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Berlin: Jugendlicher sprang aus dem 9. Stock – und überlebte

16-Jähriger hatte mit Freunden gefeiert und ging „zum Luftholen“ auf den Balkon

Von Tanja Buntrock

und Werner Schmidt

Die vier Männer, die wie üblich beim Feierabendbier im Imbiss an der Ahrenshooper Straße in Hohenschönhausen stehen, können es immer noch nicht fassen: „Entweder der Junge hatte einen guten Schutzengel oder einen Fallschirm“, sagt der Buden-Besitzer.

Der Junge, über den sie sprechen, ist Markus S. Der 16-Jährige war während einer Party am Dienstagabend in einer der Hochhaus-Wohnungen gegenüber dem Imbiss aus dem neunten Stock rund 35 Meter in die Tiefe gefallen. Das höchstens fünf Meter breite und vom Schneeregen aufgeweichte Rasenstück, auf dem er aufschlug, rettete ihm wahrscheinlich sein Leben. Mit Beinbrüchen und einer Lungenquetschung brachte ihn der Notarztwagen ins Unfallkrankenhaus Marzahn, wo der Junge auf der Intensivstation liegt.

„Wir haben abends laute Musik und Stimmenwirrwarr gehört“, berichtet ein Nachbar-Ehepaar. Es wohnt direkt über der Wohnung, in der die Party stieg. Gastgeber waren die beiden Kinder der Familie N. „Sonst haben wir kaum Kontakt zu denen. Irgendwann gegen 22 Uhr wurde es auch etwas leiser, wir sind dann schlafen gegangen“, sagte das Ehepaar.

Währenddessen ist auf der Fete ordentlich Alkohol geflossen. Markus S. hat eine Menge Wodka, Bier und den Energy-Drink Red Bull getrunken. Dabei waren die Jugendlichen allerdings nicht allein in der Wohnung, wie die Polizei berichtet. Frau N. hat nebenan bereits geschlafen, als ein 15-Jähriger beobachtete, wie Markus S. auf den Balkon „zum Luftholen“ ging. Der Balkon ist verglast, zwei Elemente hätten aber offen gestanden, berichtet die Polizei. Markus S. ist plötzlich und „ohne Grund heruntergesprungen“, sagen seine Freunde später aus. Von Problemen oder Liebeskummer sei ihnen nichts bekannt. Sie vermuten, dass der viele Alkohol der Auslöser war.

Die Angehörigen wollte gestern nichts zu dem Unglück sagen. Sie bangen noch um das Leben des Jungen. Das gleiche gilt für die Familie N.: Kein Kommentar zum Unglück. In den angrenzenden Wohnungen in der Hochhaus-Siedlung öffnen die Nachbarn entweder gar nicht erst die Türen oder haben angeblich von dem Feuerwehr- und Polizeieinsatz nach dem Sturz nichts mitbekommen.

Nur der Imbissbuden-Besitzer berichtet von den „vielen Polizeibeamten, die mit Scheinwerfern die Fassade und die Unglücksstelle angestrahlt haben“. Die Männer im Imbiss sind sich einig: „Die Jugendlichen sollten mal lieber Buttermilch und Tee auf ihren Partys trinken“, sagt einer – und nimmt einen kräftigen Schluck aus seiner Bierflasche.

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