zum Hauptinhalt
Der Stürmer Sami Allagui wurde von Hertha BSC an Mainz 05 ausgeliehen und traf am vergangenen Wochenende promt gegen seinen Ex-Club.

© dpa

Transferpolitik im Fußball: Kann man hier noch einen Spieler ausleihen?

Am vergangenen Spieltag offenbarte sich mal wieder, wie ein Verein für einen Transfer büßen kann, als der von Hertha an Mainz ausgeliehene Stürmer Sami Allagui gegen seinen Ex-Club traf. Grund für uns mal diese Transferpolitik unter die Lupe zu nehmen

Ich mag es, Dinge an Leute zu verleihen. Mir macht es Spaß, wenn ich etwas mit jemandem teilen kann. Jedenfalls so lange, bis ich es nicht mehr zurückbekomme. Ganz so geht es im Fußball natürlich nicht zu. Wenn man einen Spieler verleiht, ist das das genaue Gegenteil von uneigennützig. Man kalkuliert darauf, dass sich der Spieler gut entwickelt, ohne ihn ganz abzugeben. Meistens bekommt man sogar noch eine Leihgebühr und muss nur einen Teil des Gehalts zahlen. Deswegen gewinnt dieser Trend angesichts aufgeblähter Kader und der immer früher anfangenden Jugendarbeit an Beliebtheit.

Natürlich haben auch die aufnehmenden Vereine etwas vom Deal. Da sie meistens kleiner sind als die abgebenden, bekommen sie die Chance, für relativ wenig Geld hochwertige Spieler zu bekommen. Wenn dann noch eine Kaufoption vereinbart wurde, hat man einen sehr risikoarmen Deal abgeschlossen. Wenn sich der Spieler sich gut entwickelt, kann man ihn sich sogar oft unter Marktwert schnappen, da dieser in der Zwischenzeit natürlich in die Höhe geschossen ist. Entwickelt sich der Spieler nicht gut, muss man sich keine Sorgen machen, dass man weitere Altlasten hat.

Vor allem Mainz nutzt es aus, Spieler auszuleihen

Auch in der Bundesliga ist diese Vorgehensweise beliebt, vor allem Spieler aus der Premier-League werden vorzugsweise ausgeliehen. Diese Teams haben meist sehr große Kader. Besonders erwähnenswert ist Chelsea. Regelmäßig leihen sie Spieler an Bundesligisten aus und bekommen sie weiterentwickelt zurück. Das beste Beispiel ist Kevin De Bruyne: Er war in der Saison 2012/13 an Werder Bremen ausgeliehen und reifte dort zu einem Top-Spieler, nachdem er die Bremer quasi im Alleingang zum Klassenerhalt führte. Da man sich jedoch keine Kaufoption gesichert hatte und diese wahrscheinlich sowieso nicht hätte stemmen können, musste man ihn wieder zu Chelsea ziehen lassen. Seine Leistungen blieben jedoch nicht unbemerkt und so kaufte Wolfsburg ihn in der Winterpause für schlappe 22 Millionen Euro.

Momentan hat Chelsea 20 Spieler verliehen, davon vier Spieler an Bundesliga-Mannschaften. Eintracht Frankfurt lieh Lucas Piazón für eine Gebühr von 800 000 Euro aus, das brasilianische Talent ließ verlauten, sich durchaus vorstellen zu können zu bleiben. Thorgan Hazard, der kleine Bruder von Superstar und Chelsea-Spieler Eden Hazard, wurde für ein Entgelt von 1,5 Millionen Euro für ein Jahr nach Gladbach gelotst und zeigte dort schon in den ersten Spielen seine Qualitäten. Thomás Kalas spielt für ein Jahr bei den Kölnern, die dafür 200 000 Euro springen ließen. Außerdem lieh der VfB Stuttgart noch den Spanier Oriol Romeu aus, jedoch ohne etwas dafür zu bezahlen.

Ein Tausch kann auch nach hinten losgehen

Auch innerhalb der Bundesliga wird munter verliehen. Vor allem Mainz nutzt das aus. In den letzten Tagen des Transferfensters holte man sich vier Spieler auf Leihbasis, drei davon aus der Bundesliga. Das überrascht, weil die Mannschaften normalerweise versuchen, die Konkurrenz klein zu halten. Bei einem 17-Jährigen kann man sich zwar relativ sicher sein, dass er die Konkurrenz nicht alleine zur Meisterschaft schießt, doch Mainz lieh sich drei Bundesligaspieler, die schon ihr Können gezeigt haben: Jonas Hofmann (Dortmund), Philipp Wollscheid (Leverkusen) und Sami Allagui (Berlin).

Letzterer zeigte am Wochenende, was an einer Leihe innerhalb der Liga gefährlich sein kann: Er schoss das 2:0 gegen seinen alten Arbeitgeber und versetzte Hertha so den Todesstoß. Auch die Leihgebühr von 500 000 Euro hilft da nicht über die verlorenen Punkte hinweg. Generell war dieser Transfer etwas fragwürdig. Vor der Saison suchte Hertha noch panisch nach einem neuen Stürmer. Damals wollte man die Verantwortung auf Allagui übertragen, der in der Sturmspitze besser aufgehoben ist als auf den Außen. Doch als man Schieber und Kalou verpflichtete, dachten die Verantwortlichen wohl, es sei kein Platz mehr für den Tunesier. Dabei ist dieser doch schon 28 und damit im besten Fußballalter, nach der Leihe wird er seine Leistungen wohl nicht mehr lange aufrechterhalten können und eine Steigerung ist auch eher unwahrscheinlich. Letztendlich schoss die Hertha sich damit im wahrsten Sinne des Wortes ein Eigentor.

Das ist ein Beitrag unseres neuen Jugendmagazins "Der Schreiberling". Lust auf mehr? Folgt uns doch auf Facebook unter www.facebook.de/Schreiberlingberlin

David Fresen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false