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Berlin: Jugendstadtrat wirft Polizei Hysterie vor

Heftige Vorwürfe gegen die Polizei hat der Reinickendorfer Jugendstadtrat Peter Senftleben (SPD) erhoben. Die habe mit ihrer überzogenen Darstellung die vermeidbare Heimunterbringung eines elfjährigen Mädchens verursacht, sagte er Mittwochabend.

Heftige Vorwürfe gegen die Polizei hat der Reinickendorfer Jugendstadtrat Peter Senftleben (SPD) erhoben. Die habe mit ihrer überzogenen Darstellung die vermeidbare Heimunterbringung eines elfjährigen Mädchens verursacht, sagte er Mittwochabend. Laut Polizeibericht war das Kind am 1. Dezember aus einer „völlig verdreckten“ Wohnung „befreit“ worden. In den unbeheizten Räumen hätten „katastrophale hygienische Zustände“ geherrscht. Einzige Waschgelegenheit sei eine mit verdrecktem Geschirr voll gestellte Spüle gewesen. Das Kind habe die heruntergelassenen Jalousien nicht selbstständig öffnen können.

Laut Senftleben war der Polizeibericht aufgebauscht. Vielmehr habe es sich um einen „Grenzfall“ von Vernachlässigung gehandelt. Die Mutter habe die elfjährige Tochter am Abend in die Obhut der 18-jährigen Schwester gegeben. Nur weil sich die Geschwister am nächsten Morgen stritten, sei der Ofen nicht beheizt worden. Als die Ältere mit ihrem Freund die Wohnung verließ, habe die Elfjährige die Tür zugeschlagen. Da der junge Mann daraufhin drohte, Tür oder Fenster einzuschlagen, hätte das Mädchen die Jalousien herunter gelassen und die Polizei gerufen.

Senftleben und Bildungsstadtrat Uwe Ewers (CDU) gaben Defizite bei der Zusammenarbeit der Behörden zu. Erst nachdem die Elfjährige ein halbes Jahr lang nicht zum Unterricht erschienen war, hatte das Schulamt im Sommer Polizei und Jugendamt eingeschaltet. Seit August betreute eine Sozialhelferin die Familie. Erste Erfolge seien die Rückkehr des Kindes in die Schule und die Bereitschaft der Mutter zum Eintritt in ein betreutes Wohnprojekt gewesen, sagte Senftleben. Doch seit dem jüngsten Polizeieinsatz sei die Mutter nicht zu erreichen. Deshalb müsse man jetzt eine Heimunterbringung beantragen. Von der Polizei gab es dazu keine Stellungnahme.

Rainer W. During

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