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Berlin: Kaffee von der künftigen Königin

Der erste Job von Prinzessin Victoria im Praktikum: Sie verschafft ihrem Chef eine Werbeplattform

Von Elisabeth Binder

Da ist sie also, die derzeit berühmteste Praktikantin der Stadt: weiße Hose, halb offen weiße Schuhe, hellbeige Bluse, brauner Pferdeschwanz und ein Lächeln wie eine schwedische Mittsommernacht. Victoria, Kronprinzessin von Schweden, hofft ganz offensichtlich, dass sie sich mit dieser Pressekonferenz im fensterlosen orange gepolsterten Saal des Gemeinschaftshauses der Nordischen Botschaften einen einigermaßen ungestörten Berlin-Aufenthalt verschaffen kann. Neben ihr sitzt Jonas Augustson, nun für zwei Monate Chef der künftigen Königin von Schweden, und hält erst einmal ein Kurzreferat über die Aufgaben des Schwedischen Außenwirtschaftsratsbüros, das er leitet. „Ich hoffe, dass Sie eine Menge darüber lernen, ich werde es jedenfalls tun", unterstützt ihn seine jüngste Mitarbeiterin.

Sie tritt charmant, aber sehr bestimmt auf, ihre Lieblingsworte sind „absolutely" und „thank you". Ja, sie bevorzugt Englisch als Konferenzsprache. Danke. Sie ist es offensichtlich gewohnt, immer wieder dieselben Fragen gestellt zu bekommen; bei manchen nickt sie schon, bevor sie noch zu Ende gefragt sind, wie eine Schülerin, die den Lehrer längst durchschaut hat. An anderen Stellen lässt sie ihrer Schlagfertigkeit freien Lauf. Als ein junger Mann eindringlich nach ihren Musikvorlieben fragt und danach, welche Clubs sie besonders mag, fragt sie mit dunkler Stimme zurück: „Bitten Sie mich gerade um eine Verabredung?" Sie tanze gern, das immerhin gesteht sie zu.

Später wird sie gefragt, ob sie oft Heimweh habe und dann ihre Mutter anrufe. „Man muss doch kein Heimweh haben, um seine Mutter anzurufen", bringt sie ihre viel gerühmte frisch natürliche Ausstrahlung zur Geltung. „Eltern sind Eltern, es ist selbstverständlich, dass man mit ihnen telefoniert." Im Übrigen leide sie nicht sonderlich unter Heimweh, weil sie gerne reise und gerne neue Leute kenne lerne. Vermisst sie denn gar nichts? (Auch das ist so eine Frage, die einer normalen Praktikantin nach zwei Tagen wohl so nie gestellt würde.) „My dog", sagt sie strahlend, und ohne eine Sekunde zu zögern. Und die Pferde? „Da verwechseln Sie mich mit meiner Schwester. Sie ist diejenige, die reitet."

Was ihre Freunde betrifft, so rechnet sie nicht mit viel Besuch. „Meine Freunde sind alle sehr beschäftigt." Und der Boyfriend? Dem halb lachend geäußerten „No answer" steht der gleichzeitig distinguierte wie distanzierte Ostküstenakzent besonders gut. Auf die vorhersehbare Frage, ob sie während des Praktikums auch Kaffee kochen werde, reagiert sie mit dem leise ironischen Triumph der gut Vorbereiteten. Danach hat sie sich natürlich zuerst erkundigt, weil das in allen Büros das Wichtigste sei. Im Außenwirtschaftsrat gilt die Regel, wer die letzte Tasse nimmt, muss neuen kochen. Und, ja, daran werde sie sich natürlich halten.

Es ist eher interessant zu sehen, worauf sie innerlich beteiligt antwortet, und womit sie eher wenig anfangen kann. Ihrer persönlichen Vorstellung von einer schönen Zeit beim Praktikum? Sie habe ja schon gesagt, dass sie darauf aus sei, viel zu lernen, dass sie gerne lerne und dass dies eine großartige Chance dazu sei. Egal, wie sie eine Frage findet, sie schaut den Fragesteller direkt an und lächelt ihr Sommerlächeln, dass sie mit einem in Abstufungen gepolsterten „Thank you" kurz ausknipst, wenn sie nicht weiterreden will.

Wie andere Praktikantinnen auch, ist sie von Berufsehrgeiz gepackt. Dass auch der deutlich sichtbar wird, ist dem finnischen Kollegen zu danken, der sie nach einem Staatsbesuch in seiner Heimat fragt, dem ersten, auf dem sie ihre Eltern in offizieller Mission begleitet hat. Sie sei so nervös gewesen und sei so gut und freundlich aufgenommen worden, dass dies eine ganz besondere Erfahrung gewesen sei. Sie wiederholt das noch zweimal mit anderen Worten, und es wird restlos klar, dass dieser Besuch eine ungeheuer wichtige Erfahrung war, der sie sich mit mehr Problembewusstsein gestellt hat, als vielleicht nötig gewesen wäre. Dann findet sie wieder in einen leichten Ton zurück. „Ich weiß, dass ihr Leute versucht, meine Wohnung zu finden", sagt sie den Fotografen und bittet darum, dass man ihre Privatsphäre respektieren solle. Ihr gutes Verhältnis zu Deutschland will sie über das Praktikum nicht verlieren.

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