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Berlin: Jugendlicher starb nach vierwöchigem Alkohol-Koma

16-jähriger Gymnasiast aus Zehlendorf soll 50 Schnäpse getrunken haben. Schulsenator fordert strengere Kontrollen in Gaststätten

Lukas W. ist tot. Der 16-Jährige, der Ende Februar nach einem Trinkgelage bewusstlos wurde, starb in der Nacht zu Donnerstag in einer Klinik. Vier Wochen hatte er im Koma gelegen, in das er mit 4, 4 Promille Alkohol gefallen war. Er soll angeblich bis zu 50 Schnäpse getrunken haben, hatten Freunde der Boulevardpresse berichtet. Die Polizei leitete ein Todesermittlungsverfahren ein, eine Obduktion wurde angeordnet. Wie berichtet, hatte die Mutter von Lukas Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung gestellt. Die Polizei hat auch vier Wochen nach dem Fall noch nicht ermittelt, wo und mit wem sich der Zehlendorfer Gymnasiast derart betrunken hat. Ein Beamter betonte, dass es keine Hinweise gebe, dass der Jugendliche zum Trinken gezwungen worden sei.

Der Wirt der Bar am Spandauer Damm in Charlottenburg hatte bei der Polizei ausgesagt, dass der Jugendliche bei ihm nur ein Bier getrunken habe und gegen vier Uhr früh eingeschlafen sei. Die Polizei betonte, dass der Ausschank von Schnaps an Jugendliche nur eine Ordnungswidrigkeit sei und von der Polizei kaum zu kontrollieren sei. Bier und Wein darf an Jugendliche ab 16 Jahren verkauft werden. Der 16-Jährige hätte aber nur bis Mitternacht in der Kneipe sein dürfen. Kollabiert ist Lukas gegen 4 Uhr früh. Verstöße gegen das Gesetz können mit Bußgeld oder im Wiederholungsfall mit Konzessionsentzug geahndet werden. Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) hat gestern strengere Kontrollen in Gaststätten angeregt. „Ich gehe davon aus, dass es da noch einen Spielraum gibt“, sagte Zöllner der Agentur dpa. Nach Angaben des Senats stellt das sogenannte Komasaufen unter Jugendlichen ein immer größeres Problem dar. So wurden wegen akuter Alkoholvergiftung im Jahr 2005 genau 274 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 20 Jahren in Krankenhäusern behandelt. Das 15-jährige Mädchen, das vor einer Woche nach einem Alkoholexzess in einem Charlottenburger Park ins Krankenhaus kam, ist mittlerweile wieder nach Hause entlassen worden.

Eva Carender-Niemeier, die Leiterin des Dreilinden-Gymnasiums, teilte gestern mit, dass sich die Schule mit einer Trauerfeier von Lukas verabschieden werde. In dem Zehlendorfer Gymnasium herrschte am Morgen von Lukas Tod Stille. Die Mittleren Prüfungen für die 10. Klassen standen auf dem Programm, die anderen Schüler hatten frei. Die meisten Lehrer und Schüler wollten sich nicht äußern oder reagierten gereizt. Lukas war erst vor einem halben Jahr zum Dreilinden-Gymnasium gewechselt und nach Aussagen eines Lehrers kaum im Unterricht anwesend. Umso ungerechter findet Lehrer Tom Krahl, dass seine Schule als „Säufer-Schule“ abgestempelt wird. „Die Schule kriegt ab, was eigentlich ein privates Problem ist.“ Seiner Meinung nach hätte sich auch die Schulverwaltung für die Schule stark machen müssen. Das Thema Alkohol „betrifft nicht nur unsere Schule. Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem“, sagte ein weiterer Lehrer. Die Prüflinge wollte man gestern nicht belasten. Am heutigen Freitag werde Lukas Tod noch einmal in allen Klassen Thema sein. Ha/tuc

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