird, bei dem man sich wie auf dem Schlachtfeld fühlt, weil einem Böller in der Menschenmasse um die Ohren fliegen, hat das für mich nichts mehr mit feiern zu tun. Rücksichtslosigkeit und Ignoranz steuert viele Menschen, die an Feuerwerkskörpern herumhantieren.

Geld lieber spenden

Mein Vorschlag: Zentrale Feuerwerke, die professionell organisiert und durchgeführt werden, sodass nicht mehr jede Privatperson seine 50 Böller zwischen null und ein Uhr in die Luft jagt, und schließlich merkt, dass der Nachbar von links und der Nachbar von rechts ja genau die gleichen Feuerwerkskörper hatte. Das spart Geld und verhindert, dass Böller in die Hände von Kindern oder verantwortungslosen Menschen gelangen.

Man sollte darüber nachdenken, ob man sein Geld in ein Silvesterfeuerwerk investiert und sich im Januar gute Vorsätze überlegt, die dann im Laufe des neuen Jahres doch wieder verworfen werden, oder ob man den Kauf der Böller sein lässt, das Feuerwerk des Nachbarn drei Straßen weiter genießt, und direkt zu Beginn des neuen Jahres das Geld sinnvoll spendet. An Menschen, die sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob sie Kanonenschlag-Böller oder doch lieber Reibkopfböller kaufen sollen, sondern darüber, wie sie das neue Jahr ohne Geld und Dach über dem Kopf überleben können.

Warum ich zu Silvester Böller kaufe

Und es hat Bumm gemacht. Böller sind gefährlich, aber es macht doch so viel Spaß.
Und es hat Bumm gemacht. Böller sind gefährlich, aber es macht doch so viel Spaß.

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Jedes Jahr bin ich mittendrin. Ja, die Böller sind teuer, sie sind laut und gefährlich - trotzdem kaufe ich sie. Weil es Spaß macht. In meiner Gegend versucht man außerdem, die besseren, schöneren Böller als der Nachbar zu haben. Deswegen kaufen wir jedes Jahr Raketen und das ganze Arsenal an Böllern nur um dann am Ende zu sehen, dass der Nachbar doch mehr gekauft hat und somit länger böllern kann. Das muss auch nichts mit Tradition zu tun haben. Silvester hat für kaum jemanden etwas mit dem Vertreiben von bösen Geistern zu tun. Genauso wenig wie kein Jugendlicher mehr glaubt, dass an Weihnachten ein alter Mann mit langem Bart kommt und die Geschenke verteilt. Vielmehr ist zu Silvester zu sehen, wie die ganze Nachbarschaft zusammenwächst, auch dem „bösen“ Nachbarn von nebenan wünscht man ein frohes neues Jahr. Gerade das macht meiner Meinung nach Silvester heutzutage aus. Es ist dieser eine Moment am Ende eines Jahres, an dem man das vergangene reflektiert und alle sich auf das neue Jahr freuen. Dieser Moment wird mit Silvester Raketen abgerundet. Mehr muss man dazu nicht sagen. Wer noch nichts vor hat, findet hier einige Tipps.

Dies war ein Beitrag unseres neuen Jugendmagazins "Schreiberling". Werdet unsere Freunde auf www.facebook.de/Schreiberlingberlin oder folgt uns auf www.twitter.com/schreiberling_.

Lena Skrotzki, Max Yumusak

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