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Berlin: Jugendliche zogen prügelnd durch Marzahn Meist schlugen Boris und Alexander ganz wahllos zu Nun stehen sie vor Gericht und geben sich gelassen

Der Polizei waren die beiden Jugendlichen längst bekannt, der Justiz auch. Doch die verhängten Bewährungsstrafen änderten nichts am Verhalten von Boris und Alexander (Namen geändert).

Der Polizei waren die beiden Jugendlichen längst bekannt, der Justiz auch. Doch die verhängten Bewährungsstrafen änderten nichts am Verhalten von Boris und Alexander (Namen geändert). Unbeeindruckt zogen sie weiter prügelnd durch Marzahn und Hellersdorf. Sie schlugen im Streit mit anderen Jugendlichen zu oder griffen wahllos Passanten an. Verhaftet wurden sie erst nach insgesamt rund 20 zum Teil erschreckend brutalen Übergriffen. Seit gestern müssen sich die 17 und 19 Jahre alten Russlanddeutschen vor einer Jugendstrafkammer des Landgerichts verantworten.

Alexander und Boris gaben sich nach fast zehn Monaten Haft vor ihren Richtern gelassen. Als der Staatsanwalt die Anklage verlas, gönnten sie sich immer wieder ein Lächeln. Bei der Sache mit dem Kinderwagen beispielsweise. Den hatte Boris aus einer Wohnung im dritten Stock geworfen, um Passanten zu treffen. „Aus Spaß", sagte er später zum Richter. Bei ihrer Gewaltserie ab Mai letzten Jahres haben sie vier Männern die Nasenbeine gebrochen, anderen Zähne ausgeschlagen, einen jungen Mann mit einem Messer verletzt, zwei ältere Paare misshandelt und mehrfach Opfer ausgeraubt.

„Man könnte sagen, sie haben aus Langeweile zugeschlagen“, hielt der Vorsitzende Richter dem älteren Angeklagten bezüglich eines Übergriffs an einer Haltestelle vor. Boris, der die Haare wie sein Kumpel sehr kurz trägt, räkelte sich und meinte dann: „Also, der muss etwas gesagt haben, was uns sauer gemacht hat.“ Damals, im Juni letzten Jahres, hatten sie laut Anklage einen jungen Mann grundlos geschlagen und getreten. Ein älteres Paar zeigte Zivilcourage und wollte helfend eingreifen. Gegen die beiden Angreifer aber waren die Rentner machtlos. Die 66-jährige Frau ging nach einem Tritt in den Bauch zu Boden, der 74-jährige Mann bekam einen heftigen Stoß in den Rücken.

Der Angeklagte Boris, der mit seinen Eltern vor etwa fünf Jahren nach Deutschland gekommen war, sprach von sehr viel Alkohol, der bei den Taten im Spiel war. „Wir machen keinen Stress, wenn keiner was sagt“, erklärte er dem Richter. Er habe es damals auch als ganz normal angesehen, dass man einem, den man gerade umgehauen hat, das Portemonnaie wegnimmt, bestätigte er frühere Angaben gegenüber der Polizei. Weder ein Mitgefühl für die Opfer noch Scham waren bei seiner Aussage zu spüren.

Der 17-jährige Alexander wurde im April letzten Jahres wegen Gewaltdelikten zu einer Bewährungsstrafe von 18 Monaten verurteilt. Gegen Boris waren kurz darauf sechs Monate auf Bewährung verhängt worden. Jetzt müssen beide mit deutlichen Haftstrafen rechnen. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. K. G.

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