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Prominente Unterstützung. Nach vielen anderen Politikern der Linkspartei besuchte jetzt auch Gregor Gysi die Besetzer im Pankower Seniorentreff. Foto: Clemens Bilan/dapd

© dapd

Berlin: Kaffeeklatsch mit Gregor Gysi

Der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag zu Besuch bei den Besetzern im Pankower Seniorentreff Die BVV hat beschlossen, nach einem freien Träger für das Projekt zu suchen.

Berlin - Die Hausbesetzer im gesetzten Alter haben für Gregor Gysis Besuch eine Kaffeetafel vorbereitet. Direkt vor dem prominenten Gast steht – neben Kannen und Kekstellern – eine gläserne Spardose mit der Aufschrift „Spenden für Besetzung“. Darin liegen allerdings nur 2,41 Euro. Für die Rettung ihres Treffpunkts werden die Senioren viel Geld brauchen. Noch ist nicht klar, wo es herkommen soll. Auch der Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag hat keine schnelle Lösung mitgebracht.

Seit sechs Wochen halten die Rentner die alte Villa an der Stillen Straße in Pankow besetzt. Der Bezirk hatte beschlossen, den Treff zu schließen, um den klammen Pankower Haushalt zu entlasten. Die renitenten Alten faszinieren die Medien, selbst die amerikanische NBC hat schon über die Aktion berichtet.

Zu Beginn von Gysis Besuch ist die Stimmung unter den Hausbesetzern gedrückt, obwohl ihnen die große Medienaufmerksamkeit am Donnerstag einen ersten Erfolg gebracht hatte: Die BVV beschloss auf ihrer Sitzung, nach einem freien Träger zu suchen, der das Zentrum weiter betreibt. Allerdings gibt es für einen Einstieg erhebliche Hürden, auch wenn innerhalb der Wohlfahrtspflege Interesse an einer Übernahme des Seniorentreffs signalisiert wurde. Etwa seitens der Volkssolidarität, wie deren Landesvorsitzende der Volkssolidarität Heidi Knake-Werner, frühere Sozialsenatorin der Linken in Berlin, ankündigt hat. Aber der Bezirk verlangt eine Sanierung und einen behindertengerechten Umbau des Gebäudes. Die Kosten dafür schätzt er auf über zwei Millionen Euro, will selbst aber keine Gelder bereitstellen. Auch für den Unterhalt von jährlich etwa 27 000 Euro müsste ein neuer Träger alleine aufkommen.

Die Senioren hatten sich von der BVV-Sitzung mehr erhofft. Zudem ärgert sie, dass sie nicht alle Details der Sitzung mitverfolgen konnten. „Weil der Ton so schlecht war, haben wir kaum etwas verstanden“, sagt Peter Klotsche vom Vorstand des Seniorenzentrums.

Bei seinem Besuch wurde Gregor Gysi von Stefan Liebich begleitet, der für die Linke den Wahlkreis Pankow im Bundestag vertritt. Gysi hat zudem einen Architekten geschickt, der feststellte, dass eine Instandsetzung des Gebäudes längst nicht so teuer sein müsse wie vom Bezirk veranschlagt. Statt zwei Millionen seien nur 100 000 Euro nötig. Auch bei verschiedenen Stiftungen hat Gysi angeklopft, aber bisher keine Zusagen erhalten. Liebig und vor allem Gysi geben sich alle Mühe, die Moral der Senioren zu stärken, die nach den wochenlangen Aktionen leicht angegriffen wirken. Gysi erzählt von eigenen Protesterfahrungen als Hungerstreikender und gibt Durchhalteparolen aus: „Es kommt darauf an, dass Sie nicht aufgeben und den Verantwortlichen weiter auf die Nerven gehen.“

Tatsächlich gibt sich das Seniorenkollektiv ermutigt, nachdem die Besucher die Villa nach einer Dreiviertelstunde verlassen haben. „Ich bin schon ein bisschen optimistischer“, sagt die Vorsitzende Doris Syrbe. Am 20. September wird der Pankower Finanzausschuss Träger anhören, die sich für eine Übernahme des Seniorentreffs interessieren. „Bis dahin werden wir mit aller Kraft weitermachen.“

Die Besetzer denken derweil über neue Protestformen nach: Unter anderem hat eine Jugendinitiative aus Kreuzberg angeboten, die demonstrierenden Senioren mit Traktor und Anhänger durch die Stadt zu fahren.

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