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Berlin: Junge Lehrer lehnen Bögers Stellenangebote ab

Viele Bewerber wollen keine Teilzeitstellen akzeptieren. Urlaubs- und Weihnachtsgeld soll gestrichen werden

Noch sechs Wochen, dann sollen 250 neue Lehrer in Berlin mit dem Unterricht beginnen. Ob bis zum Ferienende so viele gefunden sein werden, ist allerdings fraglich. Denn das Angebot, das ihnen das Land Berlin macht, sieht immer schlechter aus. Am Donnerstag wurde bekannt, dass nicht nur die meisten Zweidrittelstellen akzeptieren müssen, sondern zusätzlich das Weihnachts- und Urlaubsgeld gestrichen werden soll. Das haben Finanzsenator Thilo Sarrazin und Innensenator Ehrhart Körting (SPD) angekündigt. Laut Lehrergewerkschaft GEW mache das 7,7 Prozent des Gehalts aus. Damit liege die Vergütung eines Berliner Lehrers um zwölf Prozent unterhalb des Niveaus der Lehrer in anderen Bundesländern, sagt GEW-Vorsitzender Ulrich Thöne.

Bei einem Bruttogehalt von 3500 Euro für einen 35-jährigen Lehrer mache das fehlende Weihnachts- und Urlaubsgeld 450 Euro aus, ein Drittel der Stelle 1200 Euro – nicht wenig, findet die GEW. Das denken offenbar auch viele der Bewerber und sagen ab. Laut GEW hat ein Drittel der potenziellen neuen Lehrer das Angebot aus Berlin bereits abgelehnt. Viele hätten sich gleichzeitig in mehreren Bundesländern beworben, Bayern und Nordrhein-Westfalen suchen tausende Lehrer und locken mit Vollzeitstellen. Viele Pädagogen werden sich jetzt für eine Stelle im Speckgürtel von Berlin entscheiden, befürchtet Thöne. Denn auch Brandenburg zahlt mehr.

Besonders für die Fächer Mathematik, Physik, Informatik sei es schwierig geworden, neue Lehrer zu finden. In den kommenden Jahren, wenn in Berlin tausende Stellen neu besetzt werden müssten, werde sich das Problem verschärfen.

Die Schulverwaltung ist dennoch zuversichtlich, dass in den kommenden sechs Wochen noch genügend Lehrer eingestellt werden, damit kein Unterricht ausfällt. Etliche junge Lehrer, die man haben wollte, hätten abgelehnt, bestätigt Rita Hermanns, die Sprecherin von Schulsenator Klaus Böger (SPD). Aber problematisch sei das nicht, man habe schließlich 3000 Bewerber auf der Warteliste – auch für Mathematik, Informatik und Physik. Und außerdem: So schlecht sei das Angebot nicht. Nur für das erste Schuljahr müssten die neuen Lehrer teilzeit arbeiten, dann würden alle Teilzeit- in Vollzeitstellen umgewandelt.

Hintergrund für die Streichung des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes ist die bundesweite Kündigung entsprechender Tarifverträge vergangenes Jahr. Einen Anspruch auf das Geld hätten neu eingestellte Lehrer seitdem nicht mehr, sagt Innensenator Ehrhart Körting. Ob Berlin trotzdem zahle, sei aber noch nicht endgültig entschieden.

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