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Der Mann hinter der Wostok-Limonade, Joris van Velzen in seinem Büro.

© privat

Was wir trinken: Wostok - Ostalgische Grüße

Cola muss nicht braun sein, Brausen müssen keine chemischen Verstärker enthalten und Limonaden nicht nur nach Zitrone schmecken. Wir haben uns mit Berliner Brauern getroffen. Teil 10 - Wostok.

Dass das Konzept vom eigenen Getränk aufgehen kann, davon kann Joris van Velzen eine lange Geschichte erzählen. 2009 zum ersten mal abgefüllt, kann man seine Wostok Limonade heute von Schweden bis Spanien in mehr als 600 Geschäften, Cafés und Spätis kaufen. Der 45-Jährige arbeitete jahrelang als Fotograf in Russland und stieß dabei auf das Rezept des im Westen nahezu unbekannten Gebräus Baikal, dem sowjetischen Ersatz zur Cola. Es schmeckt würzig, süß und erinnert an eine ätherische Bronchialeinreibung nach einem Saunabesuch mit Tannennadelaufguss. Ein Professor in Moskau überließ ihm das Rezept und so kam Baikal nach Berlin. Der Geschmack blieb, aus Baikal wurde Wostok (russ. der Osten).

Wie kann eine Tannennadel-Limonade so erfolgreich sein?

„Der komische Geschmack ist natürlich ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt van Velzen. Obwohl er 2013 über eine Millionen Flaschen verkaufte, ist das Getränk heute noch ein Geheimtipp, denn der gebürtige Niederländer macht keine Werbung. Ein kluger Schachzug, denn große Werbekampagnen machen eine Marke zum Mainstream, den die Zielgruppe der alternativen Getränke unbedingt meiden will. Bekanntheit erlangte die Brause vor allem über die Konsumenten und die neuen Medien. „Auf Facebook, Instagram und anderen sozialen Netzwerken posten ständig Leute ihre Wostok Flaschen und denken dabei immer etwas Neues entdeckt zu haben.“

Ganz am Anfang half van Velzen aber auch das Glück. Als er auf einer Tour durch den Bergmannkiez versuchte seine Limonade in Cafés anzubieten, wurde ein RBB Team auf den Mann mit dem Sowjetgetränk aufmerksam und drehte spontan einen Beitrag. Zu Vor der ersten Abfüllung hatte er vor allem Sorgen, keine Genehmigungen von irgendwelchen Behörden zu bekommen. „Überraschenderweise ist es echt deutlich schwieriger Tierfutter auf den Markt zu bringen, als Menschenfutter,“ sagt er. Der typische Wostok Trinker ist für van Velzen der links angehauchte Künstler oder Halbintellektuelle, den die Ostalgie des Designs sofort anspricht. Eine Kolchose-Bäuerin mit Kopftuch und Tannenzweig blickt nachdenklich in die Ferne. Heute gibt es neben Tannenwald noch zwei weitere Wostok-Sorten, Dattel-Granatapfel und Estragon-Ingwer, im Winter sollen noch Aprikose und Marzipan dazukommen.

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Simon Grothe

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