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Berlin: Jung und kaufkräftig

Mit mehr Ausstellern startete gestern zum fünften Mal die Jugendmesse „You“. Man rechnet mit dem Wohlstand der Besucher

Coole Musik überall. Coole Computerspiele. Coole Handy-Klingeltöne. Es gibt dieses Alter, in dem alles supercool sein muss. Es liegt zwischen 13 und 25 Jahren. Für diese Altersgruppe eröffnete gestern der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit Europas größte Jugendmesse „You“ mit einem Rundgang. Das Motto der Messe lautet: „Mitmachen, Anfassen, Ausprobieren.“ Wowereit appellierte an die Jugendlichen, sich „auch“ beruflich zu informieren.

Wie bei einem Rockkonzert drängten sich die Jugendlichen durch die Absperrungen und Sicherheitskontrollen. Sie kamen in Schulklassen und verloren in den elf Hallen zwischen DJs, Handys und Markenkleidern, Sportanlagen, Verlosungen und Berufsinformationsständen schnell ihre Lehrer aus den Augen. Gleich am Eingang lockt eine Halle mit 200 vernetzten Computern, auf denen man gegeneinander spielen kann. Am Ende der Halle hängen drei große Bildschirme , auf denen Außenstehende die Spiele verfolgen können. Es gibt inzwischen Ligen und hohe Preisgelder in dieser Disziplin. Für die Jugendlichen ist eine so genannte LAN-Party nichts Neues, für viele Erwachsene dagegen schon.

„Wir sind aus voller Überzeugung hier, weil es uns interessiert“, sagt Lehrerin Sabine Kettler. Sie und ihre Kolleginnen nutzen die Messe als Gelegenheit, dieWelt, in der ihre Schüler leben, kennen zu lernen. Auf die Idee, die Messe zu besuchen, kommen allerdings eher die Schüler. Viele Lehrer mussten erst dazu überredet werden.

„Sehen, was es Neues gibt“, das treibt die 15-jährige Nadine durch die Messehallen. „Hier sind viele Jugendliche, das ist interessant.“ Sie steht mit ihrer Freundin Bonny am Stand der Bundeswehr. Beide Mädchen wollen Jetpilotin werden. Das Angebot an beruflicher Orientierung beschränkt sich nur auf eine Halle.

Dabei wächst die Ausstellerzahl der Messe ständig, von 171 im ersten Jahr 1999 auf 250 dieses Jahr. Die Veranstalter zählten gestern 41 000 Besucher. Insgesamt erwarten sie bis Sonntag über 160 000. Für die Industrie sind die Besucher ein Wachstumsmarkt. Der „Kids Verbraucher Analyse 2003“ zufolge geben 16- bis 19-jährige Jugendliche zwischen 164 und 217 Euro monatlich aus. „Außerdem haben sie auf die Kaufentscheidungen zu Hause Einfluss“, sagt Frank Hoyer, Sprecher der „You“-Veranstalter. „Besonders zu Artikeln, bei denen sich der Papi nicht auskennt, wie etwa Handys, wird der Sohn um Rat gefragt.“

Eltern und Lehrern geht es bei der Neugier auf neue Trends ähnlich. Viele Lehrer zogen sich erst einmal in die „Lehrerlounge“ zurück und studierten abseits der lauten Tanzmusik das Messe-Programm. Nachdem ein Werberteam der Deutschen Post auf die Idee kam, in der „Lehrerlounge“ leuchtend gelbe Einkaufstüten mit ihrem Logo zu verteilen, erkannte man die staunenden Lehrer sofort zwischen den Jugendlichen.

Till Schröder

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